Knieballett auf dem Schulfest

Das Ende des Schuljahres rückte näher und ein großes Open Air Festival, bei dem jede Klasse der Grund- und Mittelschule etwas für die Eltern und Freunde aufführen durfte, sollte den Schuljahresabschluss bilden.

Inspiration gesucht!

Eine Idee für den Auftritt meiner Viertklässler musste her. Was könnte man mit 26 Kindern aufführen?

  • Singen? … geht immer, kann ich aber selber nicht gut.
  • Ein kurzes Theaterstück? Nicht wirklich praktikabel, wenn alle Kinder mitmachen sollen.
  • Tanzen? Eventuell.  Finden die meisten Viertklässler-Jungs aber momentan uncool.

Beim Grübeln erinnerte ich mich an dieses YouTube Video: „Knieballett“!

Knieballett

Beim Knieballett sitzen alle Teilnehmer eng nebeneinander (auf Stühlen oder langen Bänken). Oberkörper und Köpfe sind hinter einem gespannten Tuch verborgen, die Zuschauer sehen nur die Beine. Geschminkte Gesichter auf den Knien und eine Verkleidung für die Unterschenkel machen das „Kostüm“ perfekt. Indem die Beine im Rhythmus der Musik bewegt werden, tanzen die Figuren. Möglichst große Synchronität ist dabei entscheidend. Gar nicht so einfach, es erfordert viel Rhythmusgefühl, denn hinter dem Tuch sieht man nicht, was die anderen machen.

Das Knieballett ließ mich nicht mehr los und auch bei den Kindern fand es Anklang. Die Idee war geboren.

Aber würden wir das wirklich schaffen? Ein Mammutprojekt! Sollten wir vielleicht doch lieber ein Liedchen „trällern“? Aber warum nicht mal etwas wagen?

Die Vorbereitungen: Choreografie

Ganz wichtig für die Kinder: der Zettel mit der Schrittfolge! (Foto: Verena)

Als Erstes hörten wir den Radetzky Marsch, zu dem wir das Knieballett aufführen wollten. Wir klatschten und stampften den Rhythmus. Dieser musste den Kindern schließlich ins Blut übergehen.

Die Choreografie entstand ganz allmählich. Nach und nach überlegten wir uns zur Musik passende Bewegungen und notierten uns die Schrittfolgen an der Tafel. Immer wieder übten wir zwischendurch. Zum Glück ging das ohne großen Aufwand: einfach die Stühle vom Tisch rücken und los ging es. Ich saß beim Üben vor der Klasse und machte die Übungen spiegelverkehrt vor, damit sich die Kinder daran orientieren konnten.

Die ersten Übungseinheiten waren unglaublich zäh. Begeistert stampften manche Kinder konsequent außerhalb jedes Rhythmus. „Wie soll das jemals eine synchrone Choreografie werden? Was habe ich mir/uns da nur zugemutet!?“, ging mir mehr als einmal durch den Kopf.

Aber es wurde besser. Und es machte uns Spaß.

Um sich die Choreografie zu merken, hatte jedes Kind einen Zettel, auf dem alle Schritte notiert waren. Die Zettel werden auch für den Auftritt benutzt. Wenn sich die Kinder beim Auftritt hinter dem Tuch sitzend nicht an den Mitschülern orientieren konnten, so hatten sie wenigstens ihre Notizen. 

Die Vorbereitungen: Kostüme

Die Knie aller 26 Kinder wurden für das Knieballett geschminkt. (Foto: Verena)

Mindestens genauso wichtig wie die Choreografie waren die Kostüme! Zum Glück erklärte sich meine Kollegin bereit, mit den Kindern im WTG (Werken und textiles Gestalten) Unterricht die Kostüme zu nähen: ein rotes Kleid für den linken Unterschenkel, ein schwarzer Anzug (=Kniestrumpf) mit weißem Kragen für den rechten Unterschenkel.

Die Zylinder bastelten wir aus halbierten, schwarz angemalten Toilettenpapierrollen (auf dem Foto ist der Zylinder noch nicht bemalt). Gelbe Wolle banden wir für die Frauenhaare zusammen. Zylinder und Haare konnten dann mit doppelseitigem Klebeband auf den Knien befestigt werden.

Am Tag des Festivals trafen wir uns 90 Minuten vor Beginn. Während die Kinder einen Film schauten, verwandelte ich die 52 Kinderknie mit Kajal und Lipliner in Gesichter.

Der Auftritt war ein voller Erfolg, die Kinder hatten riesigen Spaß und ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Und ich war unglaublich stolz auf die Klasse! Für mich war es die Bestätigung, ruhig auch mal „etwas zu wagen“ und den Schülerinnen und Schülern auf den ersten (und zweiten Blick) schwierige Dinge zuzutrauen. Es war viel Arbeit, aber es hat sich definitiv gelohnt!

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