Meiner Erfahrung nach gibt es in Bezug auf Elternarbeit unter uns Lehrerinnen und Lehrern drei Typen: Lehrkräfte, die
- gar keine Eltern in ihrem Unterricht sehen wollen,
- gerne Mitarbeit der Eltern hätten, aber einfach keine Eltern finden, die Zeit oder Lust haben und
- sich über Elternmitarbeit freuen und darauf auch konzeptionell den Unterricht ausrichten.
Zu diesem dritten Part gehöre ich und ich bin in der glücklichen Lage, dass ich auch ein paar Eltern habe, auf die ich wirklich immer bauen kann. Ein paar gelungene Beispiele für Elternmitarbeit im Unterricht möchte ich gerne nun vorstellen und damit vielleicht ein bisschen Mut machen, sich zu trauen. Eltern können eine wahre Bereicherung sein und man hat doch nichts zu verbergen!
Viele Eltern bringen sich gerne ein...
Am ersten Elternabend im ersten Schuljahr habe ich die Eltern gebeten, sich in eine Liste einzutragen und anzugeben, an welchen Vormittagen sie für eventuelle Aktivitäten zur Verfügung stehen würden. Das erleichtert mir die Planung, wenn etwas ansteht. Es hat sich aber zum Beispiel auch schon an diesem ersten Abend herausgestellt, dass der Dienstagvormittag sich für Aktionen eignen würde, weil da besonders viele Eltern Zeit haben. Außerdem hat sich gezeigt, dass einige Eltern dabei sind, die selbstständig sind und sich die Zeit frei einteilen können und gerne „auf Abruf“ bereitstehen. Auch so etwas ist ja total hilfreich zu wissen. Es gibt auch viele Eltern, die nicht so flexibel sind am Vormittag und durch ihre volle Berufstätigkeit nicht viel helfen können, aber gerne würden. Das fange ich auf, indem ich feste Aktionen im Jahr an die Eltern „auslagere“. Das erleichtert mir die Arbeit und die Eltern sind froh, dass sie sich überhaupt einbringen können (ist wirklich so, das sagen sie!). Ich habe auf diese Art und Weise das Elternengagement direkt in die richtigen Bahnen gelenkt. Es gibt weiterhin Bereiche, die „meine“ sind, und die es ohne Elternmitarbeit bleiben sollen.
... und beteiligen sich an vielen Aktionen im Schuljahr
In der Adventszeit, wenn es bei allen stressig wird, bin ich froh, dass eine Mutter uns den Adventskranz bindet und vorbeibringt. Alle Eltern helfen mit beim Adventskalender, indem sie mit ihrem Kind ein kleines Geschenk für ein anderes Kind besorgen (ähnlich dem Wichteln). Darüber hinaus stellen wir eine kleine Plätzchenaktion auf die Beine, bei der wir gemeinsam backen. Beim Laternenbasteln haben wir uns auch im ersten Schuljahr auf einen Vormittag geeinigt und mit vielen helfenden Händen klappte das ganz wunderbar. Beim Basteln und Backen können übrigens auch super die Eltern dabei sein, die vielleicht sonst aus Sorge, nicht gut genug Deutsch zu sprechen, fernbleiben. Backen und Basteln sind Aktionen, die auch ohne viel reden funktionieren!
Eltern kommen als Begleiter mit in den Gottesdienst, mit auf Ausflüge und auch auf Unterrichtsgänge („den Frühling entdecken“). Mir ist es lieber, wir haben einen mehr dabei. Und die Eltern bekommen somit immer auch einen Einblick in die Arbeit und den Alltag ihrer Kinder. Das ist doch super! Gerade Kinder, die bei einem Spaziergang oder einem Theaterbesuch gerne mal aus der Reihe tanzen, werden lammfromm, wenn die Mama oder der Papa dabei sind. Eltern helfen bei mir aber auch im Unterricht mit, indem sie fördern, fordern oder den PC-Raum mit einigen Kindern besuchen, um dort Lern-Programme anzuwenden. Davon berichte ich dann im zweiten Teil des Artikels.
Noch ein Hinweis
Mir ist klar, dass das nicht an allen Schulen so der Fall ist und ich eine gute Elternschaft habe. Aber auch mit wenigen Eltern kann man was erreichen und ich habe auch gelernt, dass man manchmal auch einfach erstmal sagen muss, dass man Hilfe braucht und möchte. Manche Eltern trauen sich ja auch schlichtweg nicht, oder denken, dass sie sowieso nicht helfen können. Und das ist Quatsch!