Chatten – gewusst wie! hieß das Thema einer wichtigen Unterrichtseinheit, die ich vor den Sommerfeien mit meinen Viertklässlern durchführte. Und mit „gewusst wie“ war nicht die technische Seite gemeint. Wie eine Umfrage in meiner Tabletklasse ergab, kannten viele Kinder alle möglichen Chatplattformen und sozialen Netzwerke. Umso wichtiger und dringend nötig waren diese Stunden.
Digitale Bildung ganz analog in der Tabletklasse
Obwohl wir eine Tabletklasse sind und das Thema ganz klar der digitalen Bildung und dem Erwerb von Medienkompetenz zuzuordnen ist, starteten wir ohne die Tablets!
Zuerst überlegten wir, warum wir eigentlich so gerne chatten. Jedem Kind fielen gute Gründe ein: man kann sich schnell austauschen und es ist spannend, lustig und interessant. Gruppenchats ermöglichen den Austausch mit mehreren Personen gleichzeitig und man kann Bilder und Videos verschicken. Kurz: Chatten macht (meistens) Spaß.
Im Anschluss startete schon der erste Chat. Aber ganz analog, mit Papier und Stift. Hierfür nutzte ich Material vom Medienführerschein Bayern.
Wir simulierten eine Chatsituation zwischen Elisa10 und Nice Boy, der aber gar nicht nice (nett), sondern auf persönliche Informationen und Fotos von Elisa aus war. In Partnergruppen ging es los. Nice Boy hatte genaue Vorgaben, was er schreiben sollte. Elisa durfte selbst entscheiden, wie sie reagierte und was sie schrieb.
Im Anschluss wurden die Chatgespräche vorgelesen. Grob ließen sich die Antworten der Elisas in zwei Gruppen einteilen: es gab solche, die bereitwillig mit Nice Boy kommunizierten und Infos wie die Körpergröße, das Alter und die Adresse herausgaben. Andere Elisas verstanden die Hintergedanken und ließen Nice Boy abblitzen.
Danach gab es die Auflösung: was hatte Nice Boy bezweckt? Und bei wem hatte er Erfolg?
Diese Erfahrung regte uns zu einer langen Diskussion über den Stellenwert der Anonymität und des Datenschutzes im Internet an. Was geben wir da eigentlich von uns preis? Und mit wem kommunizieren wir? Einige Kinder hatten sogar schon Chatkontakt mit ihnen unbekannten Personen.
Chatregeln und Datenschutz
Chatten macht den Kindern Spaß, birgt aber auch Gefahren. Deshalb stellten wir gemeinsam Chatregeln auf:
- Wähle dein Profil schlau, schütze persönliche Daten und gib nicht zu viel von dir preis.
- Tausche keinen Dateien mit Unbekannten aus, lasse die Webcam ausgeschaltet.
- Bleibe misstrauisch.
- Informiere deine Eltern oder Lehrer, wenn dir etwas komisch vorkommt.
Ein echter Chat im Klassenzimmer
Zum Abschluss durften die Kinder der Tabletklasse dann auch digital chatten – in einer sicheren Umgebung in extra für unsere Klasse eingerichteten Chaträumen auf der Bildungsplattform mebis (Landesmedienzentrum Bayern).
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich Chaträume zu verschiedenen Themen gewünscht, die ich im Vorfeld bei mebis eingerichtet und für die Kinder freigeschaltet hatte.
Übrigens: beim Medienführerschein Bayern werden auch neue Module getestet und freigeschaltet. Im Winter durften wir als Testklasse ein neues Modul ausprobieren und unsere Erfahrungen zurückmelden.