Gruppentische oder U-Form? Schräg oder gerade? Wer neben wem (oder eben nicht)? Über die richtige Sitzordnung wird viel diskutiert, spekuliert und ausprobiert.
Diesmal möchte ich nicht über die Anordnung der Tische im Klassenzimmer schreiben, obwohl dieses Thema sicherlich auch einen Beitrag wert wäre. Mir geht es um die Vergabe der Sitzplätze, also wer neben wem an welchem Tisch sitzt.
Leidige Diskussionen
Ihr kennt sicher alle die leidigen Diskussionen und Verhandlungen, wenn Kinder unbedingt und nur neben einem bestimmten Partner sitzen wollen. Gerne schalten sich auch die Eltern in diese Diskussion ein. Schon öfter erhielt ich von Eltern E-Mails mit wortreichen Ausführungen, warum ihr Kind nur (bzw. auf gar keinen Fall) neben einem bestimmten Kind sitzen darf/kann/will/soll.
Um genau diese Diskussionen zu vermeiden, habe ich in meinen Klassen ein System eingeführt, das bei mir gut funktioniert und das ich euch gerne vorstellen möchte:
Die Sitzordnung in meiner Klasse
Am ersten Schultag nach den Sommerfeien suchen sich die Schülerinnen und Schüler einen Platz frei aus. An diesem Platz sitzen sie zwei Wochen lang, danach wird umgesetzt. Das 14-tägige Umsetzen behalte ich das ganze Schuljahr über bei.
Wie schon erwähnt mache ich das, um die langen Diskussionen wer neben wem sitzen darf, zu vermeiden. Es hat aber auch noch andere Gründe:
Ich wechsle die Sitzordnung gerne durch, da ich der Meinung bin, dass man innerhalb einer Lerngruppe (zumindest als Dritt- und Viertklässler) in der Lage sein sollte, neben verschiedenen Kindern (und eben nicht nur neben dem besten Freund/der besten Freundin) zu sitzen und im Bedarfsfall auch mit ihnen zusammenzuarbeiten. Denn natürlich ist man nicht mit jedem Kind der Klasse befreundet. Aber man sollte in der Lage sein, friedlich nebeneinander zu sitzen und auch konstruktiv miteinander zu arbeiten. Eine Fähigkeit, die wir alle übrigens auch außerhalb der Schule in fast allen Bereichen des Lebens brauchen. (Auch der „Geheime Freund“ soll den Schülerinnen und Schülern diesen Kerngedanken näher bringen.)
Die Vorteile
Durch das Bewusstsein, dass alle 14 Tage ein Sitzplatzwechsel ansteht, fallen die Diskussionen zwischendurch komplett weg. Die Kinder lernen sich untereinander besser kennen. Und auch ein weniger geliebter Sitznachbar kann mit dem Wissen, dass in zwei Wochen neu gemischt wird, gut „ertragen“ werden. Übrigens gab es schon öfter positive Überraschungen und es fanden sich auf diese Weise wunderbare Arbeitspartnerschaften, die von sich aus niemals auf die Idee gekommen wären, dies überhaupt in Erwägung zu ziehen.
Das Umsetzen
Alle 14 Tage setzen wir uns montags also um. Dazu gibt es verschiedene Vorgehensweisen, die wir abwechseln:
- Sitzplatz per Los: Die Tische im Klassenzimmer sind den Gruppen 1-5 zugeordnet, auf den Losen steht die Gruppennummer. Innerhalb der Gruppe können sich die Kinder frei an den Tischen verteilen.
- Wunschpartner: Manchmal können die Schülerinnen und Schüler in der Woche vor dem Umsetzen Zettelchen mit Wunschnachbarn in eine Schatzkiste werfen. Anhand dieser Wünsche verteile ich die Kinder an die Tische.
- Mädchen wählen Jungs bzw. Jungs wählen Mädchen als Banknachbarn.
- Festlegung der Sitzplätze durch mich.
Natürlich entstehen dabei auch Kombinationen, die nicht so gut funktionieren. Ich sehe es aber immer auch als Chance, es eben trotzdem auszuprobieren. Wenn es nicht funktionieren sollte (entweder weil sich Kinder gar nicht verstehen oder auch weil sie sich zu gut verstehen und zu viel quatschen), kann ich darauf reagieren und umsetzen. Das ist normalerweise aber nicht nötig.
Manchmal gibt es bei der Sitzordnung bestimmte Dinge zu beachten, z. B. Sehschwächen, Aufmerksamkeitsstörungen, Linkshändigkeit, Größe etc., so dass eine völlig freie Verteilung der Kinder an den Tischen nicht möglich ist. Darauf muss natürlich eingegangen werden. Aber auch das hat in meinen Klassen bis jetzt gut funktioniert.
Welche Erfahrungen habt ihr mit der Sitzordnung und wie regelt ihr sie in euren Klassen?