Kinderzeichnungen erklärt: Mensch in Bewegung Teil 4

Eine körperliche Bewegung in ein statisches Gebilde wie eine Zeichnung zu übersetzen, ist ein komplexer geistiger und handwerklicher Prozess. Im Tun jedoch, indem die Kinder die Hand mit dem Stift über das Papier gleiten lassen, beginnen sie, den Bildraum und damit ihre Vorstellungen zu ordnen. Ich zeige euch ein weiteres interessantes Bildbeispiel.

Ergebnis einer Drittklässlerin, (Foto: Marie-Luise)

In dieser Zeichnung werden eigene Erfahrungen beim Judo umgesetzt. Die Schülerin der 3. Klasse arbeitet intensiv, was an radierten Spuren zu sehen ist. Sie sucht nach treffenden Haltungen und Proportionen der Figuren, die ihr bestens bekannt sind. Die am kraftvollsten ausgeführte Bewegungen zeigt die Schülerin durch größtmögliche Richtungsunterschiede: gestreckter Arm links, abwehrendes Bein rechts. Die Dynamik der Figuren unterstütz sie durch Beugen von Körper, Armen und Beinen sowie ein Neigen der Köpfe. Die Seitenansicht bringt die Interaktion besonders prägnant zum Ausdruck. Fließende Formübergänge und additiv ergänzte Elemente wechseln sich ab. Hinzu kommen Aspekte der Räumlichkeit wie Überschneidungen etwa von Armen und Köper oder Figur und Einfassung. Dem Mädchen gelingt hier eine Staffelung, welche die Szene realistisch wirken lässt. Die an Zentralperspektive erinnernde, tiefenräumliche Hintergrundgestaltung verstärkt den lebendig bewegten Eindruck. Das Mädchen zieht einige Register der Darstellungskunst.

Zusammenfassung: Fordern aber nicht überfordern

Neben den in früheren Beiträgen erklärten Möglichkeiten der Bewegungsdarstellung können Aspekte der Raumgestaltung den Eindruck von Dynamik erhöhen.

Die angewandten bildnerischen Mittel sind von verschiedenen Faktoren wie Körperwahrnehmung, Vorstellungsvermögen, Auge-Hand-Koordination, Konzentrationsfähigkeit u.v.m abhängig. Nicht jedes Grundschulkind wird mit fließenden Umrisslinien, Beugungen, Überschneidungen oder realistisch proportionierten Körpern arbeiten können. Wir sollten solche Möglichkeiten mit zunehmendem Alter entdecken lassen, aber nicht von jedem Kind einfordern. Jedes Kind findet seinen eigenen Weg des Ausdrucks.

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