Wir denken, einen Menschen in Bewegung zu zeichnen fällt mir selbst so schwer, und wagen es nicht, eine solche Aufgabe im Unterricht zu stellen. Aber Kinder sind erfinderisch. Sie entwickeln ungewöhnliche Lösungen, auch wenn Zeichnen nicht ihre Stärke ist. Schauen wir uns diese näher an, wird klar: Fördern geschieht, durch Herausfordern. Voraussetzung ist, dass wir alle Ergebnisse gleichermaßen wertschätzen.
In einer Folge von Beiträgen erkläre ich euch Kinderzeichnungen zum Thema „Sport“ im weitesten Sinne. Es ist spannend zu sehen, wie vielfältig Mensch- und Bewegungsdarstellungen aussehen können und welche ganz unterschiedlichen bildnerischen Mittel Kinder innerhalb einer Altersgruppe nutzen.
Ein Mädchen der 1. Klasse zeichnet sich beim Tanzen. Als wichtigste Figur im Bild platziert es sich in die Mitte. Obwohl die Figuren für uns statisch wirken, stellt das Mädchen Bewegung durch den größtmöglichen Richtungsunterschied dar: Arme und Beine, Haare und Finger sind im rechten Winkel am Körper angesetzt und weisen in den Umraum. Der Prägnanz halber sind die Figuren aus Grundformen wechselnder Farben additiv aufgebaut und in Vorderansicht gezeigt.
Eine andere Erstklässlerin zeigt das Heben und Senken der Arme wie auch das Grätschen der Beine durch Schrägstellung. Die Körper werden dabei als fließende Umrisslinien angelegt: Kopf, Arme, Körper, Beine gehen ineinander über. Man spricht von integrativen Formelementen. Die Figuren sind wieder in Vorderansicht zu sehen, wirken aber realistischer.
Eine mögliche Aufgabe
Am leichtesten fällt es den Kindern, sich selbst bei Bewegungen zu zeigen, die vielfach ausgeführt und körperlich erspürt wurden. Eine mögliche Aufgabe könnte lauten:
„Sicher bewegst du dich gerne oder treibst Sport. Du spielst Fangen, fährst Rad, tanzt in deinem Zimmer, schießt mit dem Bogen, reitest, trainierst Fußball oder anderes mehr. Zeichne dich bei deiner Lieblingssportart, deinem liebsten Bewegungsspiel. Wenn du diesen Sport, dieses Spiel mit anderen zusammen betreibst, dürfen diejenigen natürlich auch auf dem Bild zu sehen sein.“
Zusammenfassung
Schülerinnen und Schüler lassen sich, wenn wir sie ermutigen, auf komplexe Darstellungen ein. Im Tun finden sie bildnerische Mittel, um Bewegung darzustellen: Den größtmöglichen Richtungsunterschied, Schrägstellung, ineinanderfließende Umrisslinien… mehr dazu im nächsten Beitrag.