Jedes Kind ist neugierig, und diese Neugier können wir Lehrerinnen und Lehrer uns im Anfangsunterricht zu Nutze machen. Aber jedes Kind hat auch unterschiedliche Interessen und Begabungen. Ich verlasse mich auch auf die Beobachtungen der Kita-Erzieher und -Erzieherinnen. Sie haben die kleinen Persönlichkeiten, die bei mir in den Stuhlreihen sitzen, aufwachsen sehen und kennen ihre Entwicklung. Hier kann ich mir vielleicht sogar Rituale abschauen, die den Erstklässlern den Übergang in die Grundschule erleichtern.

Alle Schulanfänger kindgerecht „abholen“

Die Frage nach der Schulreife bzw. Schulfähigkeit der Kinder stellen sich alle Beteiligten zum Schulstart: Eltern, Erzieher, Lehrer und vielleicht sogar die Kinder selbst. Doch auch die Schule hat die Aufgabe, sich kindgerecht, kinderfreundlich zu präsentieren. Kurze Lernphasen und viele Bewegungspausen sind – gerade für junge Schülerinnen und Schüler – essenziell, um sich an dem neuen Lernort wohlfühlen und entfalten zu können.

Gemeinschaft fördern – Individualität achten

Einander kennenlernen heißt es dann am Schulanfang. Ich unterstütze die Schülerinnen und Schüler dabei mit Spielen, gemeinsamen Aktivitäten und genügend Zeit. Mir hilft dabei das Instrument der Diagnostik: Ich gewinne einen Einblick in die persönlichen Stärken der Kinder, erkenne fächerspezifische Förderansätze und verfolge Lernfortschritte in der Klasse. Materialien gibt es genug (ich bevorzuge ILEA T, s.u.), problematisch ist im Alltag aber die Personalsituation. Wer also das Glück einer zweiten Lehrkraft oder andere personelle Unterstützung hat, sollte sich Zeit für angemessene Diagnose und Förderung nehmen.

Surftipp: Hier findet ihr zwei Gesamtprogramme zur persönlichen Leistungs- und Lernentwicklung von Kindern im mathematischen und schriftsprachlichen Bereich, die besonders auf den Übergang Kindergarten/Grundschule zugeschnitten sind. Meine Empfehlung ist allerdings – gerade vor dem Hintergrund von Zeitdruck und Personalmangel – sich entweder gezielt Aufgaben auszuwählen oder das Programm etappenweise zu durchlaufen.
Infos und Material findet ihr unter http://ilea-t.reha.uni-halle.de/.  

ILEA T: „Individuelle Lern-Entwicklungs-Analyse im Übergang/Transition – ein verbindendes Instrument zwischen frühpädagogischen Bildungsdokumentationen und Individuellen Lernstandsanalysen im Anfangsunterricht“

Lernen im Anfangsunterricht

Wer die Bedürfnisse, Vorlieben und individuellen Stärken seiner ersten Klasse erkannt hat und wertschätzt, hat schon den größten Schritt zum Erhalt der kindlichen Neugier getan. Auf spielerische und aktive Weise eignen sich die Schulanfänger neues Wissen leichter und auch nachhaltiger an. Und wenn ich als Lehrkraft Begeisterung und Lernfreude vermittle, fördere ich die Lernbereitschaft – gerade im Anfangsunterricht.

Dass die Motivation und das Leistungsvermögen ebenso viele Ausprägungen aufweisen wie ich Kinder in meiner Klasse habe, ist natürlich und unausweichlich. Die Schule ist auch gar nicht dafür da, alle Lernenden auf ihrem Weg „zurechtzustutzen“. Ich bevorzuge es deshalb, individuelle Vorzüge und Fortschritte jedes Schülers persönlich zu loben. In meiner ersten Klasse war das eben „Ich kann meinen Namen fehlerfrei und zügig schreiben“ auf der einen und „Ich erlese mir schriftliche Aufgabenstellungen schon selbstständig“ auf der anderen Seite. Beides war im individuellen Fall absolut lobenswert!

Allen Kindern Erfolgserlebnisse ermöglichen

Etwas mehr planerisches Geschick fordern dahingegen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten innerhalb einer Lerngruppe. Mir muss klar sein, dass das Arbeitstempo von Schüler zu Schüler variieren kann. Pädagogische Herausforderung ist die Differenzierung. In manchen Unterrichtsphasen bietet sich eine kleinschrittige Vorgehensweise an, die jeden aus der Klasse „mitnimmt“. Schnellere Schüler notieren bspw. ähnliche Beispiele, während langsamen Schülern Zeit zum Verstehen gelassen wird.

In Übungsphasen helfen alternative Lernangebote oder weiterführende Aufgaben leistungsstärkere Kinder herauszufordern. Organisatorisch lässt sich dies über eine Freiarbeitstheke lösen.

Spielerisch motivieren und Neugier bewahren

Einen Anreiz findet jeder Lerner im Klassenraum durch die Visualisierung seiner Leistung. Tokensysteme bieten sich an, um das eigene Lernverhalten zu würdigen und weiterhin für Bereitschaft und Motivation zu sorgen. Die Handlungsfelder einer Lehrkraft sind in diesem Zusammenhang schnell aufgezählt:

  • Ich biete den Erstklässlern lebensnahe, kindgerechte Themen an. Damit wecke ich die kindliche Neugier.
  • Eine abwechslungsreiche Methodik hilft mir, jeden Lerntyp zu erreichen und meinen Unterricht – auch mittels Bewegungs- und Ruhephasen – zu rhythmisieren.
  • Ansprechendes Material erhöht die Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft bei den Schülern. Auch können gut gewählte Arbeitsmittel das Verständnis und die Merkfähigkeit fördern.

Nutzt also kindliche Neugier und kultiviert so Lernbereitschaft!

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