Dem Bewegungsbedürfnis von Kindern gerecht werden

„Der Mensch, der sich nicht bewegt, verletzt sich selbst in seinem tiefen Wesen, verzichtet auf sein Leben.“ (Montessori)

Kinder, und gerade Schulanfänger, haben aus ihrer Natur heraus ein sehr hohes Bewegungsbedürfnis. Der Körper befindet sich im Wachstum, die kindliche Neugier möchte das komplette Können erfahren, neue Räume wollen erkundet werden. Gehirn und Körper wachsen und entfalten sich.

Der geistigen Entwicklung wird in unserem Schulsystem weitgehend Rechnung getragen, die körperliche Betätigung kommt oftmals noch zu kurz. Bewegung nach Vorschrift, also nur zu Pausenzeiten, reicht tatsächlich oft nicht. Je jünger nämlich das Kind, desto wichtiger der Ausgleich zwischen geistiger und körperlicher Aktivität.

„Strukturen der Intelligenz können nur durch konkrete Aktivität gebildet werden.“ (Piaget)

Nicht nur die Balance zwischen Körper und Geist soll so gewährleistet sein, auch vertieft sich das Lernen durch Bewegung, da die tatsächliche Aktivität das Gehirn auf einer anderen Ebene anregt und somit ganzheitlich aktiviert. Dass es für das Unterrichtsklima an sich förderlich ist, ausgeglichene und entspannte Lerner beisammen zu haben, erklärt sich von selbst.

„Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.“ (Sokrates)

Nachfolgend beschreibe ich einige praktikable, längere und kürzere Aktivierungsmöglichkeiten, die auch euren Unterricht rhythmisieren und beleben können. Das Schöne ist: Erste Ergebnisse zeigen sich schnell, das Repertoire kann man nach und nach erweitern und Lehrern sowie Schülern erleichtern solche „aktiven Pausen“ das Miteinander.

  • Laufdiktat Lernwörter (später auch kurze Sätze) werden im Raum an verschiedenen Stellen deponiert und die Kinder laufen dorthin. Jetzt ist Merkfähigkeit gefragt, denn der Papierstreifen bleibt an Ort und Stelle. Zurück am Platz notiert das Kind dann hoffentlich fehlerfrei ins Heft. Wer etwas vergessen hat oder unkonzentriert war, muss noch einmal los. Die Kontrolle erfolgt am besten zentral an der Tafel oder durch den Lehrer im Nachhinein.
    Bewegung und Lernen in Kombination
  • Pferderennen Oft wird es im Morgenkreis nach längerem Erzählen unruhig. Da könnte ein „Pferderennen“ Abwechslung schaffen! Nach Anweisung wird das Hufgetrappel (Hände auf dem Oberschenkel) immer schneller, in Kurven lehnt sich jeder Reiter nach rechts oder links, es gibt gefährliche Sprünge usw. Nach einem anstrengenden Rennen schlafen die Pferde ein (Augen zu) und der Stallmeister (Lehrer) schickt besonders ruhige Schüler per Antippen zurück auf ihren Platz. Dabei darf kein anderer durch Berührungen oder Geräusche gestört werden.
    nach einem längeren Sitzkreis am Boden
  • Kopfrechnen im Dauerlauf Die Schülerinnen und Schüler stehen an ihrem Platz. An der Tafel steht die vereinbarte Zielzahl, die bei den nun folgenden Aufgaben erreicht werden soll. Alle joggen am Platz, der Lehrer nennt Aufgaben aus dem bekannten Zahlbereich. Passt eine Aufgabe zum Zielergebnis, stehen die Kinder still. Positiv hier ist, dass auch schwächere Rechner Erfolgserlebnisse haben – selbst wenn sie sich bloß an der Masse orientieren.
    Kopfrechenphase als mathematische Zwischenübung
  • Lieder, die zum Bewegen animieren Auf dem Markt gibt es unzählige Lieder und sogar ganze Tonträger, die speziell auf das Bewegungsbedürfnis von Kindern abgestimmt sind. Wer als Lehrer nicht selber musizieren mag oder kann, ist damit sicherlich bestens bedient.

    Bewegung ist eines der Grundbedürfnisse von Kindern – und höchst funktional für Lernprozesse (Illustration: fotolia.com, New York, Robert Kneschke)

Alles in allem gilt aber für Lehrer wie für Schülerinnen und Schüler: Man muss sich wohlfühlen, bei dem, was man tut. Und wer sich schon als Kind gerne bewegt, scheut auch als Erwachsener nicht die Aktivität. Oder, um ein weiteres Zitat zu bemühen:

„Der Wille bestimmt die Bewegung.“

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