Heute möchte ich von einer neuen Unterrichtsidee berichten, die ich im September beim Deutschen Lehrerforum von Stefan Schwarz aus Potsdam (Oberlinschule) kennenlernen durfte und von der ich sofort elektrisiert war: Der Escape Room im Klassenzimmer oder auch Edu Breakout.
Was ist ein Escape Room?
So genannte Escape Rooms wachsen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Als Gruppenerlebnis und teambildende Maßnahme von Firmen wie von privaten Gruppen gerne genutzt, kann man sich dort einsperren lassen. Eingebettet in eine Rahmengeschichte müssen Hinweise gefunden und Rätsel gelöst werden, um eine bestimmte Mission zu erfüllen und den Raum verlassen zu können.
Die Idee ins Klassenzimmer holen
Was „draußen“ so gut ankommt, muss doch auch in der Schule einsetzbar sein, oder? Wie kann diese Erfahrung/dieses Gruppenerlebnis ins Klassenzimmer geholt werden? Eines ist klar: Einfach die Klassenzimmertüre zusperren geht nicht (Schüler einsperren ist schließlich verboten!). Also muss eine andere Idee her und die sieht so aus:
Eine Schatzkiste, verschlossen mit verschiedenen Schlössern muss innerhalb einer bestimmten Zeit von den Kindern geöffnet werden. Im Klassenzimmer sind verschiedene Hinweise und Rätsel versteckt, mit deren Hilfe die Schlösser geöffnet werden können. Dabei ist Teamwork gefragt. Nur wenn die Gruppe gut zusammenarbeitet, alle Hinweise findet, die Rätsel sinnvoll bearbeitet und die richtigen Kombinationen findet, stellt sich der gewünschte Erfolg ein.
Aufgaben und Rätsel
In meiner Klasse setzen die Kinder die Tablets zum Lösen der Rätsel ein. Im Klassenzimmer sind z.B. QR Codes verteilt, hinter denen sich verschiedene Aufgaben verstecken. Das können Wissensfragen sein, die mit der Kindersuchmaschine beantwortet werden sollen, ein Link zu einer Learningapps-Aufgabe etc. Auch andere Aufgaben wie Kreuzworträtsel, Rechenaufgaben, Puzzles (z. B. beschriftet mit UV Stiften) sind denkbar. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Ideen kann man sich auch hier holen.
Aus den Lösungen der Rätsel ergeben sich Zahlenkombinationen, mit denen die Schlösser geöffnet werden können.
Thematisch erstelle ich die Rätsel passend zu den momentan im Unterricht behandelten Themen, auch wenn es bei den Escape Rooms nicht primär um die Vermittlung von fachlichem Wissen geht. Vielmehr stehen methodische, kommunikative oder soziale Kompetenzen für mich im Vordergrund (Wie arbeite ich im Team zusammen? Wie gehe ich bei der Problemlösung vor?…).
Zu Hause erstelle ich die Rätsel, bereite die Schatzkisten vor und denke mir eine Rahmengeschichte aus. Dabei brauche ich für eine Schulklasse natürlich mehrere Schatzkisten. In meiner Klasse arbeiten Gruppen von vier bis fünf Kindern an je einer Schatzkiste. Den Gruppen sind verschiedene Farben zugeordnet, damit beim Suchen der Rätsel und Hinweise jede Gruppe nur die für sie bestimmten Dinge einsammelt. So sammelt die gelbe Gruppe z. B. nur die QR Codes etc. ein, die auf gelbem Papier gedruckt sind.
Ablauf im Unterricht
Nach Präsentation der Rahmengeschichte (was ist in der Schatzkiste versteckt und warum muss sie dringend möglichst schnell geöffnet werden), untermalt mit spannender Musik (bei mir ist es der der Titelsong von Mission Impossible) starten die Gruppen. Es hat sich bewährt, dass pro Gruppe immer nur ein Kind auf Hinweissuche gehen darf, sonst rennen 22 Kinder gleichzeitig los (Chaos!). Dafür gibt es in jeder Gruppe ein „Sucher“-Umhängeschild. In welcher Reihenfolge die Aufgaben bearbeitet werden, wer mit wem innerhalb der Gruppe zusammenarbeitet und wer welche Aufgabe übernimmt, bestimmen die Kinder der Gruppe selbst.
Nach Ablauf der Zeit bzw. wenn alle Gruppen die Kisten geöffnet haben, sollte immer eine Reflexionsrunde stattfinden. Hier wird besprochen, was bei den einzelnen Aufgaben zu tun war und die Kinder erklären, wie sie auf die richtigen Lösungen kamen. Außerdem reflektieren wir, wie die Zusammenarbeit in der Gruppe geklappt hat. Dabei entwickeln die Schülerinnen und Schüler auch direkt Ideen, wie die Zusammenarbeit beim nächsten Mal noch besser klappen könnte.
Wann?
Break Out Stunden sind besondere Stunden. Kein Alltagsunterricht. Zu Beginn oder Ende des Schuljahres, vor oder nach den Ferien oder als besonderer Abschluss einer Sequenz.
Fazit
Zugegeben: Die Vorbereitung ist zeitintensiv. Aber jede andere gut vorbereitete Stunde kostet mich auch einige Arbeitsstunden. Mit etwas Übung geht es immer schneller von der Hand. Optimal ist es natürlich, wenn sich Kolleginnen und Kollegen die Arbeit teilen und das Material für mehrere Klassen genutzt wird.
Und die Arbeit lohnt sich. Die Kinder lieben diese Stunden, sie arbeiten konzentriert, motiviert und kollaborativ zusammen.