Religionsunterricht in Klasse 1: Den Anfang gestalten

Der Religionsunterricht in Klasse 1 ist schon etwas ganz besonderes. Es ist ein Kennenlernen der Kinder auf einer ganz anderen, persönlichen und emotionalen Ebene. Einige Kinder haben schon eine Kinderbibel daheim und kennen Geschichten. Andere noch nicht. Wieder andere haben eine andere Glaubensrichtung. All diese Kinder möchte der katholische, evangelische oder der konfessionsübergreifende Unterricht abholen. Wie kann das aussehen?

Auf den Anfang kommt es an!

Ob ich als Lehrkraft in meiner eigenen Klasse oder in einer fremden Klasse Religion unterrichtet, eins habe ich gelernt: Auf den Anfang kommt es an. Ich meine damit, wie der Unterricht eingeläutet wird. Ich habe oft von Kindern (auch nach ihrer Grundschulzeit) die Rückmeldung bekommen, dass der Religionsunterricht und insbesondere der Anfang, immer besonders war. Denn anders als in anderen Fächern, wo es nach einer Begrüßung, direkt der Unterricht beginnt, startet der Religionsunterricht bei mir immer mit einem ritualisierten Anfangskreis. Den möchte ich euch heute vorstellen. 

Speziell für die erste Klasse habe ich mir etwas besonderes überlegt. Hier kommen die wichtigsten Punkte: 

  1. Ruhig in den Kreis kommen: 
    Ob Klangglocke, abzählen, nach der Reihe, Junge/Mädchen - auf eine leise und ruhige Art in den Kreis zu kommen, ist besonders wichtig. Die Grundstimmung wird somit aufgebaut. 
     
  2. Die Mitte gestalten: 
    Für den Anfang reicht ein farbiges Tuch (z.B. Jahreszeitenbezogene Farben), eine (LED-) Kerze, evtl. ein Kreuz oder ein schönes Bild. 
     
  3. Bibel: 
    Nach und nach stelle ich den "größten Schatz" der evangelischen und katholischen Religion da, die Bibel. Die darf in der Mitte nicht fehlen. 

     

Beispiel für unsere Mitte. (Foto: Sophie)

Nach und nach kommen weitere Elemente dazu: 

Kreuz: 
Da die Bibel groß und schwer ist, ersetze ich sie irgendwann durch das Kreuz. Es erinnert uns daran, dass Jesus sein Leben für uns hingegeben hat. 

Steine / Murmeln: 
Damit beginne ich die Gefühlsrunden. Jeder kann einen Satz zu Beginn sagen, wie es ihm geht / wie er sich fühlt / was ihn fröhlich oder traurig stimmt. So kenne ich die Gefühlszustände der Kinder, insbesondere die Erstklässler sind oft noch nervös, verunsichert und unruhig. Es auszusprechen hilft dabei, Barrieren abzubauen und gleichzeitig zu zeigen, es ist in Ordnung sich zu fühlen. 

Herz: 
Das Herz steht dafür, dass alle willkommen und geliebt sind. Geliebt von unserem Vater im Himmel, von den Eltern und von der Gemeinschaft. Alle sollen sich wohlfühlen und alle haben ihren Platz. 
 

Spiegel: 
"Schau in den Spiegel und du siehst Gottes größten Schatz." Wir alle sind Söhne und Töchter Gottes. Daran soll uns der Spiegel erinnern. 

Betende Hände: 
Diese setze ich ein, wenn wir ein Gebet sprechen. 

Lied: 
In jeder Anfangsrunde wird mindestens ein Lied gesungen. 

 

All diese Elemente führen dazu, dass eine gewisse Grundstimmung im Unterricht herrscht und dann kann mit dem eigentlichen Inhalt begonnen werden. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieser ritualisierte Beginn nicht nur wichtig ist, sondern auch mit der Zeit sehr schnell funktioniert und die Kinder sich toll darauf einlassen. 

 

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