Trotz der wöchentlichen Pendelei zwischen meinem Heimatort in Thüringen und der bayrischen Universität Erlangen-Nürnberg hatte ich während meines Studiums noch Platz im Stundenplan. Als ich eines Tages in der Mensa Gespräche über das Erweiterungsstudium „DaZ – Deutsch als Zweitsprache“ aufschnappte, wurde ich neugierig. Informationen waren sehr schnell eingeholt und zack, hatte ich mich für dieses Fach eingeschrieben. Die Lehrveranstaltungen waren übersichtlich, Theorie und Praxis inklusive eines zu leistenden Praktikums.
Während der Seminare und Vorlesungen wird man mit allerlei Sprachlerntheorien und Hintergründen versorgt. Für mich besonders gewinnbringend war allerdings das Praktikum …
DaZ: Erstes Ausprobieren und Unterrichtserfahrungen
Die drei- und vierwöchigen Praktika hatten für mich keinen all zu großen Reiz. Man macht eine kurze Stippvisite und ist dann genauso schnell weg, wie man gekommen ist. Die Universität bot aber noch eine weitere Möglichkeit an- die Arbeit im Rahmen des WI.L.D.-Projektes. WI.L.D. steht für „Wir lernen Deutsch“ in Erlangen und beschreibt ein städtisches Projekt, welches kostenfreie Förderung für Kinder mit Migrationshintergrund ermöglicht. In Kleingruppen lernen die Kinder dort mit engagierten Studenten die deutsche Sprache in lebensnahen Situation. Das fand ich großartig, das wollte ich machen und bewarb mich dafür.
Schnell wurde ich eingeladen und bekam eine Sprachlerngruppe zugeteilt. Acht Kinder der dritten Klasse, ein aufgeweckter bunter Haufen. Nach einem ersten Beschnuppern fanden wir einen guten Draht zueinander und erlebten viele schöne Momente an außerschulischen Lernorten, bei gemeinsamen Projekten und fanden dabei zahlreiche Zugänge zur Deutschen Sprache. Genau das ist es doch, worauf es ankommt. Die Kinder müssen einen eigenen Zugang zur deutschen Sprache finden, um sie für sich zu erobern. Diese Erkenntnis war für mich Gold wert.
Mit Hilfe der Hefte „Deutsch als Zweitsprache – Sprache gezielt fördern“ von Schroedel konnte ich die Kinder motiviert an die deutsche Sprache heranführen. Da in meiner Gruppe viele Kinder noch wenig Deutsch sprachen, aber schon recht gut verstanden, war das Niveau der Hefte ideal. In Heft A gelangt man rasch zu dem Thema „Die Welt um uns herum“ – eine optimale Vorlage für einen Ausflug in die umliegende Natur und die Stadt. Zunächst informierte ich mich über aufbereitete Angebote in der umliegenden Gegend und ebenso die Wege und deren Sicherheit. Anders als im Regelunterricht bezog ich die Schülerinnen und Schüler nicht aktiv in die Vorbereitungen ein, da sie sich selbst noch nicht in der Gegend auskannten. Am Tag des Ausfluges erhielt jedes Kind eine Umhängetasche, in der ein Block mit weißem Papier und Stifte bereit lagen. Damit verweilten wir an all den Orten, die ich geplant hatte, wie der Feuerwehr, der Polizei, einem Lebensmittelladen und anderen wichtigen Orten. Aber auch Orte, die die Kinder interessierten, wurden besucht, beispielsweise der Spielplatz oder auch ein Spielzeuggeschäft. An den Plätzen schrieben wir mit Hilfe von verschiedenen Bildkarten die Wörter auf, die interessant und wichtig waren. Gebäude, Wege und andere Dinge wurden von den Kindern gemalt und beschriftet. Darüber konnten wir dann im Klassenzimmer noch einmal sprechen und einen großen Plan der besuchten Orte anlegen.
Natürlich kann man nicht ständig durch die Weltgeschichte bummeln, das ist mir durchaus bewusst. Dann ist es notwendig, die Welt ins Klassenzimmer zu holen.
Der Abschied von meiner DaZ-Gruppe fiel mir schwer, aber mein Studium war vorbei und ich zog nach Dresden. Dort wollte ich diese Arbeit wieder aufnehmen und bewarb mich um ein Ehrenamt an einer Dresdner Grundschule.
DaZ im Unterrichtsalltag
Verwöhnt von den Rahmenbedingungen im WI.L.D.-Projekt begann ich mein Ehrenamt an einer tollen Grundschule in Dresden. Die DaZ-Schüler dort waren alle bereits in Stufe 3, wurden also bereits komplett in den Regelunterricht integriert. Ich bot Ihnen eine zusätzliche Förderung. Zwei Schulwochenstunden konnte ich nun beweisen, dass ich einiges an Kompetenzen aus dem Studium und der Arbeit im WI.L.D.-Projekt mitgenommen hatte. Die Kinder und ich machten uns als Sprachforscher auf den Weg, die deutsche Sprache zu erkunden. Wir spielten Gesellschaftsspiele und konnten so authentische Gespräche führen, wir beschäftigten uns mit aktuellen Themen aus der Welt und um die Dinge, um die sich die Welt der Kinder drehte.
Meine Schüler liebten das Spiel „Der zerstreute Pharao“. Dabei muss man Schätze auf einem Spielfeld finden, indem man Pyramiden einzeln verschiebt. Stößt man auf einen anderen Schatz, ist der nächste Spieler an der Reihe. Wir verbalisierten alle Handlungen, während wir sie ausführten. So beispielsweise: „Ich suche die Ente aus Stein. Zuerst schiebe ich die rote Pyramide nach rechts. Danach schiebe ich die blaue Pyramide nach oben.“, wodurch Äußerungen immer wieder überarbeitet und abwechslungsreich gestaltet wurden. Mit der Zeit korrigierten sich die Schülerinnen und Schüler immer eigenständiger.
Ich hatte das Glück, auch mein Referendariat an dieser Schule beginnen zu dürfen und konnte die Entwicklung der DaZ-Kinder so verfolgen. Der Weg, den wir gemeinsam beschritten hatten, war genau richtig gewesen.
Resümee
Mein Fazit aus Studium, Arbeit im Projekt und auch dem Ehrenamt ist schlicht aber dennoch wertvoll. Man nehme ein wenig von der Theorie aus dem Studium, ein wenig pädagogisches Feingefühl und jede Menge Persönlichkeit. Die Kinder mit allen Sinnen ehrlich ansprechen, sie sprachlich an ihren Interessen packen, so gelingt gutes Sprachlernen. Ich verspreche es euch …