Es gibt mehrere Arten von Eltern. Auf der einen Seite die, die sich nicht in die Schulangelegenheiten ihrer Kinder einmischen, sondern auf die Fähigkeiten der Lehrkraft und ihres Kindes vertrauen. Auf der anderen Seite gibt es Eltern, die die ständige Kontrolle über die Arbeiten in der Schule haben wollen, Vergleiche zu den Mitschülerinnen und Mitschülern ziehen und, wenn vorhanden, auch noch über die Leistungen in den Parallelklassen Bescheid wissen wollen.
Verschiedene Elterntypen
Nach mehreren Schulwechseln habe ich unterschiedliche Situationen erlebt: Das eine Extrem sind die in den Klassenraum mitkommenden Eltern mit einer Ermahnung an das eigene Kind, auch schön aufzupassen. Diese Eltern sind es auch, denen ich bei der nächsten Klassenarbeit bis in kleinste Detail erklären muss, warum die Punkteverteilung so ist wie sie ist. Das andere Extrem sind die Eltern, die so gut wie nie auftauchen.
Neben diesen beiden Extremen gibt es natürlich sehr viele Nuancen, die sich von selbst erklären und nicht immer in Stein gemeißelt sind, sondern variieren. In diesem Blogbeitrag beschreibe ich die Elternarbeit, die ohne Eltern stattfindet, d. h. ohne Eltern, die sich ständig einmischen.
Während ich mir als junge Lehrerin noch nicht vorstellen konnte, ohne die Zusammenarbeit mit den Eltern zu unterrichten, habe ich meine Meinung in den letzten Jahren geändert. Eltern können das Leben einer Lehrkraft ganz schön erschweren.
Mehrsprachige Probleme
Derzeit unterrichte ich an einer Schule mit einer großen Anzahl an Kindern mit Migrationshintergrund. Die Kinder kommen teilweise ohne Sprachverständnis in die erste Klasse, lernen das Sprechen aber sehr rasch. Das tägliche Spiel – das Zuhören und das Nachsprechen – lassen sie schnell sich mitteilen können. Die Eltern haben es da schon schwerer. Oftmals müssen die Kinder übersetzen oder erklären. Im Schulalltag kommt dies aber gar nicht oft vor, weil die Kinder meist ohne Eltern in die Schule kommen. Ein Segen! Die Kinder werden schnell selbstständig und ich muss mir als Lehrerin nicht überlegen, wie ich Fragen auf verständliche Weise beantworten kann, wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen.
Die Kinder mit ins Boot holen
Bei Elternbriefen besteht die Chance, kurze Mitteilungen übersichtlich darzustellen. Im Dezember ist ein Ausflug in ein Weihnachtsmärchen geplant. Die Kinder kann ich darauf vorbereiten, sie wissen, worum es inhaltlich geht, aber auch, dass sie an dem Ausflugstag einen kleinen Rucksack benötigen statt eines Schulranzens und dass ein Joghurt mit Löffel unterwegs schwerer zu essen ist als ein Brot oder eine Banane. Wir haben das gesunde Frühstück schon besprochen, auch, wo der Müll hinkommt und dass wir den Müll nicht im Theater lassen, sondern wieder im Rucksack mit nach Hause nehmen. Allein diese Vorstellung macht einige Kinder sensibel dafür, die Brotdose dem Plastikbecher vorzuziehen. So können die Kinder den Elternbrief zwar nicht wortwörtlich für ihre Eltern übersetzen, aber erklären, was wichtig ist.
Schriftsprache als visuelle Unterstützung
Wichtige Informationen schreibe ich grundsätzlich in fettgedruckten Lettern und halte einen Abstand zwischen dem Datum des Ausfluges und den zu entrichtenden Kosten, um die Wichtigkeit deutlich zu machen. Mit den Kindern bespreche ich den Elternbrief, so dass sie ihre Eltern daran erinnern können.
Auch wenn die Elternarbeit auf diese Weise ohne aktive Mitarbeit der Eltern stattfindet, sind diese dennoch informiert. Und bestenfalls wächst der Kontakt im Laufe der Schuljahre zu einem gegenseitigen Austausch.