Herr Kandinsky war ein Maler (1): Wie sieht Musik aus?

In diesem Schuljahr habe ich mir vorgenommen, mit den Kindern mehr Künstler:innen und deren Werke unter die Lupe zu nehmen. Denn Corona-bedingt ist der Bereich „Bildende Kunst“ mit ausführlichen Bildbetrachtungen im letzten Schuljahr etwas zu kurz gekommen.

Eine fächerübergreifende Sequenz zu Wassily Kandinsky

Im ersten und zweiten Schuljahr behandle ich gerne den Maler Wassily Kandinsky, da seine Werke viele geometrische Formen zum Entdecken bieten und somit eine fächerübergreifende Sequenz mit Mathematik ermöglichen. Doch nicht nur die Geometrie, sondern auch das Fach Musik lässt sich in eine Unterrichtsreihe über den Künstler einbinden, indem man seine besondere Art zu Malen in den Blick nimmt. Wassily Kandinsky gilt nämlich als Synäs¬the¬ti¬ker, das heißt er verband Farben mit verschiedenen Geschmäckern und Gerüchen oder sah innere Bilder vor sich, wenn er Klänge oder Musik hörte.

Das Bilderbuch „Herr Kandinsky war ein Maler“

Das Bilderbuch „Herr Kandinsky war ein Maler“ bietet in diesem Zusammenhang einen wunderbaren Einstieg in das Thema „Synästhesie“ und gibt den Schüler:innen zudem einen kindgerechten Einblick in die Biographie des Künstlers.

Herr Kandinsky war ein Maler. (Foto: Sina)

Für meine zweite Klasse habe ich das Bilderbuch etwas gekürzt und digital aufbereitet, sodass ich die Bilder großformatig an die Tafel projizieren konnte. Um das anschließende Unterrichtsgespräch sprachlich vorzuentlasten, haben wir einen Wortspeicher mit passenden Ausdrücken gesammelt, mit denen man Geräusche und Töne genauer beschreiben kann. Anschließend überlegten wir uns, welche Farben und Formen wir beispielsweise mit „laut“ und „leise“ verbinden.

Was Kandinsky wohl gehört hat, als er dieses Bild gemalt hat?“

Mit dem sprachlichen Rüstzeug ausgestattet widmeten wir uns dann wieder Kandinskys Werken aus dem Bilderbuch. Die Kinder hatten sehr viel Spaß dabei zu erraten, was Kandinsky wohl gehört haben könnte, als er die abgebildeten Bilder malte.

Anschließend durften die Schüler:innen eigene „Hörbilder“ erstellen. Gerade jüngeren Kindern fällt es zu Beginn oft sehr schwer, weg vom gegenständlichen und hin zum abstrakten Gestalten zu gelangen. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass beim Malen zu Alltagsgeräuschen zuerst oft der Gegenstand gemalt wurde, von dem das Geräusch stammte (z.B. malten die Kinder einen Zug, statt die Lautstärke oder das Rattern des Zuges bildlich darzustellen). Doch nach intensiven Reflexionsphasen gelang es immer mehr Kindern sich auf Kandinskys Art zu Malen einzulassen.
Nach einzelnen Tönen und Geräuschen sind wir anschließend dazu übergegangen, zu verschiedener Musik zu malen. Dabei habe ich den Fokus vor allem auf die Lautstärke gelegt und geeignete Stücke ausgewählt, die diesbezüglich stark variieren.

Werke der Kinder mit Reflexionsauftrag. (Foto: Sina)

An den Ergebnissen ist sehr gut erkennbar, dass den Schüler:innen der Entwicklungsschritt hin zum abstrakten Malen gelungen ist. Die Werke der Kinder waren zudem ein schöner Anlass, um über die philosophische Frage zu diskutieren, ob bzw. wie jeder Mensch die Welt auf seine eigene Weise wahrnimmt – sodass sich auch hier wieder das Potenzial des Künstlers Kandinsky zum fächerübergreifenden Arbeiten zeigt.

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