Ich bin aus verschiedensten Gründen ein Fan von klassenübergreifenden Projekten geworden. Zum einen sorgen sie für Abwechslung im Unterrichtsalltag und die älteren Kinder werden in ihrem Selbstwert gestärkt, wenn sie als Trainer*innen für die Jüngeren fungieren dürfen. Aber auch die Kleinen profitieren von der Eins-zu-Eins-Betreuung durch die Älteren, welche Inhalte häufig doch noch mal ein wenig anders erklären können als ich als Lehrerin.
Blick über den Tellerrand:
Schulartübergreifende Projekte
In den letzten Jahren habe ich mir deshalb häufig eine Partnerklasse gesucht, mit denen wir beispielsweise Lesetandems gebildet oder gemeinsame Kunst- oder Geometrieprojekte durchgeführt haben. In unserem Schulhaus ist jedoch nicht nur die Grundschule, sondern auch die Mittelschule untergebracht. In einer Pause bin ich mit der Lehrerin einer sechsten Klasse ins Gespräch gekommen und dabei ist die Idee entstanden, ein schulartenübergreifendes Projekt zwischen Grund- und Mittelschule zu starten.
Die Projektidee war geboren:
Doch worum soll es gehen?
Die Idee für das Projekt war also geboren, jetzt ging es darum den Inhalt festzulegen. Da es bereits Frühling war und die Temperaturen stiegen, wollten wir unser Projekt nach draußen verlagern und uns einmal in der Woche dort für eine Schulstunde treffen. Außerdem sollte es ein Thema sein, das mehrere Schulstunden füllt und an dem die Kinder größtenteils selbstständig arbeiten können. Deshalb haben wir uns schließlich fürs Lesen entschieden. Meine Mittelschulkollegin hatte die Idee, die Bücher „Erst ich ein Stück, dann du ein Stück“ aus der Bibliothek auszuleihen. Diese Reihe ist so konzipiert, dass Geschichten in Abschnitte unterteilt sind. Es gibt Textpassagen in großer Schrift und einfacherer Sprache und solche, die kleiner gedruckt sind und komplexere Wörter und Sätze enthalten. So können sich die Grundschulkinder mit den Mittelschüler*innen beim Lesen abwechseln, die Geschichte wird jedoch gemeinsam gelesen.
Ein Glücksfall:
Eine Stiftung unterstützt uns
Wie es der Zufall will, ist der Mann einer Kollegin in einer Stiftung tätigt, die lokale Bildungsprojekte unterstützt. Als die Kollegin von unserem Projekt hörte, hatte sie die Idee, die Bücher über eine Spende der Stiftung für die Schule anzuschaffen. Und so mussten wir unser Projekt nicht nach vier Wochen beenden, wenn die Ausleihfrist der Bibliothek abgelaufen war, sondern konnten es bis zum Schuljahresende durchführen.
Lesestunden im Freien
Das erste Treffen mit der Mittelschulklasse haben wir zum Kennenlernen genutzt. Ab der zweiten Projektstunde haben die Lesepartner*innen dann in ihrem Tempo gelesen. Dafür suchten sie sich einen gemütlichen Platz im Pausenhof.
Waren die Kinder mit einem Buch fertig, haben sie uns Lehrkräfte über den Inhalt berichtet und wir haben ein kleines Feedback-Gespräch geführt. Anschließend durften sie sich ein neues Buch aussuchen.
Fazit zum schulartenübergreifenden Projekt: Gerne wieder
Insgesamt waren die Rückmeldungen von beiden Klassen sehr positiv. Schön war auch, dass das Vorlesen in der Projektzeit regelmäßig geübt wurde, was im normalen Unterrichtsalltag häufig ein wenig zu kurz kommt. Und nicht zuletzt haben die Kinder die Zeit im Freien genossen und wir konnten nach den Lesestunden mit neuer Energie zu unserem Unterricht im Klassenzimmer zurückkehren. Auch wir Lehrerinnen waren uns einig: So ein Projekt wollen wir im kommenden Schuljahr auf jeden Fall wieder starten.