„Wir werden Fußballweltmeister.“
Für meine Drittklässler ist die WM gerade viel aufregender als die bevorstehenden Zeugnisse oder die Aussicht auf die Sommerferien. Vor allem die Jungen haben kaum ein anderes Thema.
Zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel machten wir einen Klassenausflug in einen Zoo. Da meine Klasse immer gerne singt, vor allem unterwegs, nutzten die Kinder auch diesmal die Gelegenheit. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ wurde lautstark geschmettert. Dabei war es den Kindern egal, dass sie die erste Liedzeile aus Mangel an Kenntnis über den Rest der Strophe immer wieder gesungen haben, den restlichen Text also schlichtweg ignorierten. Wenigstens stimmte die Melodie einigermaßen.
Mit gutem Gewissen Abweichung vom Lehrplan
Meine Klasse hat es durch Geschwisterkinder oder Freunde mitbekommen, dass die 4. Klassen im Musikunterricht das Kaiserquartett von J. Haydn und darauf aufbauend die Deutsche Nationalhymne besprochen und natürlich auch gesungen haben. Der schuleigene Lehrplan sieht die Themen auch erst im 4. Schuljahr vor. Ich musste für meine 3. Klasse nicht lange überlegen und habe kurz entschlossen eine Geschichts- und Musikstunde umfunktioniert und den Kindern die Entstehung der Deutschen Nationalhymne erklärt, den Text besprochen und das Lied gesungen. Natürlich konnten es sich einige Jungen nicht verkneifen, beim Singen schauspielerisch talentiert andächtig zu singen, dabei die rechte Hand auf das Herz zu legen, ganz so wie sie es bei Fußballern sehen oder vermuten.
Ob alle Kinder den Inhalt oder den Bezug zwischen Kaiserquartett und Nationalhymne verstanden haben, war mir in diesem Zusammenhang nicht wichtig. Dazu ist auch im nächsten Schuljahr noch Zeit. Aber das Thema „Nationalhymnen“ im Jahr der WM ist viel aktueller als im Jahr danach und diesen Bezug wollte ich mir zunutze machen.
Nationalhymnen anderer Länder
Zwar sind alle Schülerinnen und Schüler meiner Klasse in erster oder zweiter Generation in Deutschland geboren, aber sie identifizieren sich dennoch mit der Herkunft ihrer Eltern oder Großeltern. So ist es bei uns der Fall, dass wir Kinder mit Migrationshintergrund aus verschiedenen Ländern Europas und auch aus Afrika haben. Wir haben uns also auch die Nationalhymnen der Länder angehört, von denen wir sonst nichts wissen, aber auf die noch so kleinste Weise eine Verbindung besteht.
Feeling wie auf dem Fußballfeld
Es ging schnell weiter mit den Nationalhymnen. Die Kinder hörten mit Respekt zu, auch wenn sie den Text nicht verstanden haben und erst recht nicht mitsingen konnten. Fast war es ein wenig wie auf dem Fußballfeld zur WM.