„Wir werden ein Schulkind“ – für viele Eltern trifft das zur Einschulung ihres Kindes zu. Für Eltern, die bereits ein größeres Kind eingeschult haben, ist dieses Event schon „kalter Kaffee“. Für mich und den Großteil „meiner“ zukünftigen Eltern jedoch nicht. Frisch mit dem zweiten Staatsexamen gewappnet erhielt ich die tolle Nachricht, an meiner Ausbildungsschule bleiben und eine erste Klasse übernehmen zu dürfen. Die anfängliche Euphorie wich bald eiskalter Angst – und nein, ich übertreibe nicht. Eine Klasse mit 28 Schulanfängern bedeutet im besten Fall zum sogenannten “nullten Elternabend“ 56 Eltern, die gespannt darauf warten, wer ihr Kind auf dem Weg in die Bildungslandschaft begleiten wird. Aber jeder Weg ist halb so lang mit einem Freund an seiner Seite: Von meinen Kolleginnen holte ich mir wertvolle Tipps zum Ablauf, den wichtigsten Informationen und zuletzt sogar der besten Stellung der Tische zum Elternabend. Jetzt konnte ich mich an die Feinplanung machen.

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(Foto:  iStockphoto.com  / ojogabonitoo)

Was die Eltern wissen müssen, steht in der Elternfibel

An unserer Schule gibt es einen wunderbaren Leitfaden für die Eltern der Schulanfänger, die sogenannte „Elternfibel“. Sie enthält neben wichtigen Terminen auch Kontaktdaten und gewisse Grundsätze, wie beispielsweise die Hausordnung. Neben diesem Büchlein sollten die Eltern auf jeden Fall die Materialliste erhalten als auch die Info, welche Materialien die Schule besorgt. Weiterhin musste der Förderverein und eine eventuelle Mitgliedschaft, die Teilnahme am Musikschützen-Programm und auch die Nachmittagsbetreuung besprochen werden. Schon allein mit diesen Inhalten füllte sich mein Ablaufplan deutlich. Aber es fehlten noch einige wichtige Dinge – ich musste mich doch auch vorstellen! Schließlich sollten die Eltern ja wissen, mit wem sie es zu tun haben. Ebenso musste die Arbeit mit dem Schulhund in meiner Klasse angesprochen werden. Je detaillierter die Planung wurde, desto aufgeregter wurde ich. Was, wenn ich etwas vergessen würde? Wie würde ich reagieren, wenn Eltern gleich zu Beginn Fragen stellten, die ich nicht beantworten kann? Aber letztlich half ja alles nichts, ich musste da durch.

Um mich abzulenken, bastelte ich für den Elternabend noch ein kleines Geschenk für die Schulanfänger, welches die Eltern den Kindern mitbringen sollten. Dazu legte ich einen Brief, in dem ich den Kindern schrieb, wie gespannt ich auf sie war und wie sehr ich mich schon freute.

Um die Eltern etwas zu aktivieren, überlegte ich mir zwei kurze Aufgaben für den Elternabend selbst. Zum Einen sollten Sie auf einen grünen Zettel einen Wunsch für ihr Kind schreiben, der am ersten Schultag vorgelesen werden soll. Zum Anderen erhielten sie einen orangefarbenen Zettel mit einer Gedankenblase, auf welchem sie Wünsche, Ängste, Sorgen oder Hoffnungen in Bezug auf das erste Schuljahr aufschreiben sollten. Ob diese beiden Dinge gelingen würden, wusste ich noch nicht.

Handgerecht packte ich nun alle Unterlagen in eine Aktenhülle und es konnte losgehen …

Der nullte Elternabend ist da

Nun war es endlich soweit: Nach einer offiziellen Begrüßung in der Aula, in der ich meinen Puls noch etwas unter Kontrolle bringen konnte, folgten mir „meine zukünftigen Eltern“ neugierig in das vorbereitete Klassenzimmer. Passend zu unserem Klassentier, dem Hund, hatte ich einen grauen Hunde-Türstopper an der Tür platziert. Der gewünschte Effekt trat ein und die Eltern betraten den Raum mit einem Schmunzeln. Ich hingegen fühlte mich wie im Fieber und war froh, die zukünftige Erzieherin für den Nachmittagsbereich an meiner Seite zu wissen.

Als sich alle Eltern gesetzt hatten und gespannt zu mir nach vorn schauten, begrüßte ich die Eltern und stellte mich kurz vor. Dabei beschränkte ich mich auf wichtige Eckpunkte meiner Ausbildung als auch relevante Qualifikationen wie die Ausbildung zur tiergestützten Pädagogik. Schon etwas entspannter gingen wir gemeinsam die Elternfibel durch und besprachen im Anschluss den Ablauf der Einschulung. Mittlerweile hatte ich wieder eine annehmbare Temperatur und auch meine Gesichtsfarbe war nicht mehr mit einer Tomate zu verwechseln. Nach einer kurzen Ausführung der Erzieherin zur Nachmittagsbetreuung erklärte ich den Eltern die Arbeit mit unserer Fibel „Löwenzahn“, dem Schreiblehrgang und auch unserem Mathebuch „Welt der Zahl“. Interessiert schrieben die Eltern mit und notierten sich viele Dinge, was mich immer sicherer werden ließ.

Nun folgte der praktische Teil, in dem die Eltern die beiden Zettel beschriften sollten. Ich war wirklich baff, als ausnahmslos alle eifrig mit dem Schreiben begannen. Die Zettel füllten sich rasch mit liebevollen Grüßen an die eigenen Kinder und ehrlichen Sorgen, Ängsten und auch Hoffnungen für das erste Schuljahr an mich.

Für den Abschluss hatte ich eine offene Fragerunde geplant. Da mich aber nach meinen Schlussworten nur zufriedene und entspannte Gesichter anschauten, war diese gar nicht notwendig.

Nach eineinhalb Stunden Anspannung war ich unglaublich froh und erleichtert, dass ich diesen ersten Schritt ins richtige Lehrerleben scheinbar gut gemeistert hatte.

Jetzt können die Kinder kommen! Ich freue mich schon, euch davon zu berichten!

Wie ist euer nullter Elternabend verlaufen? Lief alles glatt oder gab es die eine oder andere Stolperfalle, über die ihr vielleicht noch heute schmunzeln müsst?

Eure Christina

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