Gesundheit im Lehrerberuf: Was du für dich tun kannst (3)

Oft drehen sich meine Gedanken nur um die Schule. Passende und differenzierte Angebote sind oft nicht ganz so einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Also fülle ich diese Lücken und gestalte eigene Arbeitsmaterialien. Hinzu kommen die schulischen Veranstaltungen neben dem Unterricht. Ich komme gut und gern auf ein hohes Arbeitspensum. Das geht an die Substanz und die Gesundheit.

Dummerweise gelingt es mir dann nicht, meinen Job als Job zu sehen, der zeitlich begrenzt ist. Aber: Die Schule ist kein 24h-Job!

Gute Lehrkräfte sorgen auch für sich und ihre Gesundheit!

Umso wichtiger ist es deswegen, sich seiner eigenen Ressourcen im vernünftigen Rahmen zu bedienen. Die sind nämlich nicht grenzenlos verfügbar!

Und genau deswegen musste ich es lernen, mich dem Schulleben gegenüber auch abzugrenzen. Das fängt bei der zeitlichen Arbeitsorganisation an und hört bei Perfektion auf. Unsere Schüler brauchen gute Lehrkräfte! Gut ist man aber nicht nur durch das, was man theoretisch auf dem Kasten hat. Gut kann man erst dann sein, wenn man selbst gut und verantwortungsvoll für sich und seine Gesundheit sorgt. Es ist ja in der Regel nicht so, dass der Lehrerjob beendet ist, sobald die Schultür hinter dir ins Schloss fällt …

Strukturen erhalten Ressourcen

Nachdem ich selbst in eine negative Arbeitsspirale gerutscht bin, habe ich mir eine zeitliche Struktur überlegt. Viele Arbeiten erledige ich direkt in der Schule. Für alles, was ich daheim vorbereiten muss, lege ich mir eine Deadline. Dann schalte ich ab und lege die Lehrerrolle bis zum nächsten Morgen ad acta!

Auch gegenüber den Eltern meiner Schüler habe ich mich abgegrenzt. Bei Elternabenden bin ich sehr transparent und gebe viele Informationen zu grundsätzlichen Erwartungen an Kinder und Eltern. Die Eltern bekommen dabei möglichst detaillierte Infos zu Unterrichtsabläufen der kommenden Wochen/Monate. Das ist in der Vorbereitung viel Arbeit, erspart aber Folgegespräche. Die Eltern haben so viele Infos, dass sie genau wissen, was auf unsere gemeinsamen „Schützlinge“ zukommt. Für Gespräche zwischen Tür und Angel stehe ich danach nicht mehr zur Verfügung – Termine vergebe ich jedoch gern. Dazu können Eltern mir E-Mails schicken, auf die ich mich dann zeitnah durch ein persönliches Telefongespräch oder aber einer kurzen schriftlichen Antwort zurückmelde.

Anfangs war es für die Eltern befremdlich, da sie es irgendwie erwartet hatten, mich jederzeit zu eigenen Fragen oder Belange ihrer Kinder telefonisch erreichen zu können. Aber nachdem ich Ihnen erklärt hatte, dass Ämter oder Einkaufszentren auch begrenzte Öffnungszeiten haben, fiel der Groschen. Mittlerweile wissen sie, dass ich mir wirklich Zeit nehme, wenn es erforderlich ist und haben diese kleine Distanz meinerseits akzeptiert.

Wie ist deine Work-Life-Balance?

Aber das allein reicht noch nicht aus, um eine ausgewogene Work-Life-Balance hinzubekommen. An meinem persönlichen Tiefpunkt hatte ich keine Interessen mehr. Mein Leben bestand nur aus Schule und Familie – ich habe es nur nicht bemerkt!

Ich drehte mich in einer Abwärtsspirale, die meine Wahrnehmung verschleierte. Mir ist noch nicht mal aufgefallen, dass ich keine oder nur sehr wenig Privatgespräche mit Freunden, Bekannten, Kollegen und Nachbarn geführt hatte. Es war fast so, als wäre mein Privatleben ausgelöscht.

Kurzum: Die Arbeit nahm mein Leben fast vollends ein und machte mich letztendlich krank. Ein langer Weg zu einem normalen und gesunden Leben begann – doch dazu mehr im nächsten Beitrag.

Stress und Überforderung machen jedem irgendwann zu schaffen. (Foto: iStockphoto.com, Calgary (Cervo))

Ich möchte dich ermuntern, über deine Work-Life-Balance nachzudenken. Falls du auch das Gefühl hast, dass sich zu viel um Schule dreht und du es – wie ich – nicht als belastend empfindest, sei gewarnt. Es IST eine Belastung. Die Quittung dafür ist jedoch abhängig von deiner persönlichen Widerstandskraft, also deiner Resilienz gegenüber Belastungen. Auch wenn sie hoch ist, wird sie irgendwann ausgeschöpft sein.

Lass es nicht zu weit kommen und analysiere ganz neutral dein Arbeitspensum. Wie viel Zeit verbringst du in der Schule, wie viel für die Schule? Demgegenüber überlegst du, wie viel Zeit du für dein Privatleben erübrigst. Denke auch an die Dinge, die dir Spaß machen und belohne dich mit kleinen oder größeren Herzenswünschen, wenn du doch mal saisonbedingt etwas mehr Zeit für deinen Job aufwenden musst.

Anstrengungen müssen gewürdigt werden, also gönn‘ dir was Gutes!

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