In unserer Grundschule gibt es jedes Jahr eine Lesewoche, die mit einem Vorlesewettbewerb für alle Jahrgänge endet. Auch für die Erstklässler ist es total motivierend, ihr Können vor einer richtigen Jury auf der Bühne unter Beweis zu stellen. Selbstverständlich werden dabei auch die besten Leser mit Buchpräsenten geehrt. Alle Teilnehmer bekommen außerdem eine Urkunde und selbstverständlich tosenden Applaus aller Zuhörer.
Nicht nur für die kleinen Leserinnen und Leser ist der Tag aufregend. Auch wir Lehrerinnen und Lehrer fiebern diesem Ereignis gern entgegen – auch wenn das im Vorfeld jede Menge Arbeit und Organisation bedeutet.
Mit einer guten Planung fängt alles an
Um den Vorlesewettbewerb gut strukturiert stattfinden zu lassen, haben wir im Kollegium ein Team gebildet, das sich um alle organisatorischen Dinge kümmert. Das beginnt schon damit, dass ein Termin für die Lesewoche bereits bei der ersten Dienstbesprechung im Sommerhalbjahr festgelegt wird. Der Vorlesewettbewerb findet dann stets den entsprechenden Freitag statt.
Zeitgleich werden Buchpräsente gesammelt. Dafür gibt es mal etwas von der Bibliothek gestiftet, mal von anderen örtlichen Organisationen und auch vom Förderverein der Grundschule wird meistens ein Betrag zur Anschaffung von Buchpreisen zur Verfügung gestellt.
Jede Deutschlehrkraft schaut dann nach entsprechenden Buchempfehlungen für ihre Jahrgangsstufe. Woche für Woche trudeln somit interessante Bücher für die Siegerehrung ein.
Das sind die übergeordneten Organisationszusammenhänge. Richtig konkret wird es im letzten Monat vor dem Ereignis.
Ein Countdown in Wochen
Etwa vier Wochen vor dem Vorlesewettbewerb beginnt eine „heiße Phase“, in der entsprechende Verantwortlichkeiten aufgeteilt werden.
Damit der Wettbewerb einen offiziellen Charakter hat, gibt es objektive Juroren, die die Leseleistungen unserer Schüler bewerten. Gern nehmen Lesementoren, Bibliotheksangestellte, Hausmeister, Bürgermeister, die örtliche Diakonin oder auch ehemalige Kollegen diese Aufgabe wahr. Doch für den Termin fünf Juroren an einen Tisch zu bekommen, ist manchmal nicht so leicht. Daher ist die rechtzeitige Abfrage bei den Wunschkandidaten und -kandidatinnen etwa vier Wochen vor dem Termin wirklich zu empfehlen. Wenn es dabei Absagen gibt, ist es noch recht einfach möglich, bei anderen Wunschkandidaten anzufragen.
Auch die Presse laden wir gern frühzeitig zum Vorlesewettbewerb ein. Ein nettes Foto und ein Bericht für die örtliche Tageszeitung machen sich immer gut.
Damit sich die Kinder gut auf das Vorlesen vorbereiten können, müssen altersgerechte Texte gefunden werden. Das übernehmen bei uns alle Deutschlehrkräfte, die sich ca. drei Wochen vorher Gedanken machen und etwa drei Alternativen für jeden Jahrgang bereitstellen. Das ist gar nicht so einfach wie es klingen mag. Viele aktuelle Texte sind den Schülerinnen und Schülern aus privatem Lesevergnügen bekannt – darauf muss man achten. Auch die Schriftgröße, das Text-Bild-Verhältnis oder aber die Themenwahl sind zur Festlegung eines Wettbewerbtextes nicht unerheblich.
In einer abschließenden Besprechung werden die Vorlesetexte dann geprüft und letztendlich als Wettbewerbsvariante festgelegt. Die Texte werden dann vervielfältigt und auf die entsprechenden Klassen verteilt. Zusätzlich werden die Bewertungsmappen für die einzelnen Juroren zusammengestellt. Darin sind dann alle Texte des Wettbewerbs sowie kriteriengeleitete Bewertungsskalen enthalten.
Auch die Urkunden werden etwa drei Wochen vor dem Ereignis erstellt. Dazu haben wir entsprechende Vorlagen mit unserem Schullogo und passen sie noch individuell an.
