Die Sprache ist im Schulalltag unser wichtigstes Handwerkzeug. Wir gebrauchen sie nicht nur für die Vermittlung von Unterrichtsinhalten, sondern auch für die Herstellung, Förderung und Erhaltung einer zwischenmenschlichen Beziehung.
Meinen Schülerinnen und Schülern ist manchmal nicht bewusst, wie sehr ihre Worte andere verletzen. Mit der Komplimentenbox haben wir bereits in kurzer Zeit viel über die positive Wirkung von Sprache gelernt, dennoch wurden verletzende Worte im Schulalltag zu einfach über die Lippen gebracht. Ich habe mich daraufhin ein wenig über die Giraffen- und Wolfssprache informiert und es ausprobiert.
Die Giraffe & der Wolf
Die Giraffe hat unter allen Landtieren das größte Herz, um das Blut durch den langen Hals bis in den Kopf zu pumpen. Dabei lebt es friedlich mit allen anderen Tieren zusammen. Mit ihrem langen Hals kann sie die Welt aber auch von oben beobachten und vieles sehen, was andere Tiere nicht sehen. So verbirgt sich hinter der Giraffensprache eine, die stets freundlich und offen ist. Die Giraffensprache hilft auch, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind oder uns streiten. In der Giraffensprache sage ich dem anderen, was mich stört, ohne ihn zu verletzen. Ich sage auch, wie ich mich fühle und was ich mir wünsche. Hierfür formuliere ich eine Bitte.
Wenn wir es nicht schaffen, in der Giraffensprache zu sprechen, verfallen wir in die Wolfssprache. Dann sind wir wütend und enttäuscht und benutzen Worte, die den anderen verletzen. Der Wolf steht hier für Lebewesen, die nicht wie die Giraffen über ein großes Herz und über den Überblick verfügen, sondern direkt zuschnappen und knurren. Sie sagen nicht, wie es ihnen geht oder wie enttäuscht sie sind. Es ist eine Sprache, in der ich dem anderen mit meinen Worten wehtue und etwas Schlechtes über andere sage. Ich suche Streit und rede voller Wut.
Diese Unterschiede müssen den Kindern schrittweise deutlich gemacht werden. Ein Plakat kann an der Tür angebracht werden und darauf verweisen, wie die Kommunikation im Klassenraum stattfinden soll.
Meine Erfahrung
Im Rahmen des Deutschunterrichtes besprach ich die Unterschiede beider Kommunikationsformen mit den Kindern und führte viele Beispiele an. Die Kinder mussten dann die jeweiligen Beispielsätze richtig einordnen und tauschten sich intensiv aus. In den folgenden Tagen und Wochen beobachtete ich bewusst die Sprache der Kinder und verwies auch oft auf das Plakat. Die Wolfssprache verschwand nicht von einem Tag auf den anderen und ganz verschwunden ist sie heute auch noch nicht. Aber das Bewusstsein ist da. Die Kinder fühlen sich „ertappt“, wenn sie in der Wolfssprache verharren und sie darauf hingewiesen werden. Auf der anderen Seite ist in Verbindung mit der Komplimentenbox der Gebrauch der Giraffensprache viel präsenter im Alltag geworden. Es tut den Kindern gut, freundliche Worte zu hören und sie selbst an jemanden zu richten. Das ist sehr viel wert.