Meine DaZ-Sprachfördergruppe (2): Artikelsensibilisierung – der, die, das … was?

Die Artikelsensibilisierung ist das A und O im DaZ-Unterricht. Und zugleich ist es scheinbar das Schwierigste, das man da gleich zu Beginn erklären soll. Denn es folgt keinem System, die kleinen Wörter sind scheinbar wahllos den Namenwörtern zugeteilt und verändern sich auch noch im Gebrauch. Da habe ich gerade gelernt, dass es „DIE Schule“ heißt, aber lernen soll ich in „DER Schule“. Na, das versteh mal jemand …

Manche Sprachen haben das System der Artikel gar nicht oder in anderer Form. In einigen Sprachen werden – wie bereits berichtet – die Artikel an die Namenwörter angehängt oder sie sind gar nicht vorhanden oder nicht immer nötig. Im Deutschen aber ist diese Wortgruppe wichtig und später werden die Kinder nicht als kompetente Sprecher oder Schreiber angesehen werden, wenn sie die Artikel falsch verwenden. Es gibt sogar Lerner, die die Artikel scheinbar aus Verzweiflung irgendwann ganz weglassen. Und das kann und sollte ja nun nicht die Lösung sein! Was also tun?

Artikel lernen ohne fachliche Unterstützung

Farben sind die Lösung! Aus dem DemeK-Konzept (Deutsch in mehrsprachigen Klassen, Bezirksregierung Köln) wurden die Farben blau für „der“, grün für „das“ und rot für „die“ übernommen. Glücklicherweise findet man das auch in vielen Lehrwerken wieder, was den Kindern das Lernen meiner Erfahrung nach deutlich erleichtert.

Immer wenn wir neue Wörter lernen oder wiederholen, singen wir zu Beginn das Sesamstraßenlied „wer wie was …“ abgewandelt als „der die das …“-Lied und stellen dabei die Körbchen für die Farben in der Mitte auf. Statt der Körbchen kann man auch Filzunterlagen oder Plastikablagen oder … verwenden. Die Kinder benennen dann die Gegenstände auf den Bildkarten zum Beispiel „Mütze“ und lernen dann direkt dass es „DIE Mütze“ heißt und sortieren die Karte dem roten Körbchen zu. Nach demselben Prinzip landet „DER Gürtel“ im blauen Körbchen und „DAS T-Shirt“ im grünen. 

Die Kinder sortieren die Karten mit den Gegenständen dem Körbchen zu, dessen Farbe für den richtigen Artikel steht. (Foto: Mia)

In den Köpfen entsteht auf diese Weise eine Zuordnung zwischen dem Bild/Wort und der Artikelfarbe. Sie lernen nach und nach (durch Wiederholungen!) welches Wort welchen Artikel als Begleiter hat.

Farben auch als Hilfe bei der Deklination

Die Farbzuordnung hat einen weiteren großen Vorteil! Denn dadurch lassen sich grammatikalische Strukturen leichter erklären. Dabei ähneln sich häufig die DER (blauen) und DAS (grünen) Wörter. Die roten DIE Wörter hingegen müssen anders behandelt werden.

Ein Beispiel macht es deutlich: Bei „blauen Wörter“ und „grünen Wörter“ verändert sich zum Beispiel nichts, wenn ich sagen will „Das ist mein …“. Hier kann ich blaue und grüne Wörter einfach einsetzen:

Das ist mein Gürtel. („blaues Wort“ eingesetzt.) Das ist mein T-Shirt. („grünes Wort“ eingesetzt.)

Bei roten Wörtern hingegen verändert sich der Satz. Es muss dann eine Anpassung geben: „Das ist meine …“ Das ist meine Mütze. („rotes Wort“ eingesetzt.)

Und so können wir beim nächsten Wortschatzfeld direkt diese Übung übernehmen und werden sehen: Wieder bei blau und grün muss ich nichts verändern, bei den roten Wörtern aber wieder die kleine Änderung vornehmen!

Das war jetzt kompliziert? Ja, war es!

Da soll mal jemand sagen, die DaZis sollen das schnell lernen … wenn sogar wir Deutschen es zum Teil zweimal lesen müssen.

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