Gesundheit im Lehrerberuf: Was du für dich tun kannst (4)

In meinem letzten Beitrag habe ich dich schon erahnen lassen, dass meine Geschichte einen Tiefpunkt hatte. An diesem Tiefpunkt brachen meine Gesundheit und meine Welt sprichwörtlich zusammen. Alle Anzeichen dafür hatte ich beiseitegeschoben und schlichtweg ignoriert. Das, was mir liebe Menschen als Warnung mit auf den Weg geben wollten, hatte ich leichtfertig verharmlost. Mein Job machte mich nicht krank – im Gegenteil. Er forderte mich und dass ich dafür viel leisten wollte, brachte mir Anerkennung und Selbstbestätigung – DAS war MEIN Bild der Situation.

Wenn alle guten Ratschläge zu spät kommen

Das Bild meiner Familie war absolut gegenteilig: Mama arbeitet zu Hause ständig für die Schule, Mama ist gestresst, Mama hat selten Zeit für ihre Kinder und ist irgendwie schräg drauf. Ein falsches Wort und schon flippt sie aus. Und wann lacht sie überhaupt mal?

Ich könnte das so fortführen, denn in den Augen meiner eigenen Kinder war ich wohl ein unnahbares Etwas. Ganz zu schweigen von dem Bild meines Partners oder anderer Erwachsener aus meinem näheren Umfeld.

In der Schule vermittelte ich ein gänzlich anderes Bild: Mein Unterricht war gut vorbereitet, für Elterngespräche war ich fast jederzeit verfügbar und zur Steigerung der eigenen Unterrichtsqualität habe ich mich freiwillig in der Freizeit fortgebildet. Den Kollegen griff ich bei Bedarf unter die Arme und habe mich in Komitees eingebracht. Nichts schien ein Problem zu sein.

Die Nachricht meines Totalausfalls überraschte daher das gesamte Kollegium. Sie hatten es nicht kommen sehen. Doch das scheint durch das massive Arbeitsaufkommen in vielen Schulen, die tägliche Überbelastung durch zusätzliche Vertretungsstunden und anderen Zusatzaufgaben im Kollegium erklärbar zu sein. In so einer Situation achtet man wenig auf Kolleginnen und Kollegen.

Wenn die Gesundheit leidet

Im Nachhinein bin ich klüger, denn mein Körper warnte mich vor: ständige Kopfschmerzen, Ohrenpfeifen, Schwindel und muskuläre Verkrampfungen. Am Anfang nur selten, zum Ende hin recht häufig. Doch ich wischte gedanklich alles beiseite, nahm Tabletten gegen Schmerzen und machte weiter. Ich durfte ja nicht in der Schule fehlen, denn unser Personalmangel war verheerend.

Diese Rechnung machte ich jedoch allein. Mein Körper haute mir buchstäblich die Beine weg. Eines Morgens saß ich mit meinen Kindern beim Frühstück, bereitete ihr Schulbrot vor und brach zusammen. Ich kauerte auf dem Boden und konnte nichts mehr. Hilflosigkeit und Panik überkamen mich – ich konnte nur noch eine Nachbarin um Hilfe bitten, damit meine Kinder in die Schule kämen. Als ich allein war, weinte ich nur noch und konnte nicht aufhören. Ich schluchzte und steigerte mich hinein. Einen Grund dafür erkannte ich aber immer noch nicht.

Meine eigene Unzulänglichkeit machte mich wütend. In mir tobte ein Vulkan negativer Gefühle, die ich nicht mehr verarbeiten konnte. Nach einer Weile fasste ich mich und fuhr zum Arzt. Er verordnete mir eine Pause und sorgte für eine schnelle Aufnahme in eine Klinik für psychische Erkrankungen. Drei Wochen nach diesem Vorfall wurde ich aufgenommen und arbeitete hart daran, mein eigentliches Leben wiederzufinden. Ich selbst hatte schon längst das Gefühl für mich als Person verloren. Eigentlich war ich nur noch eine leere Hülle. Was positive Gefühle sind und was mir im Leben Freude bereitet – auf diese Fragen hatte ich keine Antworten mehr.

Im geschützten Rahmen der Klinik konnte ich langsam wieder zu mir kommen, mich um meine Gesundheit kümmern und ein Gefühl für meine Bedürfnisse entwickeln. Die Arbeit und mein eigener (viel zu hoher) Anspruch machten mich krank und nahmen so viel Raum ein, dass mir ein Leben außerhalb ohne Schule völlig fremd erschien.

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