Museum für Landtechnik und Landarbeit

„Vom Korn zum Brot“ – in welcher Schule wird zu diesem Thema kein Sachunterricht angeboten? Vielerorts lernen de Schülerinnen und Schüler mit möglichst allen Sinnen, was heute und auch früher nötig ist/war, um ein duftendes Brot herzustellen.

Dass ich diese Einheit fächerübergreifend gestalte, hatte ich hier bereits berichtet. Dabei habe ich jedoch ausgelassen, welchen außerschulischen Lernort wir dazu besucht haben.

Außerschulisches Lernen im Sachunterricht

Etwa eine Stunde Fahrtzeit mit einem Reisebus mussten wir in Kauf nehmen, um das besondere Museumsdorf zu besuchen. Für die Schülerinnen und Schüler war die Busfahrt schon recht aufregend, noch viel toller war jedoch der Aufenthalt im Museumsdorf. Hier konnten wir alle mit Kopf, Herz und Hand lernen, was ein reicher Getreide-Erntesegen für die Menschen bedeutet. Gerade das historische Lernen, das auch im Kerncurriculum verankert ist, wird hierbei absolut authentisch vermittelt.

Museum für Landtechnik und Landwirtschaft

Das Freilicht-Museum liegt im Weserbergland, in der Ortschaft Börry. Das unscheinbar wirkende Dörfchen hat das bewahrt, was durch moderne Erntemaschinen heutzutage auf den Feldern zu sehen ist. „Ein Museum zum Anfassen und Mitmachen“, das betont der Museumsleiter eindrücklich.

In mehreren Gebäuden sind alte Gerätschaften verschiedener Gewerke zu sehen. Der Schwerpunkt jedoch liegt auf der Getreideernte, weswegen wir diesen außerschulischen Lernort jedes Jahr besuchen.

Im Museum für Landarbeit und Technik können Kinder das Thema „Vom Korn zum Brot“ mit allen Sinnen erfahren. (Foto Nova)

Darum habt ihr Ferien!

Nachdem die Schülerinnen und Schüler ihre Blicke schweifen lassen durften, ging es auch schon los. Der Museumsleiter führte die Gruppe in einen Raum, in dem ein Fernseher steht. Dort zeigte er einen Film, der die Bauern und andere Dorfbewohner bei einer traditionellen Ernte zeigt. Witzigerweise moderierte er dies so interaktiv, dass der Eindruck entstand, die Menschen reagierten auf sein Kommando. Die Schülerinnen und Schüler erlebten so, wie die Ernte-Abläufe früher gewesen sind. Dass es durch die harte Arbeit keine Stresskrankheiten – wie heute – gegeben hat und auch keine Langeweile aufgetreten sei, betonte der Museumsleiter ganz besonders. Dabei erntete er ein müdes Lächeln meiner „Kleinen“. Aber als er drauf zu sprechen kam, dass die heutigen Sommerferien mit der Getreideernte zu tun haben, hörten alle Kinder gebannt zu. Sie konnten sich gar nicht vorstellen, dass die Kinder aus dem Dorf früher wochenlang aufs Feld mussten und dafür von der Schulpflicht vom örtlichen Bürgermeister befreit wurden.

Im Gegensatz zu früher, wird heute kaum noch Personal benötigt, um die Ernte einzufahren. Lediglich Maschinenführer der unterschiedlichen Erntefahrzeuge sind heute auf dem Feld zu sehen. „Vergesst also nicht, den Kindern von früher in Gedanken zu danken, denn die Ferien wurden ja nicht abgeschafft“, sagte der Museumsleiter mit einem zugedrückten Auge.

Historisches Lernen durch Mitmachen

Nach diesem Film durften die Schülerinnen und Schüler die Ernteabläufe schrittweise selbst erfahren. Zunächst ging es dafür in die große Scheune. Dort stehen zahlreiche Gegenstände, Wagen, Mähgeräte und noch viel mehr. In kurzen Schritten wurden diese vorgestellt, bevor am Ende der Scheune ein Kreis um einen Getreidehaufen gebildet wurde. Wir wurden in die Abläufe des Dreschens eingewiesen und dann ging es los!

In Vierergruppen wurde gedroschen. Ein Taktgeber gab das Kommando und die Dreschflegel schlugen im Vierertakt drauf los. Danach musste die Spreu vom Weizen getrennt werden. Dazu ging es zunächst auf die Straße. Ein Windhauch war kaum zu spüren, also blies der Museumsleiter in die Luft. „Das dauert doch viel zu lange!“, stellte ein Schüler fest. Daher schauten sich alle die Windmaschine an. Die Kinder durften abwechselnd Wind machen und trennten die Spelze von den Körnern. Die Körner wurden dann zur Ochsenmühle gebracht. Doch wo sind die Ochsen?

Diese wurden natürlich durch die Kinder ersetzt und so erfreuten sich alle daran, die Balken der Mühle per Hand zu drehen. „Ganz schön anstrengend!“, stellten einige von ihnen fest. Das so gewonnen Schrot roch ganz herrlich. Wie es mit der weiteren Bearbeitung von sich ging, erzählte der Museumsleiter im Schnelldurchlauf. Denn dafür gab es ja unseren zweiten Ausflug in die Bäckerei.

Die harte Arbeit hat sich gelohnt – die Kinder freuten sich über den selbst gemahlenen Schrot. (Foto: Nova)

Nach harter Arbeit wartet das Vergnügen

Doch bevor dieser Ausflug nach der harten Arbeit endete, gab es noch jede Menge Spaß! Mit alten Treckern und einem Kindertransport wurden Kinderaugen zum Strahlen gebracht. Der Museumsleiter lud die Gruppe auf eine Dorfrundfahrt mit dem alten Trecker ein. Die wartenden Kinder durften derweil Oldtimer für sich entdecken und auf ihnen Platz nehmen.

Es ist halt wirklich alles zum Anfassen – ein toller Ausflug, den ich allen Schulen im Weserbergland und naher Umgebung nur empfehlen kann. Die einstündige Busfahrt hat sich sowas von gelohnt!!!

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