In meinem letzten Beitrag habe ich von einem jahrgangsstufenübergreifenden Projekt berichtet, bei dem Kinder aus der vierten Jahrgangsstufe meine Zweitklässler:innen beim Lesenlernen unterstützten. Die Lesetandems haben sich ein halbes Jahr lang einmal in der Woche zum Üben getroffen. Mit der Zeit wurden die Lesetandems dabei zu eingespielten Teams, sodass sich die Methode über die Zeit zum Selbstläufer entwickelte.
Wenn ihr nun auch Lust habt, Lesetandems auszuprobieren, können diese praktischen Tipps bei eurer Planung helfen:
Tipp 1: Sich viele Gedanken über die Zusammensetzung der Lesetandems machen
Es ist empfehlenswert als Lehrkraft die Tandems selbst einzuteilen, um Frust bei den Kindern zu vermeiden. In erster Linie ist dabei natürlich das Leseniveau der Kinder relevant. Denn so braucht beispielsweise eine lesestarke Sportlerin auch einen fitten Trainer, der besonders ausdrucksstark vorlesen und in dieser Hinsicht ein Vorbild sein kann.
Aber entscheidend ist auch, dass die Kinder von ihrer Persönlichkeit her zueinander passen. Also lohnt es sich bei der Einteilung z.B. auch zu überlegen: Welche Kinder haben besonders viel Geduld, um auch sehr schwache Leser:innen zu unterstützen und zu motivieren?
Möglicherweise stellt man dann bei der Durchführung fest, dass manche Teams doch nicht so gut zusammenarbeiten können. Es spricht nichts dagegen, die Kombinationen noch einmal zu ändern. Ziel ist jedoch, dass die Lesetandems zu einem eingespielten Team werden, was nur klappt, wenn die Tandems nicht zu häufig zu wechseln.
Tipp 2: Kommunizieren mit den Kindern üben
Vor allem wenn sich die Teams noch nicht so gut kennen, kann es für die Sportler:innen unangenehm sein, von den Trainer:innen verbessert zu werden. Und auch die Trainer:innen schaffen es nicht immer auf Anhieb, Kritik so zu formulieren, dass sie nicht verletzt. Als kleine Vorübung eignen sich deshalb Rollenspiele. Die Kinder bekommen hier im geschützten Rahmen die Möglichkeit zu üben, wie eine Rückmeldung zum Lesen freundlich und sachlich geäußert werden kann. Und auch das Loben ist oft kein Selbstläufer. Gemeinsam können z.B. Sätze gesammelt werden, wie die Sportler:innen für ihre Anstrengung und die Verbesserungen gelobt werden können.
Tipp 3: Geeignete Texte auswählen
Da der Text mehrmals hintereinander gelesen wird, sollte er nicht zu lang sein. Es lohnt sich, von Beginn an mit sowohl qualitativ als auch quantitativ differenzierten Texten zu arbeiten. Das erhöht zum einen die Chance auf Erfolgserlebnisse, die für alle Beteiligten wichtig sind, um die Motivation für die Methode aufrecht zu erhalten. Außerdem sorgt es dafür, dass alle Tandems ungefähr gleich lang lesen und die stärkeren Gruppen nicht nach wenigen Minuten bereits fertig sind.
Um die Lesemotivation zu steigern, sind zudem Texte geeignet, welche die Kinder vom Thema her interessieren. Wir haben z.B. kurze literarische Texte eingesetzt, aber auch Sachtexte wie aktuelle Kindernachrichten. Wichtig dabei ist, dass möglichst wenig unbekannte Wörter vorkommen und der Text nicht zu komplex ist.
Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, allen Teams den gleichen Text in differenzierter Form zur Verfügung zu stellen. So kann im Anschluss an die Lesetandems im Plenum noch über den Textinhalt gesprochen werden. Dann werden nicht nur die Leseflüssigkeit trainiert, sondern noch weitere Aspekte der Lesekompetenz gleich mitgefördert.
Ausblick
Was mich bei den Lesetandems mit den Viertklässler:innen am meisten begeistert hat, erfahrt ihr im kommenden Beitrag. Außerdem stelle ich euch dann den Ablaufplan und die Schilder zum Umhängen zum Download zur Verfügung.