Weben in der Grundschule - Teil 1

Im Textilunterricht ist es bei den Kindern sehr beliebt, mit Wolle oder Stoffen zu arbeiten. Häufig werden bei uns Schulwebrahmen bespannt und „Teppiche“ gewebt. Das ist nicht nur für die Feinmotorik und Konzentration gut, sondern auch für Lehrkräfte. Es kann wenig schief gehen. Kann ich die damit verbundenen Kompetenzen auch anderweitig vermitteln? Ja das kann ich! Gerade zum Punkt Weben habe ich ganz persönliche Erfahrungen machen dürfen.

Überlegungen zum Webteppich

Einen Webteppich zu weben, geht recht einfach von der Hand. Für Kinder mit feinmotorischem Übungsbedarf erfordert es neben einer ruhigen Hand auch eine gute Hand-Auge-Koordination. Einfach ist dies mit einem Webschiffchen, das mit Wolle umwickelt und dann abwechselnd unter die gespannten Kettfäden geschoben wird.

Komplizierter wird dies, wenn kein Webschiffchen vorhanden ist. Da hilft eine Stick- oder Stopfnadel und wenn auch dies fehlt, kann das Fadenende mit Klebestreifen umwickelt werden, sodass es einem Schnürsenkelende gleicht. Schon steht dem Webvergnügen kaum etwas im Weg. Vielleicht die Lust, die bei einigen Kindern recht schnell verloren geht. Das Anknüpfen mit einer neuen Farbvariante ist ein kleines Highlight. Langsam entsteht ein bunter Teppich.

„Und was mache ich, wenn der Teppich fertig ist?“ Ich spreche hier aus Erfahrung als Mutter. Meine Tochter brachte einen schönen Webteppich aus der Schule mit und zeigte mir voller Stolz ihre gute Bewertung. Dann aber fragte sie mich, was sie nun damit machen soll. Ich war perplex. Mein kreatives Kind, das immer voller Ideen und Fantasie ist, weiß nichts mit ihrem Produkt anzufangen. Ich schlug ihr vor, ein Bild zum fliegenden Teppich zu gestalten und eine Assemblage zu erstellen. Keine Lust. Auch der Vorschlag, aus dem Webteppich einen kleinen Sorgenfresser zu nähen, schlug fehl. Sie war irgendwie demotiviert. Zum Schluss landete es in der Erinnerungskiste. Natürlich ist dies nur ein Einzelfall, aber es brachte mich zum Nachdenken.

Rundweben als Teil eines Projektes

Für meine eigene Klasse war diese Erfahrung eine Inspiration. Ich nutzte den Lehrplan für mich neu und integrierte den Schwerpunkt Weben anders. Dazu ließ ich eine runde Webschablone herstellen und diese bespannen. Denn das Weben sollte eine runde Sache werden. Den Schülerinnen und Schülern war von Beginn an klar, dass sie mit dem Weben einen Schildkrötenpanzer erstellen werden. Denn das Ziel des Textilprojekts war die eigene kleine Stoffschildkröte. Das motivierte alle und recht schnell brachten die Kinder eigens gekaufte Wolle mit zum Unterricht. Viele von ihnen hatten eine sehr genaue Vorstellung eines Farbschemas, das nicht immer mit den vorhandenen Wollbeständen in der Schule übereinkam

Webrahmen herstellen. (Foto: Nova)

Schwierigkeiten und Differenzierung

• Die Webschablone muss sorgfältig ausgeschnitten und unbedingt auf feste Pappe geklebt werden. Hierzu eignet sich oft die Rückseite von Zeichenblöcken - zu flexible Pappe reißt schnell und zu feste Pappe birgt Schwierigkeiten beim Ausschneiden.

• Das Bespannen der Webscheibe folgt nach dem Muster auf der Anleitung. Ein Loch in der Mitte, durch das der Faden gezogen wird, hilft dabei. Auf der Rückseite kann dieser Faden dann festgeklebt werden. Einige Kinder hatten Schwierigkeiten bei der richtigen Abfolge. Dies muss immer gegenüberliegend sein. Mit Hilfe klappte dies gut.

• Beim Weben neigten viele Kinder dazu, die Fäden zu fest oder aber nicht fest genug zu ziehen. Zog man zu fest, erhob sich schnell ein Hütchen in der Mitte. Ließ man es hingegen zu locker, waren die Kettfäden nach mehreren Runden immer noch deutlich zu erkennen. Ich ließ die Kinder probieren und sich gegenseitig von ihren Erfahrungen berichten. Bei vielen stellte sich damit nach und nach das Gefühl für den richtigen Dreh ein.

• Nicht jedes Kind konnte aufmerksam darauf achten, die Wolle immer abwechselnd über und unter die Kettfäden zu ziehen. Dadurch ergab sich ein Webbild, das den Kindern falsch vorkam und sie meine Hilfe suchten. Hierdurch entstanden tolle Möglichkeiten der Reflexion zum eigenen Arbeitsprozess: Fehler als Lernchance.

• Differenzierung in der Größe des Panzers: Bei manchen Kindern reichte die Zeit aus unterschiedlichen Gründen nicht aus, um den großen Panzer zu weben. Dadurch entstanden auch etwas kleinere Schildkröten.

Im zweiten Teil dieses Projekts erläutere ich euch die weiteren Arbeitsschritte und zeige die tollen Ergebnisse.

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