Wie kann ich mit der Klasse möglichst stressfrei in den neuen Schultag starten? Mit dieser Frage habe ich mich seit dem Referendariat beschäftigt, als ich das erste Mal Klassenlehrerin einer eigenen Klasse war. Nachdem ich einige Vorgehensweisen ausprobiert habe, bin ich mit einem aktuellen Ritual sehr zufrieden. Deshalb möchte ich euch heute meinen Start in den Schultag vorstellen.
Die lange To-Do-Liste am Morgen
Gerade am Morgen häufen sich oft die Dinge, die am besten noch vor Unterrichtsbeginn zu erledigen sind: Rücklaufzettel und fehlende Proben einsammeln, Nachrichten und Anfragen für einen Sprechstundentermin beantworten, Hausaufgabe abgeben und im Idealfall auch noch grob auf Vollständigkeit überprüfen. Damit ich am Morgen für die organisatorischen Dinge ein wenig Luft habe, beginnen die Kinder in meiner Klasse mit einer Morgenaufgabe.
Ankommen und den Schultag vorbereiten
Das heißt, die Kinder kommen ab 7:45 Uhr im Klassenzimmer an und dürfen sich zuerst kurz mit ihren Mitschüler:innen in angemessener Lautstärke austauschen. Sie haben dabei jedoch auch die Aufgabe, ihren Arbeitsplatz für den Schultag herzurichten. Dazu gehört das Federmäppchen auszupacken, Elternbriefe etc. abzugeben und die Materialien für die Morgenaufgabe auf den Tisch zu legen. Was die Kinder genau für die erste Schulstunde benötigen, erfahren sie an der Tafel. Für Schulanfänger:innen verwende ich hierfür Bildkarten, in den höheren Jahrgangsstufen notiere ich die Morgenaufgabe an der Tafel.
Kurz vor 8 Uhr spiele ich dann unser Morgenlied ab. Die ruhige Musik signalisiert den Kindern, dass sie spätestens jetzt leise am Platz sitzen und mit der Morgenaufgabe beginnen sollen. Typische Morgenaufgaben können sein: einen Hefteintrag fertigstellen, an einer Aufgabe vom Vortag weiterarbeiten oder sich ein Übungsblatt aussuchen. Wichtig ist, dass die Kinder die Aufgabe selbstständig erledigen können, damit ich Gelegenheit habe, mich um die organisatorischen Dinge zu kümmern. Je nachdem, wie viel Zeit ich hierfür benötige und wie umfangreich die Morgenaufgabe ist, kann ich diese Phase länger oder kürzer halten. Meistens arbeiten die Kinder ca. 15 Minuten, bevor wir zum zweiten Teil unseres Morgenrituals übergehen.
Der Morgenkreis: Gemeinsamer Start in den Schultag
Nach der ruhigen Anfangsphase, die den Kindern auch Gelegenheit gibt, im heutigen Schultag und in der Klasse anzukommen, treffen wir uns nun im Sitzkreis. Zum Einleiten dieser Phase verwende ich ebenfalls ruhige Musik. Ein Helferkind tippt seine Mitschüler:innen an, die sich daraufhin leise ein Kissen holen und sich einen Platz im Kreis suchen. Das Helferkind leitet anschließend auch unser Kreisritual. Als kleine Hilfestellung kann es dabei das Geheft verwenden, das für jeden Bestandteil unseres Morgenkreises ein Kärtchen enthält.
Nach einer gemeinsamen Begrüßung werden die Kinder gezählt und das Datum genannt. Anschließend folgt die Inforunde. Dabei informiere ich die Klasse über Wichtiges für den heutigen Schultag und einige Kinder dürfen etwas erzählen oder zeigen. Welchen Hintergrund diese tägliche „Erzählzeit“ hat, könnt ihr hier nachlesen.
Ein kleines Achtsamkeitsritual zwischendurch
Highlight für die meisten Helferkinder ist der letzte Teil unseres Morgenrituals, für das sie die Pfauenfeder benötigen. Alle Kinder schließen die Augen und strecken ihre Hände nach vorne. Das Helferkind darf mit einer Feder leicht über die Finger streichen und signalisiert dem jeweiligen Kind dadurch, dass es leise sein Kissen aufräumen und sich an den Platz schleichen soll. Dieses kleine Achtsamkeitsritual zwischendurch sorgt dafür, dass die Kinder noch einmal runterkommen, bevor wir anschließend mit neuer Energie in einer aktiveren Phase gemeinsam neuen Unterrichtsstoff erarbeiten.
Wenn ihr die Kärtchen für euren Morgenkreis verwenden möchtet, könnt ihr sie hier herunterladen: Datei Morgenkreis