Schauergeschichten über das Referendariat kennt jeder. Und jeder kennt jemanden, der neue Schreckgeschichten erzählen kann. Nicht verwunderlich, dass viele junge Kolleginnen und Kollegen mit gemischten Gefühlen ins Referendariat starten: Vorfreude, endlich die Theorie in der Praxis zu erproben und gleichzeitig auch viele Ängste und Unsicherheiten.
Mein Start ins Referendariat
Um die Zeit zwischen 1. Staatsexamen und Start des Referendariats zu überbrücken, hospitierte ich ein Halbjahr (Februar bis August) an einer Grundschule in meiner Nachbarschaft. Dort begleitete ich Kollegen bei Ausflügen mit ihren Klassen, förderte einzelne Kinder, hospitierte im Unterricht der verschiedenen Klassenstufen, vertrat einzelne Stunden wenn ein Kollege verhindert war und fuhr sogar mit einer Klasse ins Schullandheim. Diese Monate waren toll! Mitten in der Schulpraxis gelandet, sammelte ich wertvolle Erfahrungen.
Im September startete das Referendariat und ich hatte das große Glück, an genau dieser Schule eingesetzt zu werden. Einen besseren Start ins Referendariat konnte ich mir kaum wünschen.
Das Referendariat in Bayern
In Bayern läuft das Referendariat folgendermaßen ab: im ersten Jahr hat man einen Betreuungslehrer, hospitiert in der Klasse und hält einige Stunden eigenverantwortlichen Unterricht. Im zweiten Jahr übernimmt man als Klassenleiter eine eigene Klasse. An zwei Tagen pro Woche besucht man in diesen zwei Jahren gemeinsam mit anderen Referendaren aus der Umgebung das Studienseminar.
Die Tage an der Schule genoss ich fast jeden Tag. Die Seminartage nicht. Zwar konnten wir uns dort gut untereinander austauschen und Ideen und Erfahrungen teilen. Vieles empfand ich aber als Gängelung. Sicherlich steht und fällt das Seminar mit der Seminarleitung….
Glücklicherweise hatte ich einige liebe Mitreferendare, so dass auch die Seminartage erträglich wurden.
Überlebenstipps für die Ausbildungszeit
- sucht euch im Seminar Verbündete, unterstützt euch und teilt euch – wo es möglich ist – die Arbeit für Unterrichtsvorbereitungen, Materialerstellung etc.
- holt euch Tipps bei erfahrenen Kollegen und scheut nicht, um Hilfe zu bitten
- lasst nicht zu, dass es im Seminar zu Konkurrenzkämpfen kommt
- und last but not least: verliert nicht den Spaß am Unterrichten und am Umgang mit den Kindern!
Mein Fazit
Insgesamt waren es anstrengende und nervenaufreibende zwei Jahre. Die ständigen Beurteilungen und Unterrichtsbesuche sorgten für großen Druck.
Es mag sich komisch anhören, aber ab und zu vermisse ich diese Zeit trotzdem. Nicht den Stress und den Druck oder den Ärger über manche Beurteilung. Aber ich vermisse die enge Zusammenarbeit mit meiner Betreuungslehrerin und das gemeinsame Überarbeiten und Optimieren der Vorführstunden, ich vermisse es regelmäßig toll vorbereitete Stunden zu sehen und zu analysieren über den eigenen Tellerrand und in andere Klassenzimmer spitzen. Gerade dieser Punkt kommt leider im Schulalltag viel zu kurz. Die Vertretungssituation und die zusätzlichen Aufgaben und Belastungen machen kollegiale Hospitationen fast unmöglich.
Es war eine nervenaufreibende, anstrengende aber auch sehr intensive, lehrreiche und spannende Zeit.
An alle zukünftigen Kollegen, die gerade mitten im Referendariat stecken oder kurz davor stehen: Lasst euch nicht unterkriegen!