Entschleunigung, Achtsamkeit, Entspannung - Stichwörter, die zwar in aller Munde sind, jedoch im Schulalltag nicht wirklich zum Tragen kommen. Das wollte ich ändern und habe mich für ein Ganztagsangebot entschieden, das genau dieses Manko auffangen sollte. Mit „Yoga und mehr“ wollte ich ausprobieren, ob es gelingen könnte, den Kindern innerhalb des Schultages Momente der Ruhe und Entspannung zu schenken.
Gespannt wartete ich also auf die Auswertung der AG-Wahlzettel und war sehr erstaunt, dass tatsächlich mehr Kinder die AG gewählt hatten, als ich platzmäßig unterbringen konnte.
Nun musste ich mir nur noch ein Konzept überlegen, das nicht nur meine bereits oben genannten Stichwörter zum Ziel hatte, sondern obendrein den Kindern auch noch Spaß machen würde. Aus meiner eigenen Yogapraxis weiß ich, dass der Schlüssel des Ganzen beim „sich einlassen“ liegt. Wie also würden die Kinder reagieren? Da es mir wichtig war, einen strukturierten Ablauf zu haben, legte ich einen Rahmen für die Yoga-Stunden fest: Ankommen - Schulalltag hinter sich lassen - entspannen - Yoga - Abschluss.
Gemeinsam ankommen
Wir gestalten den Raum und bringen Tische und Stühle an die Seite. Dann legen wir Yogamatten zurecht und gestalten eine Mitte. Dort liegen bunte Tücher, ein zartes Rosenlicht, eine kleine Musikbox und - je nach Stundenthema - Bildkarten, Gegenstände o.ä. für den Beginn unserer AG.
Damit es zur Entspannung gemütlich werden kann, durften die Kinder von daheim Decke und Kissen mitbringen.
Damit die Kinder nun wissen, dass es hier nicht um Anforderungen geht, denen sie gerecht werden müssen, sondern wirklich alles sein darf, was sein möchte, lassen wir den Schulalltag hinter uns. Wir sprechen über die individuellen Gefühle und nutzen dafür Bildkarten (ich habe oft eine Auswahl von Karten aus dem Spiel Dix-It dabei) oder andere Symbole/Gegenstände. Sie wählen etwas aus, das ihnen in diesem Moment gefällt und legen einen bunten Holzstein darauf. Danach sprechen sie ihre Gefühle oder andere Begründungen aus, weshalb sie sich an diesem Tag für jenes Symbol oder jene Karte entschieden haben. Wenn jedes Kind erzählt hat und niemand mehr etwas auf dem Herzen hat, machen sie es sich auf ihren Matten gemütlich und warten auf die Anfangsentspannung.
Entspannung
Für die Anfangsentspannung wähle ich immer eine thematisch passende Geschichte in Abstimmung zu meiner Yoga-Geschichte aus. Ist beispielsweise der Hund die Hauptfigur in der Yogaeinheit, kommt dieser natürlich auch in der Entspannungsgeschichte vor. Dazu steht mir ein altes Buch „Die Mondschaukel“ zur Verfügung, aus dem ich Traumgeschichten in leicht abgeänderter Form vorlese. Meine Stimme ist dabei besonders ruhig und auch das Vorlesen erfolgt langsam und mit bewussten Sprechpausen.
Diese Geschichten sind dem Autogenen Training entlehnt und sorgen für ruhigeres Atmen und für das Spüren des eigenen Körpers - eine optimale Einstimmung auf die folgende Körperarbeit in der Yogaeinheit.
Wie die Yogastunde nach der Entspannung weitergeht, könnt ihr im zweiten Teil zu diesem Beitrag lesen.