Jeder kennt diese Frage: „Ich bin fertig, was soll ich jetzt machen?"
In jeder Klasse gibt es die schnellen Kinder, für die schnell eine Alternative gefunden werden muss, damit sie nicht anfangen die anderen Kinder zu stören oder laut zu werden. Doch im Unterrichtsalltag ist es nicht immer so einfach. Ich habe mir hierzu Gedanken gemacht, um die es heute hier gehen wird. Dabei beziehen sich die Ideen vorrangig auf Klasse 3 und 4.
Tischbuch
Ein Tischbuch einzuführen mache ich gern direkt zu Anfang von Klasse 3. Das stärkt nicht nur die Lesekompetenz, sondern ganz nebenbei auch die Rechtschreibung, Konzentration und ist eine ruhige Tätigkeit. Hierfür braucht es lediglich ein Buch unter dem Tisch.
Ich lasse die Kinder gern von zu Hause ein Buch mitbringen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob es ein dickes oder dünnes Buch ist, ob es ein Comic ist oder ein Buch mit mehreren Geschichten. Hauptsache es ist ein Buch und keine Zeitschrift, Magazin oder Zeitung. Dieses Buch wird dann über mehrere Wochen in der Schule unter dem Tisch liegen und kann - wann immer freie Zeit ist - rausgeholt und gelesen werden. Hierfür muss nicht gefragt werden. Beispielsweise in einer Regenpause, nach einem Test (wenn schon schnell abgegeben wurde) oder eben auch, wenn ein Kind schnell fertig ist und nun die Frage stellen würde „Was soll ich jetzt machen?".
Einmal im Schuljahr gebe ich das Buch vor. Hierfür leihe ich mir eine Klassenlektüre aus der Schulbücherei aus. Teilweise haben wir auch Klassensätze in der Schule, daher hält sich die Organisation für mich in Grenzen. Eine gemeinsame Klassenlektüre hat den Vorteil, dass auch mal dazu gearbeitet werden kann oder sich die Kinder gegenseitig darüber austauschen.
Weitere Aufgaben an der Tafel
Oft ist es so, dass wir Lehrkräfte bei der Planung bereits die weiterführenden Aufgaben berücksichtigen und schauen, wo kann an das Gelernte angeknüpft werden. Diese Aufgaben schreibe ich an die Tafel, gleich unter dem Schild mit der Frage: „Ich bin jetzt fertig, was soll ich machen?".
Meine Schülerinnen und Schüler wissen, dass wenn da an der Tafel etwas ansteht, diese Aufgabe vorrangig ist und auch zu erledigen ist, wann immer es sich eine Möglichkeit bietet. Das hat mehrere Vorteile: Einerseits vertiefen die Kinder ihr neu erlerntes Wissen anhand von weiteren Aufgaben, andererseits ist dies auch eine gute Grundlage für Vertretungsstunden. Mal steht da recht wenig, mal steht da viel.
Ich lade auch die Lehrkräfte der anderen Unterrichtsfächer ein, ihre Aufgaben dahin zu schreiben. So ergibt sich eine Liste an weiterführenden Aufgaben für Deutsch, Mathe, Sachunterricht und manchmal auch Englisch. Das mag auf den ersten Blick so viel erscheinen, hat aber schon für sehr viel Ruhe im Klassenraum gesorgt, da die Kinder direkt wissen, was zu tun ist, wenn sie fertig sind.
Ich bin fertig - Sticks
Diese Methode ist vielleicht bereits bekannt. Ich habe sie bereits bei einigen Kolleginnen im Einsatz gesehen und halte sie ebenfalls für sinnvoll. Hierfür steht an einer Stelle im Klassenraum ein Behälter mit verschiedenen Arbeitsaufträgen (z.B. auf Sticks geklebt) und die Kinder ziehen (ohne vorher zu schauen) einen Stick raus und müssen dann diese Aufgabe erledigen. Erst wenn sie erledigt wurde, darf ein neuer Auftrag gezogen werden.
Dabei können ganz verschiedene Sachen auf diesen Sticks stehen. Um ein paar Beispiele zu geben:
- Arbeite in deinem Mathe / Deutsch Übungsheft
- Biete anderen Kindern deine Hilfe an
- Schreibe einen Brief
- Räume unter deiner Bank auf
- Übe deine Lernwörter
- Hole dir Würfel und übe das 1x1
- Lies in deinem Sachunterrichts- / Englisch- oder Tischbuch
- Räume die Leseecke auf
- Male ein Bild
- Nimm dir etwas von der Freiarbeit
Den eigenen Ideen sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Die Liste kann immer weiter ergänzt oder ausgetauscht werden. Auch wenn momentan etwas besonders wichtig ist, kann dann schnell ergänzt und reingelegt werden. Diese Methode ist insofern besonders spannend für die Kinder, da sie nie wissen, was sie nun ziehen und es sich immer wie eine Überraschung anfühlt.
Wie handhabt ihr diese Frage im Unterricht? Habt ihr noch weitere Ideen?