Wie stelle ich die Tische, wie regele ich den Sitzkreis und wie stellen wir uns zur Schlange auf? Das alles sind Rituale von Anfang an. Ich berichte euch mal meine Gedanken dazu. Als ich den Klassenraum ganz am Anfang eingerichtet habe, war es mir zunächst wichtig, dass die Tische möglichst so stehen, dass es keine Einzeltische gibt. Die Kinder sollten sich für die erste Stunde erstmal setzen wie sie wollten, aber es sollte keiner alleine sitzen müssen. Die meisten wollten ja schon neben der Freundin oder dem Freund sitzen und auch die „neuen“ Kinder, die aus dem Kindergarten vielleicht noch keinen kannten, wollte ich direkt einbinden können. Ich hatte auch mehr Plätze als Kinder am Anfang, um einfach ein bisschen „Puffer“ zu haben, falls es Dreier-Konstellationen unter den Kindern gibt, die unbedingt zusammensitzen wollten. Tränen direkt am Anfang wegen der Sitzordnung, wollte ich möglichst vermeiden. Ich habe mich schnell für Gruppentische entschieden und hatte da direkt im Hinterkopf, den Tischgruppen später Farben zuzuordnen. Es gibt seit der dritten oder vierten Schulwoche also für die verschiedenen Tische feste Farben, die in Form eines stehenden Bilderrahmens (vom Möbelschweden) auch bis heute auf den Tischen stehen. Darin ist ein Bild von unserem Klassentier auf Papier in der jeweiligen Farbe gedruckt. So kann ich die Kinder unkompliziert tischweise aufrufen, tischweise belohnen (für gutes Arbeiten, für aufgeräumte Plätze, fürs leise Aufstellen…). Das mache ich durch eine positive Verstärkung anhand eines Verstärkerplans an der Tafel. Ist der grüne Tisch besonders leise, wandert der grüne Fuchs auf „super“, ist der gelbe Tisch wiederholt laut, wandert der gelbe Fuchs auf „Ermahnung“. So haben die Kinder direkt von Anfang an untereinander auf die Einhaltung der Regeln und Rituale geachtet und als Team am Tisch gearbeitet. Es ist auch keine Konkurrenz zwischen den Tischen entstanden. Dafür gibt es häufig genug einen Wechsel der Sitzordnung und die Kinder wissen, dass sie nicht dauerhaft dieselbe Tischfarbe haben.
Wenn die Tische stehen…
…ist noch lange nicht klar, wie die Kinder sitzen. Ich mache die neue Sitzordnung immer dann, wenn die aktuelle zu hapern beginnt und es sich mal wieder lohnen würde, die alte Ordnung umzustrukturieren. Manchmal kommt auch von den Kindern vermehrt die Anfrage, ob wir mal wieder die Plätze tauschen könnten, was ich dann auch gerne aufnehme. Naja und dann geht es los: Ich schreibe die Namen aller Kinder auf kleine Klebezettel, male mir den Sitzplan auf und klebe so lange hin und her, bis ich denke, dass es so klappen könnte.
Dabei gibt es natürlich vieles zu beachten und zu bedenken. Ich habe einige Kinder, die – sagen wir mal – ein hohes Mitteilungsbedürfnis haben. Diese verteile ich auf die verschiedenen Gruppentische, möglichst weit auseinander. Schwächere Kinder habe ich gerne im Blick und setze sie nach vorne. Einige Kinder müssen wegen des Hörens oder Sehens ebenfalls vorne sitzen. Ich setze gerne Junge und Mädchen nebeneinander und auch gegenüber, sodass es möglichst immer versetzt ist. Meine sprachschwachen Kinder setze ich vorzugsweise neben Kinder, die stark sind und eher gerne sprechen und gute Sprachvorbilder sind. Freundschaften beachte ich natürlich auch, aber ich finde, dass das eher ein Nebenaspekt ist. Freundschaften beachte ich eher, wenn es um Tischgruppen geht, nicht beim direkten Sitznachbarn. Miteinander arbeiten sollen sie ja schon mit jedem Mitschüler können. Wir besprechen das immer wieder. Tenor: „Gemeinsam Arbeiten heißt ja nicht beste Freunde sein müssen – und beste Freunde sein heißt nicht, dass man dann auch automatisch gut zusammenarbeiten kann.“ Das ist ja im Lehrerkollegium nicht anders – sage ich den Kindern auch immer wieder ganz offen.