Mein Referendariat (4): Reflexion muss gelernt sein ...

In meinem letzten Beitrag erwähnte ich bereits, dass nach einer gezeigten Unterrichtsstunde die Aufregung zwar vorüber ist, die Arbeit aber noch nicht. Nun steht das „Reflektieren“ an, eine sehr wichtige und nicht zu unterschätzende Kompetenz für Lehramtsanwärter. Die gezeigte Unterrichtsstunde kann noch so gut oder schlecht sein, die Reflexion in der Besprechung muss noch besser sein (insgeheim munkelt man, dass sogar bei einer schlechten Stunde eine gute Reflexion Ausgleich bieten kann).

Auch die Reflexion muss vorbereitet werden

Für die Vorbereitung einer Reflexion sind meist zehn Minuten vorgesehen. Ich setze mich dafür immer in einen leeren Klassenraum, um meine Ruhe zu haben. Vorab habe ich mir ein Schema von Faktoren zusammengestellt, die man definitiv reflektieren sollte. Als allererstes gibt man einen Gesamteindruck ab: Bin ich mit der Stunde insgesamt zufrieden oder unzufrieden? Haben die Schülerinnen und Schüler die Ziele erreicht oder nicht? Erst nach diesem kurzen Statement zur gesamten Stunde geht man in die Tiefe und spricht über positive (ganz wichtig, sich selbst zu loben und positive Aspekte zu benennen!) und negative Punkte. Hierfür halte ich mich an folgendes Schema, um bei meiner Reflexion einen roten Faden zu haben:

ERZIEHEN

Ordnungsrahmen
Gemeint sind hiermit die Lernatmosphäre, die Einhaltung von Regeln und Ritualen und die Disziplin der Kinder in der Stunde.

PLANUNG UND DURCHFÜHRUNG

Organisation
Waren alle Materialien vorhanden? Haben die Medien gut funktioniert?

Phasenaufbau / Phasenlänge / Phasenwechsel
In diesem Punkt gehe ich auf die einzelnen Phasen ein und frage mich persönlich, ob ich die Phasen wieder so wählen würde und was beim nächsten Mal noch zu verbessern wäre.

Lehrerverhalten
Diesen Punkt finde ich persönlich am merkwürdigsten, aber er „muss“ sein. Es geht um die eigene Lehrperson und ob man den Kindern freundlich und hilfsbereit zugewandt war.

Lernprozesse & Lernziele
In diesem Punkt gehe ich auf das Schülerverhalten, die Schüleraktivität und auf die Motivation in der Stunde ein. Inwiefern haben die Unterrichtsmethoden und -prozesse die Motivation und die Aktivität der Lernenden gefördert? Auch reflektiere ich auf die gewählten Lernziele der Stunde und inwiefern sie (nicht) erreicht wurden.

Sozialformen / Kooperation
Die gewählten Sozialformen (z.B. Einzel- oder Gruppenarbeit) und die Kooperation werden ebenfalls reflektiert. Hat es in der gezeigten Stunde gut funktioniert? Welche Alternativen hätten sich hier angeboten? Ein Geheimtipp von mir: Alternativen werden immer gern gehört!! Sie zeigen, dass man intensiv reflektiert und bereits weitere Möglichkeiten im Kopf hat.

Medien
Hier frage ich mich, ob die eingesetzten Medien sach- und schülergerecht sowie motivierend und ökonomisch waren. 

Auf die Reflexion nach einer gezeigten Unterrichtsstunde sollte jeder Referendar gut vorbereitet sein (Foto: Sophie)

Und zu guter Letzt kommt bei mir immer der Beratungsschwerpunkt. Das ist der Aspekt, der mich persönlich in der Stunde am meisten interessiert, wo ich mir Verbesserung und Hilfe von den Seminarleitern wünsche. Natürlich kann man sich immer in jedem Aspekt verbessern, aber der Fokus auf einen Aspekt lohnt sich eher. Da man ja mehrere Unterrichtsbesuche hat, können auch viele Schwerpunkte besprochen werden.

Insgesamt hat eine Reflexion auch ihr Gutes, da ja auch die Seminarleiter die Stunde reflektieren und jeder genannte positive Aspekt über die Stunde sich wie Balsam auf der Lehrerseele anfühlt.

Habt ihr noch weitere Punkte, die ich in meinen Reflexionsbogen einbauen könnte? Dann her damit...

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