Im letzten Beitrag habe ich versucht, euch ein bisschen in die Möglichkeiten des spezifischen geschlechtersensiblen Unterrichtens mitzunehmen. Dabei darf und soll es natürlich nicht nur um die binäre Geschlechterverteilung gehen, sondern wir können auch immer wieder einen Blick in die Vielfalt des menschlichen Daseins werfen.
Heute soll es aber vor allem darum gehen, wie wir es jeden Tag schaffen können, uns diesem Thema zu widmen.
Sprachvorbild sein
Eine weitere, große Herausforderung stellt das Feld der geschlechtersensiblen Sprache dar. Sowohl im Mündlichen als auch im Schriftlichen ist es an der Tagesordnung, nicht zu gendern. Es wirkt zu umständlich, sperrig oder gar unnötig. Ich finde, ganz unabhängig davon, ob man im eigenen Sprachgebrauch gendert, haben wir eine sprachliche Verantwortung unseren Schüler*innen gegenüber – denn auch hier gilt wieder: was ich täglich höre und (unterbewusst) wahrnehme, formt mich und meinen Blick auf die Welt und damit auch das, was ich mir für mich vorstellen und zutrauen darf.
Deshalb möchte ich euch ermutigen: Nehmt euch die 20 Sekunden mehr Zeit und sprecht von Partner und Partnerin. Von Mitschüler und Mitschülerin. Oder nutzt eine kleine Sprechpause in Sitznachbar*in.
Ich habe begonnen, das auch in meine Arbeitsblätter und Wochenpläne zu übernehmen. Es ist erstaunlich, wie oft wir das generische Maskulinum verwenden und überhaupt nicht in Frage stellen. Nebenbei thematisiere ich die verschiedenen Sprech- und Schreibweisen. Nicht, weil ich das von den Kindern verlange, sondern um ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen und sie kompetent zu machen für Schriftstücke in ihrer Umwelt, für Werbeplakate, Bücher oder Social Media.
Auch wenn der Rat für deutsche Rechtschreibung (noch) nicht empfiehlt, Sternchen oder Doppelpunkt zu verwenden, spricht er sich doch auch jetzt bereits für eine geschlechtergerechte Sprache aus (vgl. Rat für deutsche Rechtschreibung: Geschlechtergerechte Schreibung. Empfehlungen vom 26.03.21).
Ich bin aus tiefstem Herzen davon überzeugt, dass wir hier einer Verantwortung als Bildungsinstitution gerecht werden müssen und freue mich, wenn immer mehr Lehrer*innen beginnen, auf ihre Sprache, ihre Themen und ihr Material zu achten. Das gleiche gilt natürlich auch für die Verlage, die Lehrwerke und letztendlich die kultusministeriellen Vorgaben. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, den wir aber in unseren Klassenzimmern bereits beginnen können. Und freut euch schon jetzt auf die Gespräche mit den Kindern, die doch so oft gar nicht verstehen können, warum wir das nicht schon immer so gemacht haben!