Im vorherigen Beitrag habe ich euch einen Einblick in unsere Stationenarbeit gegeben, in der die Kinder typische Merkmale der Hundertwasser-Architektur exploriert haben. Nach dieser praktischen Vorerfahrung konnte es also endlich an die Gestaltungsaufgabe gehen. Wir werden selbst zu Architektur-Doktoren!
Hundertwasser Architektur – einfach nur bunte Häuser?

Die Kinder waren sich in den vorherigen Stunden einig: Die Hundertwasser-Häuser schauen einfach toll aus! Doch auch die dahinterstehende Philosophie Hundertwassers beschäftigte sie. Hundertwasser wollte mit seiner Architektur erreichen, dass sich Menschen beispielsweise durch die vielen bunten Farben in den Häusern wohl fühlen, gleichzeitig aber mit der Natur im Einklang leben. Wie wäre es wohl, in so einem Haus zu leben?
Hundertwassers Architektur eignet sich also nicht nur als Thema für den Kunstunterricht, sondern auch sehr gut als Ausgangspunkt für philosophische Fragestellungen im Ethikunterricht.
Die Kinder als Architektur-Doktoren: Wir verarzten unsere Schule
Die Kinder haben verstanden, dass die Architektur immer auch einen Einfluss auf die Menschen hat, die darin wohnen. Diesen Gedanken wollten wir etwas weiterzuspinnen: Stelle dir vor, unsere Schule würde zu einem Hundertwasser-Haus umgestaltet werden! Wie könnte unsere Schule aussehen und würde sich dadurch auch unser Lernen verändern?
Die Kinder durften sich also als „Architektur-Doktoren“ betätigen, d.h. unser Schulgebäude nach Hundertwassers Ideen zu verändern. Hierfür wird als Malgrund ein Foto des Schulhauses verwendet, das mit Bunt- und Filzstiften sowie mit verschiedenfarbigem Tonpapier zu einer Hundertwasser-Collage umgestaltet wird.

Für die höheren Jahrgangsstufen kann die Gestaltungsaufgabe erweitert werden. In einer vierten Klasse habe ich die Kinder auf das Foto ein Butterbrotpapier kleben lassen. Aufgabe war es dann zuerst, den Umriss unseres Schulgebäudes abzupausen. Danach durften die Kinder das Schulgebäude „verarzten“.
Reflexion: Wie fühlt es sich an, in einer Hundertwasser-Schule zu lernen?
Unsere Reflexion am Ende der Gestaltungsphase war schließlich zweigeteilt: Zum einen ging es um den künstlerischen Aspekt und die wertschätzende Kommunikation über die Ergebnisse anderer Kinder: Sieht unsere Schule jetzt aus wie ein Hundertwasser-Haus? Welche Merkmale sind besonders gelungen?
Wir haben jedoch auch darüber nachgedacht, ob sich das Schulleben und das Lernen verändert, wenn der Unterricht in einem Hundertwasser-Haus stattfindet. Hier eine kleine Auswahl der Gedanken der Viertklässler:innen:
Die Kinder fühlen sich wohler, wenn sie zur Schule gehen, weil das Gebäude bunt und schön ist. Schule macht also mehr Spaß!
Es kommt dadurch auch zu weniger Sachbeschädigung, weil die Kinder mehr auf das schöne Schulgebäude aufpassen.
Die Kinder können konzentrierter arbeiten, weil die Pflanzen sie mit frischem Sauerstoff versorgen.
Wenn die Schüler:innen sich um die Pflanzen kümmern, wird die Natur insgesamt mehr wertgeschätzt.
Die Kinder hatten also viele Ideen und kamen auch ziemlich ins Grübeln. Der Gedanke, dass das Verantwortungsgefühl gegenüber der Natur wächst, wenn man sich selbst um Pflanzen kümmert, hat mich wiederum auf eine weitere Gestaltungsidee gebracht. Diese stelle ich euch in meinem nächsten Beitrag vor. Diesmal wird es plastisch!