Die goldene Regel („Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest“) begleitet uns durch alle Religionen und Kulturen und fasst zusammen, worum es im Miteinanderleben eigentlich geht: Respekt, Empathie und gegenseitige Rücksichtnahme.
Unsere Klassenregeln bisher
Als ich nach den Sommerferien mit meiner vierten Klasse in das neue Schuljahr gestartet bin, haben wir uns Zeit genommen, unsere Klassenregeln zu überarbeiten. Im Studium habe ich gelernt, dass Kinder sich nur eine begrenzte Anzahl von Regeln wirklich merken und verinnerlichen können. Drei bis fünf Regeln sind kognitiv gut zu bewältigen. In den letzten Schuljahren habe ich also ca. 3-5 Klassenregeln gemeinsam mit den Kindern aufgestellt und um diese verbindlich zu machen, von uns allen (auch von den in der Klasse unterrichtenden Lehrkräften) unterschreiben lassen.
Zur Einführung der goldenen Regel
Diesmal habe ich einen neuen Versuch gewagt. Gestartet bin ich mit dem Gedankenexperiment, dass sich die Kinder vorstellen sollten, es gäbe nur eine einzige Regel auf der Welt, an die sich alle Menschen halten müssen, und sie dürften entscheiden, wie diese Regel lautet. Die Kinder sollten in einem zweiten Schritt begründen, weshalb sie sich für die jeweilige Regel entschieden haben, und diese anschließend ihren Mitschülerinnen und Mitschülern vorstellen.
Am Ende stellten wir fest, dass die Formulierungen alle in eine ähnliche Richtung gehen und ich stellte „die goldene Regel“ vor. In die Mitte unseres Sitzkreises legte ich einen Ausdruck mit der goldenen Regel auf ein goldenes Tuch. Dieses Plakat kannst du hier kostenlos herunterladen. Ich habe mich hier für die positive Formulierung „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest“ und gegen die Formulierung mit der Verneinung „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu“ entschieden. In Rollenspielen und im gemeinsamen Erfahrungsaustausch haben wir die goldene Regel anschließend angewendet und reflektiert.
Fazit
Ich finde es gut, dass die Kinder zum Nachdenken angeregt werden anstatt, dass sie „stumpf“ Regeln befolgen, deren Sinn sich ihnen im schlimmsten Fall noch nicht einmal erschließt. Mir ist aber auch bewusst, dass die goldene Regel für manche Kinder und vor allem für jüngere Kinder noch zu abstrakt oder zu anspruchsvoll sein kann. Anmerken möchte ich noch, dass die goldene Regel zu mehr Einigkeit und Verbindlichkeit führt, wenn sie in mehreren Klassen oder in der ganzen Schulgemeinschaft gelebt wird. Wenn jede Klasse oder jede Lehrkraft andere Regeln bzw. Formulierungen hat, ist es schwierig für die Kinder, sich diese zu merken und zu verinnerlichen.