Hast du sie auch schon einmal erlebt, besondere Momente, in denen die Welt still zu stehen scheint und sich danach alles verändert hat? In jeder Generation gibt es solche Momente, die entweder privat / im familiären Kreis oder global gesehen bedeutsam sind. In meiner Generation geht es beispielsweise um den Fall der Berliner Mauer oder um den 11. September 2001. Heutzutage geht es um den Lockdown, als alle Schulen wegen Corona schließen mussten. Dann gibt es einen weiteren, besonderen Zeitpunkt, der für uns Christen seit vielen Jahren gleich bedeutsam ist: Die Geburt Jesu Christi. Nun sind wir weder Zeitzeugen noch konnten wir das Geschehen in den Nachrichten mit verfolgen, dennoch gibt es Möglichkeiten, sich in die damaligen Geschehnisse neu einzufinden.

Perspektivwechsel für die Weihnachtsgeschichte nutzen

In jedem Jahrgang wird im Dezember die Weihnachtsgeschichte mit unterschiedlichen
Schwerpunkten vermittelt. In meiner eigenen Klasse starten wir ganz am Anfang, also die Weihnachtsgeschichte als Wundergeschichte, in der Jesus als Kind von Maria und Josef geboren wird. Das kennen sie bereits aus Krippenspielen und Erzählungen aus dem Kindergarten. Um hierauf aufzubauen, habe ich das Buch „Marias kleiner Esel“ zur Hand genommen und die Hirtensicht als Schwerpunkt benutzt. Was wäre also, wenn wir als Zeitzeugen Hirten gewesen wären? Wie hätten wir die frohe Kunde wohl erfahren? Genau diesen Perspektivwechsel wollte ich für meinen Unterricht nutzen.

Ankunft bei den Hirten

Im entsprechenden Kapitel trägt ein kleiner Esel die schwangere Maria, die dann wiederum kurz vor der Ankunft in Bethlehem bei den Hirten für eine Nacht rasten. Ruben, ein freundlicher Hirtenjunge, kümmert sich liebevoll um den Esel und spürt etwas ganz Besonderes. Vom Esel geht eine besondere Achtung und Zuneigung für Maria aus. Der Esel ist nicht wie alle Esel, die Ruben zuvor erlebt hat. Außerdem strahlen die Sterne viel heller am Nachthimmel und auch von der schwangeren Maria geht eine besondere Atmosphäre aus. Eine Ahnung beschleicht den aufmerksamen Hirtenjungen und noch dreht sich seine Welt genauso weiter wie bisher.

Stern über Bethlehem

Am nächsten Morgen ziehen Maria, Josef und der kleine Esel weiter. In der Nacht jedoch
geschieht etwas Sonderbares. Am Nachthimmel erscheint ein sehr heller Stern, der alle bisherigen, strahlenden Sterne deutlich in seiner Strahlkraft in den Schatten stellt. Ruben weiß genau: jetzt ist etwas Bedeutendes passiert. Der Stern zieht ihn in seinen Bann, so dass alle Hirten nicht anders können, als sich auf den Weg zu machen. Diese besondere Stimmung untermale ich musikalisch und lasse nach dem Erzählen das Lied
„Stern über Betlehem“ erklingen. Die Kinder sind ganz still und lauschen. Manch einer summt den Refrain bei seiner Wiederkehr mit und bewegt sich im Takt. Der Weihnachtsfunke springt von ganz allein auf meine Lerngruppe über - auch als das Lied beendet ist.

Ein Bodenbild entsteht

Visualisierung der Geschichte. (Foto: Nova)

In der Kreismitte habe ich Material bereitgelegt: ein Tuch, ein „Lagerfeuer“, Schafe, Hirtenpuppen, Puppen für Maria und Josef, ein Esel und anderes Material, um Marias Zelt für die Übernachtung bei den Hirten darzustellen. Die Kinder spielen ganz von selbst die Geschichte nach und versetzen sich in die Rolle des Hirtenjungen Ruben. Sie sprechen seine möglichen Gedanken und Gefühle aus. 
Ganz von allein ergibt sich in den Köpfen meiner Schüler*innen ein neuer Bezug zum
Weihnachtslied „Stern über Bethlehem“ und für mich eine gelungene Religionsstunde über die damalige „Sensation von Bethlehem“.

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