Die Jahreszeiten spielen im Grundschulunterricht eine wichtige Rolle. Viele Themen und Inhalte orientieren sich am Lauf der Natur – wie ein roter Faden zieht sich das durch alle Fächer. Im Kunstunterricht entstehen Fensterbilder mit Blättern, Kürbissen oder Drachen, im Deutschunterricht werden Herbstgedichte gelesen und im Sachunterricht beschäftigen sich die Kinder mit Fragen wie: „Warum färben sich die Blätter?“
Heute möchte ich einen etwas anderen Zugang vorstellen: Philosophieren im Sachunterricht zum Thema Herbst.
Philosophieren in der Grundschule – was bedeutet das?
Im Bildungsplan der Grundschule Baden-Württemberg wird das Philosophieren ausdrücklich genannt. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch, sondern um das gemeinsame Nachdenken über Fragen, für die es keine eindeutigen Antworten gibt.
Im Mittelpunkt stehen Gefühle, Meinungen und Vermutungen. Kinder sollen lernen, Fragen zu stellen, über ihre Gedanken zu sprechen und unterschiedliche Sichtweisen zu akzeptieren.
Warum gerade im Herbst philosophieren?
Der Herbst bietet viele sinnliche Eindrücke: morgendlicher Tau, dichter Nebel, bunte Blätter und kürzer werdende Tage. Diese Jahreszeit lädt dazu ein, zu beobachten, zu staunen und ins Gespräch zu kommen. Kinder können ihre Gedanken, Gefühle und Vermutungen äußern und dabei erfahren, dass Natur und Leben einem ständigen Wandel unterliegen.
Im Herbst verändert sich die Natur sichtbar. Die Kinder erleben diese Veränderungen Tag für Tag – und daraus ergeben sich spannende Fragen:
Warum verändert sich die Natur?
Ist der Herbst ein Anfang oder ein Ende?
Warum fallen die Blätter von den Bäumen?
Wie fühlt sich ein Blatt, wenn es herunterfällt?
Warum vergeht die Zeit?
Diese Fragen verbinden naturwissenschaftliche Beobachtungen mit Emotionen, Gefühlen und existenziellen Gedanken. Die Kinder lernen, Naturvorgänge zu verstehen und zugleich über das Leben, die Zeit und Veränderungen nachzudenken.
Zugang zum Thema
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Philosophieren in den Unterricht zu integrieren.
Geeignet sind zum Beispiel:
ein Spaziergang oder Lehrgang in die Natur (Park, Schulhof oder Wald),
das Betrachten eines Herbstbildes,
das Lesen oder Anhören eines Herbstgedichts,
oder auch ein kurzes Gespräch über persönliche Herbst-Erlebnisse.
Und im Winter?
Natürlich kann man nicht nur im Herbst philosophieren, sondern auch im Winter oder zur Weihnachtszeit – etwa zum Thema „Schenken“.
Mögliche Fragen sind hier:
Was ist ein Geschenk?
Muss man etwas kaufen, damit es ein Geschenk ist?
Kann man auch Zeit, Liebe oder Hilfe schenken?
Kann man schenken, ohne etwas zu bekommen?
Wäre das Philosophieren auch etwas für euren Unterricht?
Ich würde mich freuen, wenn ihr es ausprobiert – und wünsche viel Freude beim gemeinsamen Staunen und Nachdenken!