Begabten Kindern im Unterricht Raum zum Lernen zu geben und sie durch besondere Lernaufgaben zu fordern, ist nicht immer so einfach möglich. Im Kollegium gibt es unterschiedliche Meinungen und Ideen, die auf Erfahrungswerten oder aber auch auf Inputs diverser Fortbildungen beruhen. So toll wie manche Ideen auch sind, so schwierig ist das in unserer Schule manchmal umzusetzen. Eine – wie ich finde – sehr gelungene Möglichkeit ergab sich im vergangenen Schuljahr zum Sachunterrichtsthema „Unsere Sinne“.
Lernen an Stationen für alle?
An verschiedenen Stationen konnten meine Schülerinnen und Schüler intensive Erfahrungen sammeln und Wissenswertes über ihre Sinne und deren Zusammenspiel lernen. Das war motivierend und brachte die Klasse in Schwung. Für zwei meiner Schüler ist Stationenlernen jedoch nicht immer ansprechend, auch wenn sie differenziertes Material bekommen. Sie wollen meistens mehr erfahren und stellen Fragen, die weit über das Unterrichtsthema hinausgehen. Beim Thema „Unsere Sinne“ habe ich mir deshalb überlegt, dem Wissensdurst auf eine individuelle Art zu begegnen und ihnen die Chance zu geben, sich dem Thema auf ihre eigene Art zu widmen.
Forschendes Lernen
Sehr schnell entwickelten die beiden ihre ersten Ideen zu den verschiedenen Sinnen. Der Rahmen für das Thema wurde gemeinsam mit ihnen besprochen und dann waren die beiden Jungs in vielen Sachunterrichtsstunden im Nebenraum verschwunden. Dort lagen Lexika und Notizblätter verstreut herum. Selbstverständlich qualmten auch die beiden Kinderköpfe und sprudelten fast über vor Ideen. Doch schlussendlich fiel es den beiden noch schwer, sich aus den vielen wichtigen Fakten diejenigen auszuwählen, die sich besonders gut für eine Präsentation sowie zur Darstellung auf einem Lernplakat eignen würden. Immerhin kamen ihre Mitschülerinnen und Mitschüler parallel zu ähnlichen Erkenntnissen durch die angebotenen Stationen und Arbeitsblätter. Also suchten die beiden nach einem besonderen Clou.
Ideen konkretisieren und begleiten
Mit Hilfe der Lehrkraft entstand die Idee, ein Modell zu erstellen. Das Auge eignete sich gut dafür, so dass aus einem Luftballon, etwas Pappmaché und Farbe ein anschauliches Augenmodell gestaltet wurde. Hierbei sinnierten die Jungs über die Funktion des Auges und diskutierten lebhaft darüber, wie das Ganze wohl sinnvoll zu erklären sei. So recherchierten die Kinder auch im Internet und fanden Parallelen zur Funktion eines Projektors. Natürlich durfte dies auch bei der abschließenden Präsentation der Lernergebnisse vor der Klasse nicht fehlen!
Doch bevor es etwas zu präsentieren gab, musste die Qual der Wahl beim Auswählen der Fakten für Plakat und Präsentation überstanden werden. Nachdem die beiden ihre Auswahl eingeschränkt hatten, gab ich Ihnen noch Hinweise zum Layout. Hierbei kam ein regelrechter Vulkan an Ideen zum Ausbruch, so dass die Jungs über sich hinaus wachsen konnten und für das Augenmodell eine interessante Beschriftungsvariante erwählten: Dazu nahmen sie schwarze Wollfäden und klebten dort die Bezeichnungen an.
Wenn Interessenten anderer Klassen also wissen wollten, wie bestimmte Teile des Auges genannt werden, konnten sie dem Faden folgen.
Auch eine Zunge zum Aufklappen sowie zwei Info-Ziehharmonikas fanden ihren Platz auf dem Plakat. Interaktiv wurde es jedoch beim Präsentieren selbst: Es gab Quizfragen und sogar ein Experiment zum Sinnesorgan Ohr. Dass dies nämlich nicht nur zum Hören, sondern auch für unsere Balance wichtig ist, wissen damit nun alle Schülerinnen und Schüler der zweiten Klasse.