In meinem letzten Beitrag habe ich davon berichtet, wie in meiner Klasse eine tägliche Erzählzeit den Erzählkreis nach dem Wochenende abgelöst hat. Immer nach den Ferien setzte ich eine weitere Variante des Erzählkreises ein: Die „Erzählinseln“.
Austausch in Kleingruppen als Ziel
Da ein langer Erzählkreis im Klassenverband gerade jüngeren Kindern noch sehr viel Konzentration und Durchhaltevermögen abverlangt, habe ich nach einer Alternative gesucht, in der die Schüler:innen sich in Kleingruppen austauschen. Die „Erzählinseln“ sind kleine Sitzkreise aus Kissen, die an mehreren Orten im Klassenzimmer oder auf dem Schulflur aufgebaut werden.
Zur Einführung der Methode habe ich den Kindern eine kleine Rahmengeschichte erzählt und in diesem Zusammenhang auch einige Regeln besprochen. Dazu zählt beispielsweise, dass auf den Erzählinseln nur in angemessener Lautstärke gesprochen wird, sodass die Insulaner sich gegenseitig verstehen, aber die Kinder der Nachbarinseln nichts von dem Gesprächsinhalt mitbekommen. Das ist besonders auch dann wichtig, wenn der Schulflur mitgenutzt wird.
So funktionieren die „Erzählinseln“
Nach einem akustischen Signal (z.B. mit der Klangschale) dürfen die Kinder sich einen Platz auf einer Insel suchen und ihren Mitschüler:innen von ihren Ferien erzählen. Der Aufenthalt auf der Insel beträgt jedoch nur ca. sechs Minuten. Das heißt: Die Insulaner müssen ihre Zeit gut einteilen, damit alle die Gelegenheit zum Erzählen haben. Als Hilfsmittel können die Kinder Sanduhren verwenden, damit sie ein Gefühl für die Gesamtzeit und ihren eigenen Redeanteil bekommen. Dabei kann z.B. für jede Insel eine Sanduhr mit sechs Minuten bereitgestellt werden, die gedreht wird, sobald alle Platz genommen haben. Oder die Schüler:innen bekommen ein- bis zweiminütige Sanduhren, die die eigene Redezeit anzeigen, bevor das nächste Kind mit Erzählen dran ist. Wird die Methode häufiger durchgeführt, entwickeln die Kinder in der Regel recht schnell ein Gefühl für die Zeiteinteilung und die Sanduhren sind nicht mehr notwendig.
Ist die Zeit abgelaufen, schlägt die Lehrkraft erneut die Klangschale an und die Kinder wechseln die Insel. Dabei ist wichtig, dass sich die Gruppenzusammensetzung ändert, damit die Kinder unterschiedliche Erzählpartner:innen haben. Ich lasse die Schüler:innen meist dreimal die Insel wechseln, da sie sonst auf immer mehr Kinder treffen, deren Erzählungen sie schon gehört haben (was aber auch interessant sein kann, weil die Geschichten meist mit jeder Erzählung variieren und sich weiterentwickeln).
Variation: Erzählimpulse setzen
Um die Kinder anzuregen, unterschiedliche Dinge aus den Ferien zu berichten, kann man ihnen Erzählimpulse vorgeben. In der Mitte der Inseln wird hierfür je ein Kärtchen mit einer Frage gelegt. Ein Vorteil dieser Variante ist auch, dass die Schüler:innen dann auf jeder Insel unterschiedliche Geschichten hören, auch wenn die Gruppenzusammensetzung nicht immer vollständig wechselt.
Erzählförderung mit Bewegung verbinden
Diese Alternative zum Erzählkreis ist besonders für die Klassen 1 und 2 geeignet, da die Kinder durch den Wechsel der Inseln mehrere kleine Bewegungspausen zwischendurch machen können. Dadurch lässt sich vermeiden, dass sie beim Zuhören immer zappeliger werden und irgendwann die Konzentration nachlässt. Von Vorteil ist dabei auch, dass die Kinder häufiger selbst zu Wort kommen als im klassischen Erzählkreis, weil sie auf jeder Insel erneut erzählen dürfen.