In meinen letzten beiden Beiträgen habe ich davon berichtet, wie Zweitklässler den Künstler Wassily Kandinsky und sein Werk „Weiches Hart“ kennengelernt haben.
Nun konnten es die Kinder kaum erwarten, endlich wieder selbst etwas gestalten zu dürfen. Deshalb stellte unsere Identifikationsfigur für das Fach Kunst, „Herr Leopold“, den Schüler:innen eine neue Kunstaufgabe: „Gestalte ein Bild mit geometrischen Formen wie Wassily Kandinsky.“
Zuerst erinnern wir uns an Kandinskys Gestaltungsprinzipien und wiederholen das bereits Gelernte:
Nachdem wir uns erinnert haben, welche Gestaltungsmerkmale Kandinskys Werk „Weiches Hart“ aufweist, durften die Kinder loslegen. Über die Jahre habe ich dabei verschiedenen Gestaltungsaufgaben gestellt.
Jetzt geht's los: Malen mit Filzstiften
Im letzten Durchgang habe ich mich für die Technik „Malen mit Filzstiften“ entschieden (möglich sind aber auch Buntstifte, Wachsmalkreiden oder Wasserfarben). Die Kinder haben die Filzstifte im zweiten Schuljahr neu in ihrem Karton mit Kunstutensilien und drängten schon länger darauf, diese auch endlich für ein Bild verwenden zu dürfen. Mit der Gestaltungsaufgabe haben wir also eine kleine Technikschulung verbunden.
Anhand einer Mini-Lerntheke mit Vorübungen haben die Kinder erste Malerfahrungen mit den Filzstiften gesammelt. Aufgabenstellung war z.B. „Wie male ich sauber aus?“. Die Erkenntnisse der Kinder haben wir auf einem Plakat gesammelt, um sie bei der Umsetzung von Herrn Leopolds Gestaltungsaufgabe berücksichtigen zu können.
In der Gestaltungsphase biete ich den Kindern häufig Tipp-Stationen an. Hier können sich die Kinder Technik-Tipps und weitere Anregungen für ihre eigenen Werke holen.
Schneiden, Legen, Kleben: Eine Collage
Eine weitere Idee ist die Gestaltung einer Collage mit geometrischen Formen. Neben ästhetischen werden hier auch geometrische Fähigkeiten besonders geschult, indem die Kinder Kreise, Dreiecke und weitere Formen zeichnen, ausschneiden und legen. Auch gestalterische Aspekte wie die Überschneidung der Formen können bei einer Collage handelnd nachvollzogen werden.
Für Fortgeschrittene: Eine Collage in 3D
Eine gute Möglichkeit, um auch die kommunikativen und sozialen Fähigkeiten der Kinder zu fördern, ist das Gestalten in Partnerarbeit. Hierfür habe ich eine komplexere Aufgabenstellung gewählt: Der Arbeitsauftrag war nicht nur, eine Collage zu erstellen, sondern diese sollte auch 3D-Aspekte enthalten. Dabei kamen die Kinder auf sehr kreative Ideen, wie die Formen „in die Höhe ragen“ konnten (z.B. mithilfe einer „Hexentreppe“).
Für Geometrie-Expert:innen: Ein achsensymmetrisches Kandinsky-Werk
Auch eine Verknüpfung mit dem Thema „Achsensymmetrie“ ist möglich. So lautete eine weitere fächerübergreifende Gestaltungsidee: „Gestalte ein achsensymmetrisches Bild mit geometrischen Formen“.
Zum Abschluss: Über die eigenen Werke reflektieren
Die kleine Auswahl an Gestaltungsideen verdeutlicht, dass Kandinskys Werke großes Potenzial für ästhetisches Lernen und kreative Gestaltungsprozesse bieten.
Wichtig bei allen Aufgabenstellungen ist jedoch auch die Würdigungen der Ergebnisse der Kinder. Für Zwischenreflexionen wähle ich oft die Methode des „Museumsrundgangs“, bei der die Kinder einige Minuten die Werke ihrer Mitschüler:innen betrachten können. Anschließend tauschen sie Anregungen und Tipps aus, die sie in den weiteren Gestaltungsprozess einbinden können.
Am Ende unserer Sequenz zu Wassily Kandinsky nehmen wir einige Ergebnisse noch einmal genauer unter die Lupe. Auch hier kommt die Identifikationsfigur „Herr Leopold“ wieder zum Einsatz, der die Schüler:innen zum Reflektieren auffordert und z.B. wissen möchte, wie das Kind die Gestaltungsprinzipien des Künstlers in seinem eigenen Werk umgesetzt hat. Das Sprechen über die Werke der anderen bietet dabei auch eine hervorragende Möglichkeit, die Kinder für eine wertschätzende Kommunikation zu sensibilisieren.