Seit diesem Schuljahr gibt es bei uns an der Schule den „Kultursensiblen Unterricht“ - ein Ersatz für den herkömmlichen Religionsunterricht, der aufgrund der Hygienemaßnahmen in der klassenübergreifenden Form nicht stattfinden kann. In diesem Schuljahr hätte ich eigentlich die 4. Klassen in Religion unterrichtet, deshalb durfte ich eine der Klassen für den Kultursensiblen Unterricht übernehmen. Zusammen mit der Klassenlehrerin habe ich überlegt, was den Kindern in diesem turbulenten Corona-Schuljahr guttun würde und wir sind schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass vor allem das „Wir-Gefühl“ durch das Distanzlernen und den Wechselunterricht gelitten hat. Spontan fiel mir zu diesem Thema das Bilderbuch „Das kleine Wir in der Schule“ von Daniela Kunkel ein, zu dem ich im letzten Schuljahr mit meiner zweiten Klasse eine fächerübergreifende Sequenz durchgeführt habe. In dem Buch geht es um das „Kleine Wir“, eine Art gutmütiges grünes Monster, das je nach Sozialverhalten der Kinder wächst oder eben auch schrumpft, bis es kaum noch sichtbar ist. Das Buch enthält viele Ideen, wie das „Kleine Wir“ dann wieder groß werden kann, beispielsweise durch „warme Worte“ oder indem man versucht, „die Dinge mit den Augen des anderen zu sehen“.
Das Bilderbuch hat die Zweitklässler dermaßen begeistert, dass uns das „Kleine Wir“ noch das gesamte Schuljahr begleitet und regelmäßig als Reflexionsanlass gedient hat („Wie geht es dem kleinen Wir in unserer Klasse?“).
Ideen für den Unterricht
Auch bei den Viertklässlern habe ich für den Einstieg eine Präsentation verwendet, in der ich die Bilder aus dem Buch animiert habe. Das hat den Vorteil, dass man das Buch großflächig an die Tafel projizieren und bestimmte Aspekte gezielt hervorheben kann, beispielsweise durch Heranzoomen eines Bildausschnittes. Die Art der Präsentation war für die Kinder neu und sie waren sofort Feuer und Flamme. Das Bilderbuch bietet sowohl für kleinere als auch für die älteren Kinder viele Gesprächsanlässe und überzeugt mit seinen ansprechenden Bildern. Recht schnell ist in der 4. Klasse eine Diskussion darüber entbrannt, wie man sich Kindern gegenüber verhält, die Mitschüler ärgern und damit dafür sorgen, dass das „Kleine Wir“ immer kleiner wird. Das Thema hat die Kinder sehr berührt und sie sind schnell dazu übergegangen von eigenen Erfahrungen zu berichten. Gemeinsam haben wir dann nach Lösungsansätzen gesucht. Entstanden sind dabei zwei große Plakate mit eigenen Ideen, wie das „Kleine Wir“ zukünftig in der Klasse wachsen kann. Ein Einfall der Kinder war dabei die „Komplimente-to-go“-Kiste, die ich im nächsten Beitrag vorstellen möchte.