Kurz vor den Pfingstferien fragte mich unser Schulleiter: „Verena, unsere Schule bekommt Tablets gespendet und es sollen zwei Tabletklassen eingerichtet werden. Möchten Sie Teil eines Pilotprojekts werden und nach den Sommerferien damit starten?“ Meine ersten Gedanken waren: „Wow, Tablets! Sogar eine Tabletklasse. Pilotprojekt … eine Riesenchance! Modernste Technik an der Schule? Noch dazu in meiner Klasse? Bis jetzt gab es drei PCs im Klassenzimmer, einer davon sogar mit Internetzugang. Theoretisch zumindest. Praktisch luden die meisten Seiten dann doch nicht … Ja klar will ich Tablets! Her damit! Wo muss ich unterschreiben?“
Nach der ersten Freude kamen die Fragen
Mein zweiter bis ca. dreihundertsiebenundsechzigster Gedanke war dann: „Tablets … eines für jedes Kind, gespendet von einer ortsansässigen Software-Firma, um die Schule zu unterstützen. 27 Tablets in meiner Klasse. Die müssen versichert werden. Wo laden wir sie? Und wie lagern wir die Tablets? Wir brauchen einen Ladeschrank. Und einen Beamer, damit die Kinder sehen können, was ich auf dem Tablet mache. Und a propos machen: Was MACHE ich denn dann mit den Tablets? Tablets zu bekommen ist ganz schön cool. Sie dann aber nicht sinnvoll zu nutzen, wäre definitiv schade. Und ziemlich peinlich!
Ab diesem Zeitpunkt drehten sich meine Gedanken ständig um das neues Projekt Tabletklasse. Ich las alles über Tabletklassen in den verschiedensten Schulformen und Ländern. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, umso mehr Möglichkeiten erkannte ich und umso mehr Ideen formten sich in meinem Kopf.
Erste Vorbereitungen auf die Tabletklasse
Zum Glück sollten zwei Klassen mit Tablets ausgestattet werden. Meine zukünftige vierte Klasse und die zukünftige zweite Klasse von meiner Kollegin Tatjana. Wir waren also zu zweit. Von nun an verbrachten Tatjana und ich viel Zeit miteinander. Sehr viel Zeit. Etwa die Hälfte der Sommerferien haben wir am Projekt gearbeitet. Das war auch dringend notwendig, es sollte ja im neuen Schuljahr starten.
Es fanden Treffen mit Vertretern unserer Stadt und der ausstattenden Firma statt. Rechtliche Fragen wurden diskutiert. Wir suchten und testeten Apps, schrieben einen Leitfaden für das Pilotprojekt, erstellten eine Nutzungsvereinbarung (Eltern müssen generell alle Apps, Lernprogramme und Lernplattformen, die von den Kindern genutzt werden sollen, durch ihre Unterschrift erst einmal erlauben), bereiteten einen Informationselternabend vor. Für die Schüler entwarfen wir einen Tabletführerschein (ähnlich dem Füllerführerschein).
Unser Pilotprojekt Tabletklasse nahm Form an. Wir konnten sogar eine Kooperation mit der Universität Erlangen/Nürnberg erreichen. Lange Rede kurzer Sinn: Wir fieberten dem Start des neues Schuljahres entgegen und hofften, dass alles rechtzeitig fertig werden würde …