Auch in meiner konfessionell gemischten Klasse wäre ein Advent ohne Rituale nicht denkbar. Beginnend mit einem Adventskalender, dieses Jahr in Form des Wichtelns, über einen Adventskranz, der jeden Morgen leuchtet, erst eine Kerze, dann zwei usw., dazu eine kurze Geschichte vorgelesen, bis zum Adventssingen und irgendwie dem Gefühl: Bald ist Weihnachten. Es ist ja auch ein schönes heimeliges Gefühl und eine Ruhe kehrt ein.
Rituale zwischen den Konfessionen
Bei uns ist der Religionsunterricht nach Konfessionen geteilt ist. Während die Stammklasse Religion auf dem Stundenplan hat, nehmen manche Kinder – ob muslimisch oder einfach nicht an Religion interessiert – am Unterricht einer anderen Klassen teil. Feste, wie insbesondere die Adventszeit, sind jedoch von der Teilung ausgenommen. Alle Schülerinnen und Schüler warten erwartungsvoll darauf, dass ihr Name gezogen wird, damit sie das Wichtelgeschenk öffnen dürfen, egal, ob sie am Religionsunterricht teilnehmen oder nicht. Die Adventsgeschichten verfolgen alle Kinder gebannt und aufmerksam.
Überangebot oder Tradition
Die Lebenswelt der Kinder spielt sich ja nicht nur im geschützten Raum von Schule und Elternhaus ab. Die Straßen sind schon Wochen vor der Adventszeit durch Lichterketten geschmückt. In den Geschäften gibt es sehr schnell die ersten Tannenbäume und Spekulatius. Dominosteine liegen sogar schon im August in den Regalen. Das Überangebot macht es schwer, die Besonderheit des Weihnachtsfestkreises zu verstehen, ja auch zu fühlen. Advent ist häufig verknüpft mit Hektik, noch schnell ein passendes Geschenk zu finden und vielfach auch Streitereien in den Familien.
Die Kindheit ist einer ständigen Veränderung unterzogen. Es ist ein Überangebot vorhanden, das das Besondere zu kurz kommen lässt. Während ich im Unterricht noch an Traditionen festhalte, den Kindern versuche, die Adventszeit auch gefühlsmäßig näher zu bringen, ist oftmals nur wichtig, dass das gewünschte Legopaket unterm Weihnachtsbaum liegt oder das neuere Smartphone. Dass Advent die Ankunft auf die Geburt Jesu Christi bedeutet und wir ja auch die Ankunft unser lieben Großeltern in Vorfreude vorbereiten würden, versuche ich den Kindern zu vermitteln. Manchmal gelingt es, vor allem, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, d.h. die entsprechende Atmosphäre da ist.
Der erste Advent steht vor der Tür. Ich freue mich mit den Kindern darauf, die Zeit zu gestalten und nicht von Hektik leiten zu lassen, sondern von innerer Ruhe und Erwartung.