In den letzten zwei Wochen vor dem Wettbewerb werden die besten Vorleser und Vorleserinnen in den Klassen ermittelt. Im Deutschunterricht steht dann das Lesen im Vordergrund. Die Schüler dürfen dazu eigene Texte von daheim mitbringen und ihre Lieblingsstellen vorlesen. In den höheren Klassen handhaben wir es auch gern so, dass neben eigenen Texten zusätzlich auch Texte aus den Lehrwerken vorgelesen werden.
Im Klassenverband wird dann entschieden, welche zwei Schülerinnen oder Schüler ihre Klasse beim Vorlesewettbewerb vertreten dürfen. Natürlich gibt es für Krankheitsfälle auch ein Ersatzkind.
Doch neben den Deutschlehrkräften sind auch die musikalischen Kollegen und Kolleginnen gefragt. Denn um dem Wettbewerb einen schönen Rahmen zu geben, werden entsprechende Lieder eingeübt, die am Ereignistag von allen gemeinsam in der Aula gesungen werden. Die Schulleitung verfasst einen Elternbrief, der über den Vorlesewettbewerb und entsprechende schulorganisatorische Abläufe zum veränderten Schulschluss, Betreuung und anderen Besonderheiten informiert.
In der letzten Woche vor dem Vorlesewettbewerb gibt das Vorlesewettbewerb-Team den Ton an. Sie erstellen Listen mit entsprechenden organisatorischen Aufgaben.
- Aufbau/Abbau von Bestuhlung, Lesetisch und Jurypult
- Verpflegung für Juroren (Kaffee, Wasser/Saft, Kekse, Obst, belegte Brötchen o. ä.)
- Technik (Leselampe, Kabeltrommeln, Mikrofon)
- detaillierte Zeitplanung für einen reibungslosen Ablauf (Wer erledigt was bis wann? Welcher Jahrgang soll wann vorlesen? Zeitplanung für Siegerehrung)
- Liste der Vorlesekinder
Die Lesewoche beginnt
Nun ist es soweit. Die langersehnte Lesewoche startet mit dem übenden Lesen. Im Jahrgang 1 werden die Texte zum Üben zwei Tage vor dem Wettbewerb ausgeteilt. Im Jahrgang 2 bekommen die Kinder die Texte einen Tag vorher mit nach Hause. Die Dritt- und Viertklässler bekommen ihre Texte erst am Tag des Wettbewerbs. Die Drittklässler gleich zu Schulbeginn, die Viertklässler erst etwa eine Stunde vor ihrem Einsatz. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, dürfen sich die Viertklässler den Vorlesetext auch nur einmal vorher durchlesen.
Der Vorlesewettbewerb wird durchgeführt
Zu Beginn des Schultages versammeln sich alle Schülerinnen und Schüler und Lehrer in der Aula. Es gibt eine feierliche Begrüßung und ein gemeinsames Singen. Dann wird der Tagesablauf vorgestellt. Bevor das erste Kind vorliest, verlassen die dritten und vierten Klassen die Aula. Die Drittklässler dürfen dann mit ihren Texten üben. Im Anschluss findet eine große Pause statt. Die Erst- und Zweitklässler haben Klassenlehrerunterricht und die Dritt- und Viertklässler erobern die Aula. Jetzt erst bekommen die Vorleser der vierten Klassen ihre Texte zum Durchlesen. Nachdem die Drittklässler fertig sind, kommen auch die Viertklässler in den Genuss des Vorlesens. Danach zieht sich die Jury ein letztes Mal zur Beratung zurück. Während einer zweiten großen Pause fiebern alle Teilnehmer der Siegerehrung am Mittag entgegen.
Die Siegerehrung
Zu diesem feierlichen Anlass kommen alle Kinder und Lehrkräfte in der Aula zusammen. Alle Vorleserinnen und Vorleser bekommen eine Urkunde. Die ersten drei Sieger jedes Jahrgangs dürfen sich zusätzlich noch ein Buchgeschenk aus einer Schatztruhe aussuchen. Denn eins ist klar: Den Vorlesewettbewerb gibt es bei uns in jedem Jahr!
Zum Abschluss wird wieder lauthals gesungen. Für die Kinder und die Jury endet ein ereignisreicher Tag. Für die Lehrkräfte beginnt eine Evaluation. Wie war es und was nehmen wir für das nächste Mal mit?
Während die Erst- und Zweitklässler ihre Texte vorlesen, hören ihre Mitschüler aufgeregt zu. Danach zieht sich die Jury zurück und bestimmt die ersten Platzierungen. Doch das bleibt noch geheim!