Im Deutschunterricht einer vierten Klasse kann es zuweilen ganz schön langweilig zugehen. Dass der Unterricht nicht nur aus Grammatik, Satzübungen und Rechtschreibübungen bestehen kann, zeigt euch nun ein kleines, kreatives Projekt meiner Viertklässler.
In unserem Lesebuch tauchte ein Lesetext über „Erfindungen“ auf und natürlich waren die Kinder fasziniert von dem kreativen Einfallsreichtum der Protagonisten. Sie meldeten sich daher zu Wort und baten um Zeit für eigene Erfindungen. Schaut man sich das kurze Schuljahr verbunden mit dem vollen Kerncurriculum an, bleibt eigentlich nicht viel Zeit für solche Projekte. Dennoch ließ mich der Gedanke nicht los, den Schülerinnen und Schülern auch mal diesen Freiraum zu gewähren.
Nachdem ich mir einen Überblick über die kommenden Themen gemacht hatte, bemerkte ich, dass ganz bald große Referate im Sachunterricht anstanden. Bis auf das Vortragen von kurzen Gedichten und Liedern vor der Klasse, kannten die Kinder es bislang nicht, längere Zeit vorne zu stehen. Über eine eigene Erfindung vorne zu sprechen, wäre eine schöne Gelegenheit es zu üben. Die Erfindung selber könnte ich im Kunst- oder Textilunterricht bewerten. Und so wagten wir uns, aus den Blickwinkeln der verschiedenen Fächern aus gesehen, an dieses Projekt.
Durchführung: ,,Auf die Erfindung, fertig, los.“
Jetzt konnten die Schülerinnen und Schüler sich kreativ austoben. Erlaubt war eigentlich ‚alles‘, was für die Kinder greifbar war: ob Papier, Pappe, Stifte jeder Art, Wasserfarben, Watte, Boxen, Wolle, Faden… Sie durften sich aus der Bandbreite an Materialien ihre liebsten aussuchen und loslegen. Immer zu zweit wurde an einer Erfindung gearbeitet. Zunächst mussten sie diese skizzieren, beschreiben und dann basteln. Manche Ideen wurden in diesem Prozess wieder verworfen, aber auch das gehört zum Lernprozess dazu.
Wie erwartet, machten die Bastelstunden den Kindern große Freude. Aber auch auf das Vorstellen der Erfindung freuten sie sich sehr, da die anderen Kinder bislang ja noch nicht viel von ihrer Erfindung wussten. Witzigerweise versuchten sie bereits während des Erstellens, den anderen so wenig wie möglich zu zeigen oder zu sagen. Es sollte eine Überraschung werden.
Vorstellung: ,,Würdest du diese Erfindung kaufen?“
Nach dem Fertigstellen der Erfindungen, bereiteten sich die Kinder auf die kleine Vorstellung vor. Hierfür gab ich ihnen ebenfalls genügend Zeit, da sie besonders aufgeregt waren. Ich bat sie, ein kleines Plakat hierfür zu erstellen. Diese würde jedoch nicht bewertet werden, es käme nur auf die Erfindung an. Aber so war für mich sicher gestellt, dass sie bereits eine kleine Übung darin bekämen, Plakate zu erstellen. Zufälligerweise hatten wir in diesem Zeitraum eine Praktikantin bei uns. Wir gaben ihr ebenfalls eine besondere Rolle. Sie wurde zur Kaufmanagerin ernannt und musste am Ende die Ideen kurz ,,bewerten“ und den Kindern rückmelden, ob diese Erfindung es auf den Markt schaffen könnte. Das spornte meine Schülerinnen und Schüler nochmal so richtig an.
Erfahrung: ,,Schau mal, was wir erfunden haben!“
Von Bonbonmaschinen, über besondere Rennautos bis hin zu Haushaltsrobotern war in unserer Klasse alles dabei. Die Vorstellungen waren witzig, amüsant und teilweise mit Leckereien verbunden. Denn manche Erfindungen konnten tatsächlich Bonbons ausspucken und/oder uns mit Konfettiregen beehren.
Allen Kindern, sowohl als Zuschauer als auch als Akteur, hat dieses Projekt großen Spaß gemacht. Manche Erfindungen mussten (in der Freizeit) noch mal gebaut werden, da sie andere Kinder ebenfalls haben wollten. Die Erfindungen selber standen eine lange Zeit bei uns im Klassenraum auf den Schränken schön sichtbar und die Kinder präsentierten es stolz den anderen Fachkräften. Im Verlauf dieses Projektes bekam ich ebenfalls aus Elternsicht die Rückmeldung, dass die Kinder zuhause viel über diese Erfindungen sprachen, sehr engagiert waren und große Freude dabei hatten.