Der Klassenrat fördert das demokratische Miteinander in der Klasse und ist in der Grundschule, in der ich unterrichte, Teil des Qualitätsprogramms. Bei uns hat der Klassenrat einen festen Platz im Stundenplan und das bereits in den ersten Klassen.
Einmal pro Woche sitzen die Kinder in ihren jeweiligen Klassen gemeinsam in einer Gesprächsrunde zusammen. Sie beraten, diskutieren und entscheiden beispielsweise über gemeinsame Aktivitäten und Anschaffungen, über Organisatorisches, über neue Ideen, aber auch, was für viele Schülerinnen und Schüler ganz wichtig ist, über die gemeinsame Klärung von Streitigkeiten.
An dieser Stelle besteht die Gefahr, dass die Thematisierung von „Zweierkonflikten“ in den Vordergrund rückt. Dies kann dadurch vermieden werden, dass man gemeinsam festlegt, dass ein im Klassenrat zu thematisierender Konflikt immer mindestens drei Schülerinnen und Schüler betreffen muss.
So funktioniert der Klassenrat
Entscheidend für eine zielführende Durchführung des Klassenrats ist die Vergabe fünf fester Rollen mit klaren Aufgaben und Anforderungen:
- Der Vorsitzende führt durch die Tagesordnung und leitet die Diskussion.
- Der Regelwächter achtet auf die Einhaltung der festgelegten Gesprächs- und Verhaltensregeln.
- Der Protokollant notiert den Ablauf und vor allem auch die Beschlüsse des Klassenrates.
- Der Zeitwächter achtet darauf, dass eine bestimmte Diskussionszeit nicht überschritten wird.
Alle anderen Kinder der Klasse sind die „Ratsmitglieder“ (5.), die die eingereichten Anliegen diskutieren, gemeinsam Lösungen finden und zu Ergebnissen kommen.
Nach meiner Erfahrung hat es sich in der Einführungsphase des Klassenrats bewährt, die fünf Rollen für mehrere Wochen festzulegen. Haben die Schülerinnen und Schüler Sicherheit im Ablauf gewonnen, ist es auch möglich, die Rollen von Woche zu Woche verteilen zu lassen. Auch die Rollenverteilung nehmen die Kinder dann selbstständig vor.
Ein klar strukturierter Ablauf des Klassenrates erleichtert den Schülerinnen und Schülern, sich auf die Inhalte der gemeinsamen Diskussionen zu konzentrieren.
Ich nehme in der Regel nicht am Klassenrat teil, sondern habe eine beobachtende Rolle und greife nur dann ein, wenn Schwierigkeiten entstehen und die Kinder alleine nicht weiterkommen. Einige von den angesprochenen Themen scheinen mir manchmal banal, doch allein die Kinder entscheiden darüber, was wichtig ist, besprochen zu werden.
Themen für den Klassenrat
Für die Themenfindung ist der „Klassenratsbriefkasten“ wichtig. In diesem sammeln die Schülerinnen und Schüler ihre Anliegen und werfen die Zettel in den Kasten. Dies sollte in der Regel nicht anonym geschehen.
Während der Sitzung des Klassenrats liest der Vorsitzende alle Anliegen vor, die im Klassenratsbriefkasten liegen. Ist ein Anliegen nicht mehr aktuell, wird es verworfen. Weitere Anliegen können mündlich gesammelt werden. Auch ich bringe auf diesen Wegen Themen in den Klassenrat ein.
Sollten einmal keine Anliegen für den Klassenrat vorliegen, sollte dieser nicht ausfallen. In diesem Fall bietet es sich an, mit den Schülerinnen und Schülern den Ablauf im Klassenrat zu optimieren (Gesprächsregeln wiederholen, Protokolle verfassen etc.).