Eltern in den Schulalltag integrieren?!

Die Sicht auf Elternmitarbeit im Schulalltag ist individuell sehr unterschiedlich. Während ich meinen Unterricht gern öffnen möchte, Eltern zur Hospitation einladen würde oder angebotene Hilfe bei Ausflügen und anderen Gelegenheiten sehr schätze, sehen viele Kolleginnen Elternmitarbeit sehr kritisch.

Auf der einen Seite fühlen Sie sich durch Elternunterstützung beobachtet und kritisch beäugt, auf der anderen Seite sehen sie aber auch Entlastungen bei besonderen Anlässen. So freuen sie sich in der Weihnachtszeit auf Unterstützung beim Adventsbasteln, beim Keksebacken oder bei Begleitungen zum Schwimmunterricht und Klassenausflügen.

Ich frage mich dabei immer: Warum nur bei solchen Gelegenheiten? Warum keine Öffnung auf mehreren Ebenen? Wenn ich mich so umhöre, gibt es eher weniger Offenheit. Vielleicht bin ich auch noch zu neu in der Schule und bedenke nicht alles. Mein Beitrag wird daher mehrere Sichtweisen beinhalten und Denkanstöße beinhalten, die nicht nur meine eigene Meinung widerspiegeln.

Eltern – ungeschätzte Ressourcen?

Elternarbeit kann anstrengend sein – keine Frage! Denke ich an Eltern, die bei Gesprächen auf ihrer Meinung beharren, sich einer Zusammenarbeit für das Kind widersetzen oder schlicht und einfach beratungsresistent sind, ist bei mir Kopfschmerz vorprogrammiert. Doch solche Eltern hatte ich bislang eher selten. Meine Erfahrungen sind größtenteils positiv.

Mit diesem Hintergrund ist es mir ein Leichtes, mir Elternmitarbeit in vielerlei Hinsicht vorzustellen:

  • Mithilfe in der Schülerbücherei
  • Einbeziehung als Leseeltern/Lesegroßeltern
  • Eltern als Experten (interessante Berufe, besondere Hobbys, besondere Fähigkeiten)
  • „lebendiger Adventskalender“ (Eltern/Großeltern kommen als Überraschungsgast und bieten eine kleine Aktion (etwa 45 Minuten) an; z. B. vorlesen, Geschichten erzählen, kl. Bastelaktion
  • Schulfrühstück
  • Einbeziehung bei Aktionstagen (Schulwegsicherung, Berufstage, etc.)
  • ggf. Angebot einer AG
  • Unterstützung bei Ausflügen
  • Einblicke in andere Kulturen (gerade bei vorhandenem Migrationshintergrund finde ich eine authentische Darstellung spezifischer kultureller Besonderheiten durch Eltern und Großeltern sehr bereichernd)

Solche Ressourcen für das Schulleben ungenutzt zu lassen, fällt mir schwer.

Eltern – Spionage im Klassenzimmer?

Doch nicht wenige Kollegen fühlen sich in Anwesenheit der Eltern etwas unbehaglich, teilweise sogar in ihrer Kompetenz unsicher und vermuten dies auch für einige Schülerinnen und Schüler. Ein Eindruck „da schaut mir einer auf die Finger, ich muss jetzt super korrekt sein und darf keine Fehler machen“ blockiert verständlicherweise. Eine daraus resultierende Unsicherheit überträgt sich von der Lehrkraft auf die Schülerinnen und Schüler und schon geht die ganze Öffnung nach hinten los. Nicht jede Person kann dies ausblenden.

Auch scheint es wohl einige sehr überambitionierte Eltern zu geben, die sich und ihre Kinder am Leistungsstand der anderen messen und sich durch einem Einblick in den Schulalltag einen Vorteil verschaffen möchten. Das Argument, schwächere Schülerinnen und Schüler diesbezüglich schützen zu wollen und sie nicht mit solchen Menschen als Lesementoren zu konfrontieren, ist durchaus plausibel. Immerhin arbeiten wir Lehrkräfte täglich daran, dass keine Kinder bloßgestellt werden.

Deshalb halten die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen die Eltern im Schulalltag eher auf Abstand und nehmen Hilfe nur zu bestimmten Aktionen/Anlässen in Anspruch. Erziehungsberechtigte in den Klassenraum einzuladen, sie hospitieren zu lassen und sich ein Bild von einem Unterrichtsverständnis machen zu lassen, das von ihrer und unserer eigenen Schulerfahrung stark abweicht, ist ihnen weniger geheuer.

Schade eigentlich, denn gerade in Bezug auf individuelle Förderung, Differenzierung im Unterricht, und den Möglichkeiten selbständigen Lernens in der Unterrichtspraxis wünsche ich mir mehr Offenheit– auch damit Eltern Chancen und Grenzen der heutigen Unterrichtspraxis erleben können. In der Theorie ist manches nicht so einfach zu erklären, wenn die eigene Schulbiografie doch so gänzlich anders war.

Elternmitarbeit als Chance

Da ich selbst Mutter bin, kenne ich beide Seiten und bin vielleicht gerade deswegen offener für dieses Thema.
In der Schule meines Kindes werden viele Möglichkeiten zur Mitarbeit angeboten. Hier wird Elternintegration als Chance gesehen. Gerade bei Zusatzförderung für DaZ-Schülerinnen und -Schüler konnte durch Elternmitarbeit viel erreicht werden. So gab es eine Mutter, die zweimal in die Schule kam, um mit den Sprachschülern kleine Spiele zu spielen und ihnen bei den Hausaufgaben behilflich war. Auch die dortige Schülerbücherei wird von Eltern eigenständig geführt. Sind Ausflüge oder Projekttage zu organisieren, kommen die Lehrkräfte gleich auf die Eltern zu und sprechen offen. So auch die Klassenlehrerin meines Kindes am sogenannten 0. Elternabend: „Uns sind außerschulische Lernorte sehr wichtig, daher habe ich für ihre Kinder einen Ausflug geplant. Da wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aber sehr lange unterwegs sein werden, hoffe ich auf ihre Mithilfe bei Fahrdienst und Begleitung. In der Regel klappt das hier an der Schule, daher habe ich den Workshop schon gebucht.“ Sie hatte einfach Vertrauen, was mich und andere Eltern sehr erstaunt hat – dennoch hat alles geklappt!
Vielleicht mag die grundlegend positive Einstellung daran liegen, dass es eine sehr kleine dörfliche Schule ist. Man kennt sich dort und Nachbarschaftshilfe wird großgeschrieben. Vielleicht öffnen weitere Schulen ihre Türen für engagierte Eltern, anstatt mögliche Ressourcen auf dem Abstellgleis auf einen Einsatz warten zu lassen.
In meiner eigenen Schule arbeite ich daran und bleibe weiterhin positiv.

Welche Erfahrungen machst du bei der Mitarbeit von Eltern?

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