Zusammenarbeit von Lehrkräften – Gegen das Einzelkämpfertum

Lehrer sind Einzelkämpfer. Einsame Helden im Kampf gegen das Unwissen und für Bildung. Zumindest könnte man meinen, sie sähen sich gerne so, wenn man einen Blick in die Schulen und Klassenzimmer wirft. (Falls sie einen denn lassen.)

So vieles wird im Geheimen gemacht. Man könnte meinen, Lehrer hätten etwas zu verstecken oder zu verheimlichen. Aber ist das wirklich nötig? Klar, einen Großteil der Arbeitszeit verbringen (deutsche) Lehrer allein vor der Klasse. In der Regel ist kein weiterer Erwachsener im Raum. Kollegen sieht man, wenn man Glück hat, in der Pause oder nach Unterrichtsschluss und das dann meistens nur sehr kurz. Aber muss das so sein? Und muss man das mit seinem Verhalten noch unterstützen und somit eine für alle Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit verhindern? Da werden Informationen zurückgehalten, Arbeitsblätter gehortet, aber selten geteilt, sich verschanzt, Unterricht wird allein vorbereitet und geplant, nur um dann zu merken, dass man sich hätte absprechen können und vielleicht auch besser hätte absprechen sollen. Besonderes gegenüber Referendaren scheint oft die Einstellung zu herrschen: „Da mussten wir alle mal durch.“ Sollte man nicht aus der eigenen Erfahrung lernen? Können nicht auch noch alte Hasen von den jungen Hüpfern lernen? Machen wir uns es nicht alle unnötig schwer mit dieser Einstellung?

Teamarbeit kann sich entwickeln

Hier also meine Tipps für eine gute Zusammenarbeit. Bitte fleißig ausprobieren!

1. Teilen, teilen, teilen. 

Klingt einfach, ist es auch. Man kann so ziemlich alles teilen: Arbeitsblätter, Unterrichtsideen, Stundenverlaufspläne, Stoffverteilungspläne, Materialien, … es soll sogar so Verrückte geben, die ihre Lehrproben teilen. Eine „Das war aber meine Zeit und Arbeit“–Einstellung hilft keinem weiter. Als praktikabel haben sich Ordner im Lehrerzimmer erwiesen, nach Themen und Jahrgangsstufen sortierte, in die jeder seine Beiträge abheften kann. Denkbar wären auch Materiallisten, auf denen jeder nachsehen kann, wer was besitzt und verleihen würde. Meine Tausenderkette habe ich mühsam aus einzelnen Perlen aufgefädelt. Für meine 4. Klasse brauche ich sie aber nun nicht. Klar kann sie mein Kollege benutzen.

2. Zusammenarbeit = zusammen arbeiten

Zusammen arbeiten bedeutet, dass man sich auch gegenseitig hilft. Mal eine Pausenaufsicht übernehmen, ein Arbeitsblatt mitkopieren, in der Regenpause Kaffee mitbringen, das sind die Kleinigkeiten. Arbeit sparen und sich gegenseitig stärken kann man dann, wenn man auch „die Arbeit“ zusammen erledigt. Ich denke dann an gemeinsam vorbereitete Projekte, Stunden, die im Wechsel geplant werden können, gerne auch Jahrgangsübergreifend. Meine vierte Klasse ist Patenklasse einer ersten Klasse. Wir haben gemeinsame Projekte für den Kunstunterricht, für Musik, aber auch für Deutsch.

3. Jahrgangsstufenkonferenzen

Diese Treffen möchte ich wirklich jedem ans Herz legen. Nichts hat mein Lehrerleben so vereinfacht, wie das wöchentliche Treffen mit meinen beiden anderen viert Klass-Kolleginnen. Wir treffen uns in einer gemeinsamen Freistunde, besprechen, was in der Woche gemacht wird und tauschen uns aus. Jeder bereitet Material zu einem Thema vor (oder bringt mit, was er hat) und dann wird ausgetauscht, diskutiert, bewertet und entschieden, was benutzt wird. Proben erstellen wir auch reihum. So hat man deutlich weniger Arbeit, profitiert von dem Wissen und den Erfahrungen der anderen. Außerdem ist es gerade für Junglehrer sehr angenehm zu wissen, wie man z.B. in der Zeit liegt oder ob die Probe angemessen ist. In dieser Stunde besprechen wir auch Ausflüge und Projekte, Punkteverteilung bei Noten und Probleme, die in der Klasse aufgetreten sind.

4. Freiwillige Hospitation

Auch Hospitationen und Austausch mit weiterführenden Schulen können sehr sinnvoll sein. Meine Schule hat z.B. ein Projekt, bei dem sich die Lehrer der weiterführenden Schulen den Englischunterricht der Grundschulen ansehen und umgekehrt. So konnten wir schon viel voneinander lernen und haben Möglichkeiten geschaffen, den Übertritt und Wechsel hier weniger abrupt zu gestalten. Eine Sache, die ich nach meinem Referendariat sehr vermisst habe, war die konstante Rückmeldung. Plötzlich war ich in der Klasse allein, ohne jemanden, der sich Stunden angesehen und Tipps gegeben hat. Umso mehr habe ich es genossen, dass immer wieder Referendare meinen Unterricht besucht haben. Da ich selbst noch nicht so lange „fertig“ bin, gab es meist wenige Hemmungen, es war stets ein ehrlicher Austausch, von dem auch ich immer profitieren konnte. Aber auch ich selbst schaue mir gerne noch den Unterricht von Kollegen an. das kann ich jedem nur empfehlen. Ich nutze dazu meistens Lücken im Stundenplan, um Kollegen zu besuchen. Ich schaue mir Ticks und Tricks ab, oder komme, wenn mich eine Stunde oder eine Einheit besonders interessiert. Meine Kollegen machen das genauso. Und mal ehrlich, wer kann ein „Du, ich bewundere immer deine tollen Ideen für Deutsch. Darf ich dir mal zusehen?“ schon abschlagen. Oft nutzen wir die Stunden aber auch, wenn es Probleme gibt. So kann eine Kollegin, die im Raum sitzt gezielt beobachten, warum ein einzelnes Kind vielleicht immer wieder aus dem Rahmen fällt.

5. Miteinander sprechen – Das A und O

Egal, wie viel Zusammenarbeit an euren Schulen stattfindet: Das Allerwichtigste ist immer miteinander zu sprechen! So viele Dinge ergeben sich erst im Gespräch. Verkriecht euch nicht im Klassenzimmer, nehmt euch nach Unterrichtsende noch Zeit füreinander. Unzählige Unterrichtsideen entstehen, wenn man darüber redet, man kommt auf Lösungen, die man vorher gar nicht gesehen hat und auch Probleme mit Eltern oder Schülern lassen sich so viel leichter lösen. Außerdem: Jeder geht doch lieber in ein Kollegen-Team, das ein herzliches miteinander pflegt.

Die persönliche Bereitschaft zur Teamarbeit ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (Foto: iStockphoto.com, Calgary, Chris Schmidt)
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