Als frischgebackene Lehrerin war mir oft mulmig zumute, wenn vor oder nach dem Schultag ein Elternteil in der Tür stand und mit mir reden wollte. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass mir sogleich meine ganzen Fehler vorgehalten würden, dass ich vielleicht sogar einen Gesprächstermin vergessen oder das entsprechende Kind große Probleme in der Schule hätte. – Nur zur Beruhigung für alle, die gerade am Anfang ihrer Lehrerlaufbahn stehen: Meist traf keine der genannten Befürchtungen zu.
Viele Eltern suchen das Gespräch, weil sie unsicher sind: Wie gibt sich mein Kind im Unterricht? Wie kann ich auch zuhause gezielt fördern? Hat mein Kind schon Freunde gefunden? Oft sind es also nur die kleinen Sorgen, die die Mütter und Väter zu uns bringen. Natürlich gibt es Fälle, die kniffliger sind, weil es tatsächlich Probleme im Schulalltag des Kindes gibt: Leistungsabfall, andauernde Konflikte oder gar Schulangst. Aber auch hier haben wir es leicht, denn beide Seiten wollen das Beste für das Kind.
Eltern zu Helfern machen
Doch Elternarbeit kann viel mehr als nur bei der Lösung von Problemen eingesetzt werden. Man kann die elterliche Unterstützung auch als Hilfe für das eigene Unterrichten nutzen. Doch wie kann das aussehen, ohne dass ich dabei meinen pädagogischen Freiraum verliere?
Hier meine Tipps:
- Stellt ein Elternblatt oder -heft zusammen mit Informationen, wie Grundschüler im häuslichen Umfeld gefördert werden könnten: Einkaufszettel selber schreiben, kleine Besorgungen selbst übernehmen, Aufgaben im Haushalt übernehmen, zusammen Ausflüge planen.
- Nehmt Eltern – in Absprache mit der Schulleitung – als Aufsichtsperson zu Wandertagen mit. Damit gewinnen sie Einblick in eure Arbeit und fühlen eure Wertschätzung.
- Ladet Eltern oder Verwandte eurer Schülerinnen und Schüler zu sachunterrichtlichen Themen ein, um aus ihrem Alltag zu eurem Unterricht beizutragen. Das können bestimmte Berufe sein oder ganz besondere Hobbys, aber auch Fremdsprachen oder kulturelle Eigenheiten.
- Nutzt Projekte, um die Ergebnisse Eltern in einer Ausstellung oder Vorführung zu präsentieren. Auch sportliche Wettbewerbe eignen sich hierfür perfekt!
Wenn Eltern außerdem wissen, dass bereits kleine Handgriffe genügen, um euch die Arbeit in der Schule zu erleichtern, geht ihr schon ein großes Stück Hand in Hand.
Was können Eltern tun?
- sich Zeit nehmen für das Schulkind: Was hast du heute gemacht? Was sind deine Hausaufgaben? Was musst du morgen mitnehmen? Möchtest du etwas besprechen?
- Kommunikationswege nutzen: Haben Eltern keine Möglichkeit, zu eurer Sprechstunde zu kommen, bietet ihnen Alternativtermine an, nehmt euch vor dem Schultag ein paar Minuten Zeit oder tauscht euch via Kontaktheft oder E-Mail aus. Denkt evtl. auch über einen monatlichen Newsletter nach.
- sich in den Schulalltag einbringen: Werden beim Sportfest noch Betreuer benötigt? Können Eltern das Bastelmaterial für die Klasse besorgen? Fragt eure Klasseneltern, ob sie etwas Besonderes zur Arbeit in eurer Klasse beitragen können.
Grenzen der Elternarbeit klären
Wo wir als Lehrer aber unbedingt eine Grenze ziehen sollten, ist unser Lehren. Wir machen uns am Anfang des Schuljahres Gedanken, wo wir mit den Schülern hin wollen. Die gewählten Unterrichtsmethoden ergeben sich aus unserer pädagogischen Erfahrung, nicht immer ist das für Außenstehende klar ersichtlich. Deshalb bietet es sich an, neue oder ungewöhnliche Wege in unserem Unterricht den Eltern vorweg kurz vorzustellen. Das schafft Transparenz in der Elternarbeit – und Vertrauen.
Mein Fazit
Eltern sollen im Schulalltag also unbedingt mitmischen, das spricht für ihr Interesse am Unterricht ihres Kindes. Ein Einmischen in unser Tun als Lehrkraft verliert damit womöglich an Notwendigkeit. Also kein Grund mehr zur Sorge bei unerwartetem Elternbesuch!