Es gibt Strukturen in Grundschulklassenzimmern, die scheinen ungeschriebenes Gesetz zu sein. Sie waren bereits zu unserer eigenen Schulzeit so, wir lernen sie im Referendariat von der anderen Seite her kennen und ab diesem Zeitpunkt ist es Jahr für Jahr selbstverständlich, diese Strukturen durchzusetzen. Viele dieser Ideen sind sicherlich lang erprobt und damit auch eine „best practice“, aber es lohnt sich, die ein oder andere auch einmal kritisch zu betrachten.
Das übliche System der Klassendienste
Mir ging es in den Vorbereitungen zum neuen Schuljahr so beim Thema Klassendienste. Klassischerweise bespricht man in einer der ersten Sachunterrichtsstunden, welche Aufgaben in einem Klassenzimmer zu verrichten sind und leitet daraus Dienste ab: Boten, Tafel Wischen, Blumen Gießen, Kehren usw. – die Liste kann schier unendlich werden. Regelmäßig, meist wöchentlich, müssen sich die Kinder nun einem Dienst zuordnen und diesen erledigen.
Was mich daran stört? Oft ist es kein Selbstläufer, sondern ungeliebte Dienste bleiben übrig, ich muss mich darum kümmern, dass die beliebten fair verteilt werden und nicht selten bleibt es ein Konfliktpotenzial. Es gibt immer Kinder, die ihre Dienste gar nicht erledigen und jedes neue Verteilen kostet mich Zeit. Natürlich kann man hier teilweise gegensteuern, aber richtig zufrieden war ich jahrelang nicht.
Wie könnte man dieses System verändern?
Zusammen helfen bleibt ja eine wichtige Sozialkompetenz, die wir natürlich trainieren wollen. Vom praktischen Effekt einmal ganz abgesehen. Was ich nun aber dieses Schuljahr verändert habe, ist die Auswahl der Kinder: Für alle Dienste gibt es nun wöchentlich eine feste Gruppe von 4 Kindern, die gemeinsam alle Aufgaben erledigen – mein „Einsatzteam“.
Egal, welche Aufgaben nun also im Klassenzimmer anstehen, es ist unbestreitbar klar, wer verantwortlich ist. Auch wenn einmal Außergewöhnliches anfällt oder wir im Laufe des Jahres etwas Neues einführen möchten, brauche ich keinen Extradienst.
Die Herausforderung für die Kinder ist es vor allem, sich untereinander in der Vierergruppe zu organisieren. Die geringe Anzahl ermöglicht aber noch einen guten Austausch auf Zuruf. Trotzdem würde ich dieses System deshalb eher noch nicht am Anfang der 1. Klasse einführen. Bei meiner aktuellen 3. Klasse beobachte ich aber, dass es den Kindern viel leichter fällt, auch „unangenehmere“ Aufgaben zu erledigen, da sie in kürzester Zeit auch wieder beliebteres übernehmen dürfen.
Um dem Einsatzteam erstens eine gewisse Wichtigkeit und zweitens auch einen Überblick über die Aufgaben zu geben, habe ich eine Checkliste entworfen. Darauf finden sich grob die Aufgaben, die wir gemeinsam gefunden haben. Ich habe sie bewusst allgemein gehalten, um flexibler zu sein. Die Checkliste erhält das Einsatzteam laminiert auf einem Klemmbrett und kann bei Bedarf Erledigtes abhaken. Oben notieren wir die Namen des aktuellen Einsatzteams.
Damit die Übergabe an das nächste Einsatzteam reibungslos und ohne meine Hilfe abläuft, finden die Kinder hinter der Checkliste eine Klassenliste. Fortlaufend sind immer 4 Kinder im Team. Durch die Anzahl an Schülerinnen (18) rotiert die Zusammensetzung immer neu. Bewusst habe ich mich hier gegen eine Gruppenbildung durch die Kinder entschieden, damit sie lernen, auch mit weniger engen Freund:innen Dienste aufzuteilen und zu erledigen.
Ich beobachte dieses System nun schon einige Wochen und muss sagen: So wenig habe ich mich noch nie mit den Diensten beschäftigt. Es ist ein Selbstläufer, das Team erinnert sich gegenseitig und fühlt sich verantwortlich. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und damit für mich ein „Evergreen“, den ich ganz bewusst nun abgewandelt einsetze. Für den direkten Einsatz hänge ich euch hier die obere Datei an: