In unserer Schule startet der gemeinsame Unterricht 10 bis 15 Minuten dem „offenen Anfang“, während dem die Schülerinnen und Schüler ab 8 Uhr nach und nach im Klassenzimmer eintreffen.
Oftmals war diese Zeit in der Vergangenheit geprägt von Unruhe. Die Schülerinnen und Schüler liefen umher und unterhielten sich. Manche gerieten in Streit, andere unternahmen den Versuch zu toben. Immer wieder war es dann schwierig, den offiziellen Unterricht entspannt zu beginnen.
Bereits im 1. Schuljahr habe ich diese Zeit ritualisiert – und für die Kinder – und mich - sinnvoll gestaltet.
Schließe ich morgens das Klassenzimmer auf, so starte ich direkt eine CD mit „Entspannungsmusik“. Jeden Morgen die Gleiche – deren Melodie die Schülerinnen und Schüler bereits verinnerlicht haben.
Sitzen sie an ihren Plätzen, so holt jedes Kind seine individuelle Arbeitsmappe heraus: Eine Mappe, die dem Interessensgebiet jedes einzelnen Schülers entspricht. Mal ist es eine Mappe mit dem Schwerpunkt „Fußball“, mal eine Mappe, die sich mit dem Thema „Pferd“ beschäftigt. „Reptilien“, „Die Feuerwehr“ oder „Das Alte Ägypten“ sind weitere Themen, die sich einzelne Schülerinnen und Schüler meiner zweiten Klasse von mir wünschten.
Die Motivation bei den Schülerinnen und Schülern ist riesig – und unterstützt und fördert den natürlichen „Wissensdrang“, den Kinder haben.
Möglichkeit der Forderung und Förderung
Da jedes Kind individuell arbeitet, besteht die Möglichkeit vom Anspruch her optimal zu fordern oder zu fördern. So erhielten einige auffallend leistungsstarke Schüler bereits im 1. Schuljahr Mappen zum Thema „Native Americans“, die für den Unterricht ab Klasse 4 konzipiert waren. Beeindruckend wurden die Aufgabenstellungen selbständig bewältigt bzw. von der Gruppe der Schüler gemeinsam gelöst. Da wir dieses Thema im Sachunterricht behandelten, hatten so einige interessierte Schüler die Möglichkeit, tiefer in die Materie einzudringen.
Gibt es Nachteile?
Den einzigen Nachteil, den man im Zusammenhang mit diesen Arbeitsmappen erwähnen kann, betrifft den Arbeitsaufwand für den Lehrer. Natürlich kostet es einige Mühe, geeignetes Material zu finden. Und natürlich ist nicht alles für mich als Lehrkraft „kostenfrei“. Aber die Mühe und die Investition lohnen sich. Und nach und nach greift man als erfahrene Lehrkraft auch auf ein großes Spektrum an eigenem Material zurück, vor allem, weil sich die Interessensgebiete vieler Kinder im gleichen Alter oftmals ähneln oder wiederholen.