Vor mehr als 104 Jahren wurde durch den König Wilhelm II im baden-württembergischen Pleidelsheim ein Laufwasserkraftwerk am Neckar eingeweiht. Interessierte Schulklassen, die sich im Unterricht mit dem Thema „Wasser“ bzw. „Wasserkraftwerk“ beschäftigen, können das historische Gebäude nach einer Voranmeldung heute noch besichtigen. Eine individuelle Führung sowie die gute Erreichbarkeit über die Autobahn A81 machen das Laufwasserkraftwerk zu einem interessanten außerschulischen Lernort im Bereich Technik und historisches Lernen.

(Foto: Ralph)

Die Baustelle

Die Bauarbeiten begannen im Mai 1913. Für den Bau des Laufwasserkraftwerkes waren umfangreiche Bauarbeiten notwendig. Neben dem Bau des Maschinenhauses mussten unter anderem ein Kanal, eine Kahnschleuse, eine Fischtreppe sowie zwei Brücken gebaut werden. Die Ausmaße dieser Baustelle waren für damalige Verhältnisse enorm. Teilweise arbeiteten bis zu 700 Bauarbeiter aus Bayern, Österreich, der Schweiz und sogar aus Italien auf der Baustelle. Die ausgehobene Erde bzw. der benötigte Sand und Kies wurde mit zwölf Lokomotiven und 150 Eisenbahnwaggons transportiert.

Als der Erste Weltkrieg ausgebrochen ist, war ein großer Teil des Kraftwerkes bereits fertig. An Weihnachten 1914 produzierte das Kraftwerk erstmals Strom.

Am 9. Februar 1915 wurde das Laufwasserkraftwerk durch den König Wilhelm II von Württemberg eingeweiht. Damals war es das größte Kraftwerk im Königreich Württemberg.

Wie funktioniert das Laufwasserkraftwerk?

Laufwasserkraftwerke nutzen die Strömung eines Flusses bzw. die Kraft des Wassers. Dazu wird der Neckar in Pleidelsheim fast acht Meter aufgestaut. Durch das in die Tiefe stürzende Wasser wird mit Hilfe von vier Turbinen Strom erzeugt. Oder physikalisch ausgedrückt: Im Laufwasserkraftwerk wird die kinetische Energie des Wassers in mechanische Energie bzw. elektrische Energie umgewandelt.

Dieses Prinzip bzw. die dahinter stehende Technik erinnert im Prinzip an die Funktionsweise eines Fahrrad-Dynamos.

Modernisierungen

Im Laufe der über 100-jährigen Geschichte wurden einige Turbinen, Spulen und Generatoren ausgetauscht bzw. saniert. Das äußere Erscheinungsbild des Wasserkraftwerkes hat sich, aufgrund der Tatsache, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht, bis heute nicht verändert. 

Im Laufwasserkraftwerk (Foto: Ralph)

Anmeldung erforderlich

Wer mit seiner Schulklasse das Laufwasserkraftwerk in Pleidelsheim besichtigen möchte, muss Kontakt mit der Süwag Energie AG, Bereich Kommunikation in Frankfurt aufnehmen.

Wie läuft ein Besuch ab?

Ein Besuch des Laufwasserkraftwerkes dauert ungefähr 2 bis 3 Stunden. Zunächst werden in einem Schulungsraum die theoretischen Grundlagen (Was ist Strom? Wofür braucht man Strom? Wie kann man Strom produzieren?…) erklärt. Im Anschluss daran werden die Schülerinnen und Schüler durch alle Bereiche des Kraftwerkes geführt.

Anreise

Die Anreise erfolgt am besten mit einem Bus über die Autobahn A 81 oder über die Bundesstraße B 27.

Einbettung in eine Unterrichtseinheit

Der Besuch des Laufwasserkraftwerkes ist im Zusammenhang mit dem Thema „Wasser“ bzw. „Wasserkraft“ oder „Regenerative Energien“ sehr zu empfehlen. Aus meiner Sicht ist eine spezielle Vorbereitung der Schüler im Hinblick auf diesen Besuch nicht notwendig. Sowohl im Rahmen der individuellen Führung (bei laufendem Kraftwerksbetrieb), wie auch  durch die theoretische Erklärung wird den Schülerinnen und Schüler alles sehr anschaulich und klar gezeigt  bzw. erklärt.

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