Viele Kinder haben nach der pandemiebedingten Schulschließung und den (stark) eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten große, teilweise sogar sehr große Probleme und Defizite im Sozialverhalten: Streit in der Pause, Probleme mit der Einhaltung von Gesprächs- und Klassenregeln usw.. Leider ist im Schulalltag relativ wenig Zeit, um sich diesem Bereich, länger und intensiver zu widmen. Eine mögliche Hilfe kann das Klassentagebuch liefern. Es kann dabei helfen, einen achtsamen und respektvollen Umgang zu fördern. Aufgrund der Tatsache, dass es keinen großen Zeitaufwand erfordert, ist es sehr gut in den Unterrichtsalltag zu integrieren.
Was ist das Klassentagebuch?
Kinder müssen ihre Emotionen, Gefühle und Ängste in der Schule häufig zurückstellen. Während die einen Kinder Hilfe und Unterstützung bei der Lehrkraft suchen, z.B. nach der großen Pause, sind andere Kinder sehr in sich gekehrt. Je nachdem, wie groß das Problem ist, kann das zu Lernblockaden, Aufmerksamkeitsproblem oder auch zu Unterrichtsstörungen führen.
Das Klassentagebuch ist ein Tagebuch, in das alle Schülerinnen und Schüler der Klasse ihre Sorgen, Probleme und Ängste eintragen können. Auf diese Weise können sie sich erst einmal „Luft verschaffen“. Möglicherweise kann dadurch eine Konfliktsituation oder ein Problem entschärft werden.
Im Schulalltag möchten Kinder oft direkt über ihre Konflikte sprechen und sie lösen. Manchmal kann dies ein Zeiträuber im Unterricht sein. Auf diese Weise werden die Probleme nicht beiseitegeschoben, sondern ernst genommen und festgehalten. Lediglich der Zeitpunkt zur Klärung verschiebt sich.
Wie kann das Klassentagebuch eingeführt werden?
Zunächst müssen folgende Fragen geklärt werden:
- Was ist das Klassentagebuch?
- Wofür ist es gedacht?
- Wer darf hineinschreiben?
- Wann darf man schreiben?
- Was sollte nicht drinstehen? (Gemeint sind hier beleidigende oder verletzende Wörter oder Ausschweifungen anderer Art.)
Diese und ähnliche Fragen müssen vor der Einführung des Tagebuches besprochen und geklärt werden. Für viele Kinder ist es schwierig, ihre Gefühle, Probleme usw. in Worte zu fassen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, mögliche (Fall-) Beispiele durchzusprechen und auszuformulieren. Hilfreich können in diesem Zusammenhang vorgegebene Satzanfänge sein (z.B. Ich bin traurig…; Ich bin wütend, weil….). Die Satzanfänge könnten beispielsweise in Form eines Wandplakates visualisiert werden.
Darüber hinaus ist es aber auch möglich, die Regeln für das Klassentagebuch gemeinsam zu erarbeiten.
Umso besser die Einführung erfolgt, desto einfacher wird die Handhabung und der spätere Umgang mit dem Klassentagebuch werden.
Wie kann mit den Fällen umgegangen werden?
Mit dem Eintrag alleine ist es noch nicht getan. Je nachdem, um was es geht, muss man als Lehrperson zu einem späteren Zeitpunkt (z.B. in der Pause, nach dem Unterricht) auf den einen oder anderen Eintrag im Klassenbuch eingehen und entweder mit dem betroffenen Schüler alleine oder, wenn es um mehrere Schüler geht, mit allen betroffenen Schülern sprechen.
Eine weitere Möglichkeit ist der Klassenrat. Der Klassenrat findet zu einer bestimmten Stunde in der Woche wiederkehrend statt, beispielsweise immer freitags in der letzten Stunde. Dann werden die Themen aus dem Tagebuch und weitere Themen, die auf dem Herzen der Schüler:innen liegen, besprochen und geklärt. Mehr zum Thema Klassenrat findet klickt hier.